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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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bringen! Was finden Hunde nur an männlicher Autorität?»
    Ich lief leichtfüßig die schmalen Stufen zu dem überwucherten Weg hinab, der zum Strand führte. Manchmal gab es Spuren von Schnecken im Sand, und gelegentlich kreuzte eine Eidechse den Weg. Äste knackten unter meinen Füßen, und die Bäume wuchsen an manchen Stellen so dicht, dass sie einen Baldachin über meinem Kopf bildeten, durch den nur vereinzelt Sonnenstrahlen drangen. Ein Konzert der Zikaden übertönte alle Geräusche mit Ausnahme des Meeresrauschens. Ich wusste, dass ich, falls ich mich verlaufen sollte, nur immer dem Klang des Meeres zu folgen brauchte.
    Ich erreichte den silbrigen weißen Sand, der unter meinen Füßen knirschte. Die Stelle, an der das Lagerfeuer aufgeschichtet wurde, war weit draußen bei den Felsen, weil es dort so gut wie menschenleer war. Ich lief den Strand entlang und dachte, dass die Landschaft in der Dämmerung viel wilder wirkte. Es war niemand zu sehen, mit Ausnahme eines einsamen Anglers, der am Ufer seine Angel ausgeworfen hatte. Ich sah zu, wie er die Schnur einholte und seinen Fang begutachtete, bevor er dessen geschundenen Körper den Wellen zurückgab. Das Meer hatte unterschiedliche Farben: am tiefsten Punkt, wo es an den Horizont stieß, war es tiefschwarz; in der Mitte fast aquamarinblau, und die Wellen, die ans Ufer schlugen, waren hellgrün und durchsichtig. In einiger Entfernung sah ich eine Landspitze hervorspringen, auf der ein Leuchtturm stand. Von dort, wo ich stand, wirkte er so groß wie ein Fingerhut.
    Langsam wurde es dunkel. Von weiter vorn hörte ich Stimmen, und bald machte ich auch Gestalten aus, die Notizzettel, Prüfungsaufgaben, Arbeitsblätter und andere brennbare Materialien zu einem großen Haufen stapelten. Es gab keine laute Musik und kein Gedränge wie auf Mollys Party. Stattdessen lagen die wenigen Leute, die schon da waren, im Sand, nippten an ihren Bierflaschen und ließen Zigaretten kreisen. Molly und ihre Freundinnen waren noch nicht eingetroffen.
    Xavier saß auf einem umgestürzten Holzpflock, der halb im Sand vergraben war. Er trug Jeans, ein lockeres, ausgewaschenes blaues Sweatshirt und sein silbernes Kreuz um den Hals. In der Hand hielt er eine halbleere Flasche und lachte über irgendetwas, das einer der Jungen machte. Das Licht des Feuers, das auf seinem Gesicht tanzte, ließ ihn noch hinreißender aussehen als je zuvor.
    «Hallo, Beth», rief jemand, und die anderen winkten und nickten mir zur Begrüßung zu. Hatten die Leute endlich aufgehört, uns als «berichtenswert» zu behandeln, und einfach akzeptiert, dass wir jetzt im Doppelpack auftauchten? Ich lächelte allen schüchtern zu und glitt schnell an Xaviers Seite, wo ich mich sicher fühlte.
    «Du duftest atemberaubend», sagte Xavier, als er sich zu mir herunterbeugte und mich auf die Stirn küsste. Ein paar von seinen Freunden pfiffen und stießen ihn an oder verdrehten die Augen.
    «Komm!» Er half mir auf. «Lass uns gehen.»
    «Wollt ihr schon los?», witzelte einer seiner Freunde.
    «Wir machen nur einen kurzen Spaziergang», sagte Xavier gut gelaunt. «Falls du einverstanden bist.»
    Ein paar Pfiffe begleiteten uns, als wir uns von der Gruppe und der Wärme des auflodernden Feuers entfernten. Sie stammten von Xaviers engsten Freunden, daher wusste ich, dass es nicht böse gemeint war. Bald verwischten sich ihre Stimmen zu einem fernen Summen.
    «Xavier, ich kann nicht lange bleiben.»
    «Das hatte ich befürchtet.»
    Er legte mir den Arm locker um die Schultern, als wir schweigend den Strand entlangliefen, in Richtung der schroffen Klippen, die am Nachthimmel nicht mehr als zackige Silhouetten waren. Der warme Druck von Xaviers Arm gab mir Sicherheit und Schutz vor allem. Ich wusste, dass die Kälte sofort wiederkehren würde, wenn ich ihn losließe.
    Als ich mir den Fuß an der scharfen Kante einer Muschel schnitt, bestand Xavier darauf, mich zu tragen. Ich war dankbar, dass er im Dunkeln nicht sehen konnte, dass der Schnitt von selbst heilte. Auch als der Schmerz in meinem Fuß abgeklungen war, klammerte ich mich weiter an Xavier fest und genoss seine Aufmerksamkeit. Mein Körper entspannte sich, erlaubte sich, mit seinem zu verschmelzen. In meinem Eifer, ihm noch näher zu kommen, stach ich ihm aus Versehen ins Auge. Ich fühlte mich so ungeschickt wie ein Schulmädchen, obwohl ich so graziös wie ein Engel hätte sein müssen. Ich entschuldigte mich überschwänglich.
    «Geht schon in Ordnung, ich

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