Halo
sprachlos. Vielleicht hatten sie gedanklich die Stärke von Xaviers Gefühlen für mich unterschätzt. Selbst ich konnte kaum glauben, dass er diese Worte laut ausgesprochen hatte. Ich strengte mich an, die Fassung zu wahren und ruhig weiterzuessen, aber ich konnte das Lächeln, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete, nicht unterdrücken und griff unter dem Tisch nach Xaviers Hand. Gabriel schaute betont in die andere Richtung, aber ich drückte Xaviers Hand nur noch fester. Das Wort Liebe hallte in meinem Kopf, es dröhnte, als hätte es jemand über einen Lautsprecher gebrüllt. Er liebte mich. Xavier Woods war es egal, dass ich leichenblass war, dass ich seine Welt nicht richtig verstand und dazu neigte, weiße Federn zu verlieren. Er wollte mich trotzdem. Er liebte mich. Ich war so glücklich, dass ich vielleicht davongeschwebt wäre, wenn Xaviers Griff mich nicht geerdet hätte.
«In diesem Fall können wir schnell zum zweiten Tagesordnungspunkt übergehen», sagte Gabriel unbehaglich. «Bethany neigt dazu, einfach kopflos loszustürmen, und im Moment sind nur wir da, um auf sie aufzupassen.»
Es regte mich auf, dass er über mich in der dritten Person sprach, als wäre ich gar nicht da, aber es war nicht der richtige Moment zu unterbrechen.
«Wenn du Zeit mit ihr verbringen möchtest, müssen wir sicher sein, dass du sie beschützen kannst», fuhr Gabriel fort.
«Hat Xavier das nicht schon bewiesen?», platzte ich ungeduldig heraus. Ich wollte die Tortur dieses Abendessens so schnell wie möglich hinter mich bringen. «Er hat mich von Mollys Party gerettet, und wenn er dabei war, ist noch nie etwas schiefgegangen.»
«Bethany fehlt es noch am Verständnis dafür, wie die Welt funktioniert», sprach Gabriel weiter, als hätte ich nichts gesagt. «Sie hat noch viel zu lernen, und das macht sie verletzlich.»
«Muss das so klingen, als wäre ich eine Art Vollzeit-Babysitting-Projekt?», blaffte ich.
«Ich bin zufällig ein erfahrener Babysitter», witzelte Xavier. «Ich kann Ihnen Referenzen zeigen, wenn Sie möchten.»
Ivy musste hinter ihrer Serviette darüber schmunzeln, aber als ich Gabriels Gesicht nach einer Gefühlsregung absuchte, konnte ich keine ausmachen.
«Bist du sicher, dass du weißt, worauf du dich hier einlässt?», fragte Ivy und sah Xavier direkt an.
«Nein», gab er zu. «Aber ich bin bereit, es herauszufinden.»
«Wenn du erst einmal eine Verbindung mit uns eingegangen bist, kannst du nicht wieder zurück.»
«Wir ziehen nicht in den Krieg», murmelte ich im Flüsterton.
Alle ignorierten mich.
«Ich verstehe», sagte Xavier und hielt Ivys Blick stand.
«Das glaube ich nicht», sagte Gabriel leise. «Aber es wird der Moment kommen, an dem du es verstehst.»
«Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?», fragte Xavier.
«Alles zu seiner Zeit», sagte Gabriel.
Endlich war ich mit Xavier allein. Er saß auf dem Rand der Badewanne, während ich mir die Zähne putzte. Ich putzte sie mir nach jedem Essen, das hatte ich mir irgendwie angewöhnt.
«Das lief doch gar nicht übel.» Xavier lehnte sich an die Wand. «Ich habe Schlimmeres erwartet.»
«Du meinst, sie haben dich nicht zu Tode erschreckt?»
«Nein», sagte Xavier entschieden. «Dein Bruder ist ein bisschen heftig, aber das Essen war so lecker, dass das alles wiedergutgemacht hat.»
Ich lachte. «Mach dir keine Gedanken wegen Gabriel, er ist immer so.»
«Ich mache mir keine Gedanken. Er erinnert mich in gewisser Weise an meine Mutter.»
«Sag ihm das bloß nicht», kicherte ich.
«Ich dachte, du schminkst dich nicht?», fragte Xavier und nahm einen Eyeliner von der Ablage.
«Ich habe ihn gekauft, um Molly glücklich zu machen», sagte ich und suchte meine Mundspüllösung. «Ich bin für sie so eine Art Projekt.»
«Ach ja?», sagte Xavier. «Ich mag dich, wie du bist.»
«Danke», sagte ich. «Aber dir würde er sicher gut stehen.» Ich grinste und warf ihm den Eyeliner zu.
«Das meinst du doch nicht wirklich», sagte Xavier und duckte sich, um nicht getroffen zu werden. «Nie im Leben.»
«Warum nicht?», schmollte ich.
«Weil ich ein Mann bin», sagte Xavier. «Und Männer schminken sich nicht, es sei denn, sie sind Emos oder spielen in einer Boy-Band.»
«Bitte!!!», bettelte ich.
Seine strahlend blauen mandelförmigen Augen schienen zu funkeln. «Okay …»
«Wirklich?», strahlte ich.
«Nein! So viel Rückgrat habe ich gerade noch.»
«Schön», schmollte ich. «Dann sollst du halt riechen wie
Weitere Kostenlose Bücher