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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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peinlich.
    Er konnte über die banalsten Dinge sprechen und schaffte es trotzdem, sie interessant klingen zu lassen. Ich liebte den Klang seiner Stimme und wäre auch dann zufrieden gewesen, wenn er mir die Namen aus dem Telefonbuch vorgelesen hätte. War es so, verliebt zu sein?, fragte ich mich.
    Während Xavier sich am Seitenrand seiner Rede Notizen machte, biss ich in meine Focaccia mit gegrilltem Gemüse und verzog das Gesicht, als ein bitterer Geschmack meine Geschmacksnerven angriff. Gabriel hatte uns mit den meisten Lebensmitteln vertraut gemacht, aber es gab immer noch vieles, das ich probieren musste. Ich klappte das Fladenbrot auf und betrachtete die Paste, die unter das Gemüse geschmiert war.
    «Was ist das?», fragte ich Xavier.
    «Das müsste eine Aubergine sein», antwortete er. «Gelegentlich auch Melanzani genannt.»
    «Nein, das andere Zeug!» Ich zeigte auf die Schicht aus krümeliger grüner Paste.
    «Keine Ahnung, gib mal her.» Ich beobachtete ihn, wie er einen vorsichtigen Bissen nahm und nachdenklich kaute. «Pesto», verkündete er.
    «Warum muss bloß alles so kompliziert sein», sagte ich genervt. «Sogar Sandwiches.»
    «Du hast ja so recht», sann Xavier. «Pesto macht das Leben viel komplizierter.» Er lachte und biss noch einmal ab. Seinen eigenen unberührten Salat-Wrap schob er mir zu.
    «Ach Quatsch», protestierte ich. «Iss dein eigenes Mittagessen. Ich komme mit dem Pesto schon klar.»
    Doch Xavier weigerte sich, mir mein Sandwich wiederzugeben. Ich gab es auf, aß stattdessen sein Wrap und genoss die Vertrautheit zwischen uns.
    «Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben», sagte er. «Ich bin ein Kerl, ich esse alles.»
     
    Als wir nach der Mittagspause zurück zum Unterricht gingen, stießen wir im Gang auf große Aufregung. Die Leute sprachen aufgelöst über irgendeinen Unfall. Keiner wusste genau, wer betroffen war, aber die Schüler strömten in Richtung Hauptausgang, wo eine Menschenmenge etwas oder jemanden umringte. Ich spürte menschlichen Schmerz und fühlte eine Panikwelle in meiner Brust aufsteigen.
    Ich folgte Xavier durch die Menge, die sich automatisch zu teilen schien, um den Schulsprecher durchzulassen. Auf dem Fußweg sah ich Glassplitter und folgte ihrer Spur bis zu einem Auto, dessen Motorhaube vollständig zusammengedrückt war. Rauch stieg vom Motor auf. Es hatte einen Frontalzusammenstoß zwischen zwei älteren Schülern gegeben. Einer der Fahrer stand verwirrt und desorientiert neben seinem Auto. Er schien zum Glück nur ein paar Kratzer abbekommen zu haben. Mein Blick wanderte von seinem zerbeulten Volkswagen zu dem Auto, das mit seinem verkantet war. Die Fahrerin saß noch darin. Sie war in ihrem Sitz zusammengesackt, ihr Kopf lehnte am Lenkrad. Selbst von dort, wo ich stand, konnte ich sehen, dass sie schwer verletzt war.
    Die Zuschauer starrten die Szene mit offenem Mund an, unsicher, was sie tun sollten. Nur Xavier schaffte es, seinen Verstand beisammenzuhalten. Er verschwand von meiner Seite, um Hilfe zu rufen und die Lehrer zu benachrichtigen.
    Ohne weiter nachzudenken, ging ich auf das Auto zu. Ich musste husten, als sich meine Kehle mit dickem Rauch füllte. Die Fahrertür war bei dem Zusammenstoß beschädigt worden und hatte sich fast vollständig vom restlichen Auto abgetrennt. Ich ignorierte das heiße Metall, das sich in meine Handflächen brannte, und zog die Tür zur Seite. Als ich das Mädchen direkt vor mir sah, erstarrte ich. Aus einer Wunde an seiner Stirn floss Blut, der Mund stand offen, aber die Augen waren geschlossen, und der Körper wirkte schlaff.
    Ich griff unter die Arme des Mädchens und zog sie so vorsichtig wie ich konnte aus dem Wrack. Sie war schwerer als ich, und ich war dankbar, als mir zwei kräftige Jungs in Sportkleidung zu Hilfe eilten. Wir legten das Mädchen auf den Fußweg, in sicherer Entfernung von dem qualmenden Fahrzeug.
    Mir war klar, dass damit die Grenze erreicht war, bis zu der die Jungen helfen konnten. Beide sahen sich nervös über die Schulter und warteten auf Hilfe. Aber es gab keine Zeit zu verschwenden. «Haltet die Menge zurück», wies ich sie an und konzentrierte mich auf das Mädchen. Ich kniete mich hin und legte zwei Finger an ihren Hals, wie es mir Gabriel einmal gezeigt hatte. Ich fand keinen Puls. Wenn sie überhaupt noch atmete, war es nicht erkennbar. Im Kopf rief ich Gabriel um Hilfe. Ich konnte das hier auf keinen Fall alleine schaffen. Ich war bereits dabei, den Kampf zu

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