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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Gabriel dazwischenkam.
    «Ich habe eine bessere Idee», sagte er. «Ich glaube, wir haben uns alle ein bisschen Entspannung verdient.»
    Ivy und ich errieten sofort, was er meinte, und versuchten gar nicht erst, unsere Aufregung zu verbergen.
    «Meinst du, jetzt sofort?», fragte Ivy und ließ fast die Flasche fallen.
    «Natürlich jetzt sofort. Aber wir müssen uns beeilen, in ein paar Stunden wird es hell.»
    Ivy stieß einen frohen Schrei aus. «Bitte gib uns eine Minute, damit wir uns umziehen können. Wir sind gleich zurück!»
    Auch ich konnte meine Vorfreude kaum beherrschen. Es war die perfekte Art, mein Glücksgefühl auszudrücken – das Hoch, das ich verspürte, weil meine Beziehung zu Xavier auf dem richtigen Weg war. Es war so lange her, dass ich wirklich die Gelegenheit gehabt hatte, meine Flügel auszubreiten. Dass ich für Xavier von den Klippen gesprungen war, zählte nicht richtig. Wenn überhaupt, hatte es meinen Hunger nach dem Fliegen nur verstärkt und mich daran erinnert, wie steif und verkrampft sich meine Flügel bereits anfühlten. Ich hatte versucht, sie in meinem Zimmer auszubreiten und dort bei geschlossenen Vorhängen herumzufliegen, aber ich war bloß gegen den Deckenventilator geknallt und hatte mir die Beine an den Möbeln angestoßen. Als ich mir ein weites T-Shirt überzog, spürte ich einen Adrenalinstoß in meinem Körper. Ich würde diesen Flug vor der Morgendämmerung völlig auskosten. Ich ging nach unten, und wir begaben uns zu dritt zu dem schwarzen Jeep, der in der Garage parkte.
    Es war etwas ganz Besonderes, in der Nacht die Küstenstraße entlangzufahren, die sich wie ein langes Band vor uns ausdehnte. Die Luft war von Kiefernduft erfüllt und die Bäume tiefgrün. Das Meer sah aus wie eine glatte Fläche, wie ein violetter Mantel, der über Teile der Erde gedeckt worden war. Alle Fensterläden der Häuser waren geschlossen, und die Straßen waren so ausgestorben, als ob die Bewohner plötzlich ihre Sachen gepackt hatten und geflüchtet waren. Die Innenstadt lag ebenso verlassen vor uns. Ich hatte Venus Cove noch nie schlafend gesehen. Ich war es so gewöhnt, dass überall Menschen waren, die Fahrrad fuhren, Pommes am Pier aßen oder Schmuck bei den Kunsthandwerkern kauften, die ihre Stände auf dem Fußweg aufgebaut hatten. Aber an diesem frühen Morgen herrschte eine Stille, als wären wir die einzigen Lebewesen auf der Erde. Ich fragte mich, warum die Menschen die frühen Stunden als «unchristliche Zeit» bezeichneten, wo dies doch die beste Zeit war, mit den himmlischen Mächten in Kontakt zu treten.
    Gabriel fuhr ungefähr eine Stunde lang eine gerade Straße entlang und bog schließlich auf einen holperigen, zugewachsenen Weg ein, der sich korkenzieherartig in den Himmel zu winden schien. Ich wusste, wo wir waren. Gabriel war mit uns auf dem Weg zu den White Mountains, die nach dem Schnee benannt waren, der manchmal die Bergspitzen bedeckte, obwohl sie so nahe am Meer lagen. Man konnte die Silhouette der Berge von Venus Cove aus sehen, sie stachen wie bleiche graue Monolithen gegen den nächtlichen Sternenhimmel ab.
    Oben in den Bergen hing Nebel, und je höher wir fuhren, desto dichter wurde er. Als Gabriel die Straße nicht länger erkennen konnte, hielt er an, und wir stiegen aus. Die enge gewundene Straße führte noch weiter nach oben. Wir waren vollständig von hohen, geraden Tannen umgeben, die den Himmel fast komplett verdeckten. An den Spitzen der Äste hingen Perlen aus Tau, und wir konnten in der kalten Luft unseren Atem sehen. Wir verließen die Straße und verschwanden im dichten Wald. Der Boden unter unseren Füßen war mit nassen Zweigen und Baumrinde übersät und dämpfte unsere Schritte. Moosbewachsene Äste und kleine Farnwedel strichen uns ins Gesicht. Das Mondlicht fiel an manchen Stellen in dünnen Strahlen durch den Baldachin aus Bäumen, wie kleine Scheinwerfer, die unseren Weg beleuchteten. Trotz der Dunkelheit verspürte niemand von uns Angst. Wir wussten, dass die Berge absolut menschenleer waren. Niemand würde uns hier finden.
    Ivy war die Erste, die ihre Jacke ablegte. Sie stand mit dem Gesicht zu uns, ihr Rücken war gestreckt, und sie hatte den Kopf so zurückgelegt, dass ihr das helle Haar wie ein goldener Wasserfall über Gesicht und Schultern hinabfiel. Sie leuchtete im Mondlicht wie eine Lampe, und ihre wohlgeformte Gestalt sah aus wie Marmor, weiß und makellos. Ihr Körper hatte perfekte Formen, alle Gliedmaßen waren so lang

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