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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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mittendrin sein. Wenn wir von außen hätten zuschauen wollen, hätten wir genauso gut im Königreich bleiben können.»
    «Aber wir müssen uns nicht aufstylen, oder?», fragte Gabriel.
    «Natürlich nicht!», sagte ich gespielt schockiert. «Na ja, vielleicht ein bisschen.»
    Er seufzte. «Es ist ja nur für einen Abend, hoffe ich.»
    «Und du wirst da sein und ein Auge auf alles haben», fügte ich hinzu.
    «Ivy, ich hatte gehofft, dass du mich begleiten würdest», sagte Gabriel.
    «Natürlich!» Meine Schwester klatschte in die Hände. Sie schien regelrecht begeistert, jetzt, wo die Sache geklärt war. «Das wird großartig!»
     
    Der Samstagabend war mild und klar, genau richtig für ein Feuer am Strand. Der Himmel war samtig blau, und eine sanfte Brise aus südlicher Richtung wiegte die Bäume, wodurch sie aussahen, als ob sie sich gegenseitig begrüßten. Ich hätte nervös sein müssen, aber in meinem Kopf hatte ich mir alles zurechtgelegt. Ich war dabei, meine Beziehung zu Xavier zu festigen, in dem ich unsere widersprüchlichen Welten zusammenführte.
    Ich überlegte lange, was ich am Abend tragen sollte, und entschied mich für ein locker sitzendes Kleid aus weichem Kreppsatin mit einer Zierschleife am Rücken. Als ich nach unten kam, saßen Gabriel und Ivy im Wohnzimmer. Gabriel las den winzigen Abdruck eines religiösen Textes mit Hilfe einer Lupe. Da er dabei so jung aussah, war der Anblick so skurril, dass ich ein Kichern unterdrücken musste. Ivy versuchte vergeblich, Phantom ein paar grundlegende Befehle beizubringen.
    «Sitz, Phantom», sagte sie in dem süßlichen Tonfall, den Leute oft bei Kindern verwendeten. «Sitz für Mommy.»
    Mir war klar, dass Phantom nicht gehorchen würde, solange sie in diesem Ton mit ihm sprach. Er war ein sehr intelligenter Hund und ließ sich nicht gern bevormunden, und ich fand, dass sein Gesichtsausdruck beinahe abfällig wirkte.
    «Bleib nicht zu lange weg», warnte mich Gabriel.
    Er wusste, dass ich mit ein paar Freunden einen Abendspaziergang am Strand machen wollte, und er wusste auch, dass Xavier dabei sein würde. Er hatte nichts dagegen gesagt, also ging ich davon aus, dass er mürbe geworden war, was mein Sozialleben betraf. Die Schwere unserer Mission brachte es mit sich, dass jeder von uns gelegentlich der Aufgabe entfliehen musste. Niemand protestierte, wenn Gabriel sich zu einem seiner einsamen Läufe aufmachte oder wenn Ivy sich alleine mit ihrem Skizzenblock im Gartenhaus einschloss. Es gab also keinen Grund, warum ich nicht das gleiche Entgegenkommen erwarten konnte, wenn ich eine Auszeit brauchte.
    Sie vertrauten mir genug, um nicht zu viele Fragen zu stellen, und ich hasste mich dafür, dass ich sie verraten würde. Aber es stand außer Frage, dass ich es mir noch anders überlegte – ich wollte Xavier in meine geheime Welt einführen, ich sehnte mich nach dieser Vertrautheit. Mit meiner Entschlossenheit ging die nagende Angst einher, dass ein solcher Verstoß gegen die Regeln ernsthaft bestraft werde würde. Aber ich verdrängte den Gedanken und ersetzte ihn durch die Vorstellung von Xaviers Gesicht. Nach heute Abend würden wir allem gemeinsam ins Auge sehen.
    Ich hatte nicht vor, lange zu bleiben – bloß lange genug, um Xavier mein Geheimnis zu verraten und mit seiner Reaktion fertigzuwerden, wie auch immer sie ausfallen würde. Ich hatte mir im Kopf alle möglichen Ergebnisse ausgemalt und sie schließlich auf drei reduziert. Entweder er war begeistert oder entsetzt oder panisch. Würde er mir überhaupt glauben, wenn ich endlich den Mut hatte, es laut auszusprechen, oder würde er alles nur für einen Witz halten? Bald würde ich es wissen.
    «Bethany kann ganz gut auf sich selbst aufpassen», sagte Ivy. «Sitz, Phantom! Platz!»
    «Es geht mir nicht um Bethany – ich bin um den Rest der Welt in Sorge», sagte Gabriel. «Wir haben doch schon gesehen, was alles passieren kann. Sei einfach vorsichtig und halte die Augen offen.»
    «Das werde ich tun», sagte ich und salutierte, wobei ich versuchte, die heftigen Schuldgefühle in meiner Brust zu ignorieren. Dieses Mal würde Gabriel mir nicht so schnell vergeben.
    «Sitz, Phantom», gurrte Ivy. «Auf den Boden.»
    «Jetzt reicht es!» Gabriel legte sein Buch zur Seite und zeigte mit dem Finger auf Phantom. «Sitz!», befahl er mit tiefer Stimme.
    Phantom blickte schuldbewusst und setzte sich sofort hin.
    Ivy starrte ihn frustriert an. «Ich habe den ganzen Tag versucht, ihn genau dazu zu

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