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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Staatsanwalt hat ihm wahrscheinlich die kalte Schulter gezeigt.«
    »Meinst du, an seiner Geschichte könnte was dran sein?«
    »Na ja.«
    »Wenn Marshall die Wahrheit sagt, dann hast du Recht: Daniels war im Knast.«
    »Man weiß, was man weiß.«
    Es war nur eine kurze Fahrt bis zum Büro des Sheriffs. Als wir aus dem Jeep ausstiegen, sah ich Adele Berry, die eben den Fußweg vor dem Gebäude hinunterstürmte. Hinter ihr bemerkte ich Gullets Hund, der vor einer Buchsbaumhecke an der Seitenwand döste.
    Berrys Hochfrisur hatte sich aufgelöst, ihre schwarze Haut glänzte, und auf ihrer roten Polyesterbluse zeigten sich große Schweißflecken. Es war zwar eine sehr enge Konkurrenz, aber der Retriever sah besser aus.
    Berry zögerte kurz. Zuerst dachte ich, sie würde uns aus dem Weg gehen, doch dann stürmte sie auf uns zu wie ein Gladiator auf seinen Gegner.
    »Warum tun Sie das?« Ihr fleischiges Gesicht war eine Maske des Hasses. »Warum wollen Sie einen guten Mann ruinieren?«
    »Dr. Marshall hat unschuldige Menschen getötet«, sagte ich.
    »Das ist doch Irrsinn.«
    »Die Beweise sind überwältigend.«
    Berry fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte sie dann an ihrer Bluse ab. »Ich habe einen Blutdruck, mit dem man eine Rakete starten könnte. Mein Job ist futsch, aber meine Rechnungen werden deshalb nicht weniger. Wenn hier irgendjemand umgebracht wird, dann bringen Sie und die Polizei mich um.«
    »Wie lange haben Sie in der GMC-Ambulanz gearbeitet?«
    Berry schob eine Hüfte vor und stemmte eine riesige Hand darauf. »Sie haben kein Recht, mich irgendwas zu fragen.«
    »Nein, das habe ich nicht. Aber ich finde es merkwürdig, dass Sie nichts sagen wollen, was die Ermittlungen weiterbringen könnte.«
    Wieder wischte sich Berry den Schweiß ab. »Fünf Monate. Also warum werde ich jetzt in die Mangel genommen? Und Daniels. Die grillen den Mann wie ein Käse-Sandwich.«
    »Daniels könnte etwas gehört oder gesehen haben.«
    »Die erfahren nichts.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass es nichts zu erfahren gibt.«
    Mit einem letzten bösen Blick ging Berry auf den Parkplatz zu.
    »Ich glaube noch immer, dass sie uns nicht mag«, sagte Ryan und hielt mir die Glastür auf.
    Daniels saß in einem Verhörzimmer auf einem Stuhl und schmorte vor sich hin. Gullet beobachtete ihn durch einen Spionspiegel.
    Ich berichtete ihm von unserer Begegnung mit Marshall. Gullet hörte zu, die Hände in den Taschen. Ryan musterte Daniels.
    »Könnte an Marshalls Behauptung, dass er hereingelegt wurde, irgendwas dran sein?«, fragte ich.
    Gullet wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Nicht von diesem Kerl. Der ist strohdumm.«
    »Seine Geschichte?«
    »Geboren zweiundsiebzig, keine Jugendstrafen. Schrieb sich neunzig im College of Charleston ein, Vorbereitungskurs fürs Medizinstudium. Angeblich gab’s da irgendeine Verwandte, die die Kosten übernahm. Daniels ließ sich mit einer Frau ein, die der Gönnerin nicht passte, der Geldhahn wurde zugedreht, Daniels verduftete nach Texas. Er machte eine Ausbildung zum Pfleger, während die Freundin arbeitete und die Rechnungen bezahlte.«
    »Warum Texas?«
    »Die Freundin kam von dort. Daniels machte vierundneunzig sein Pflegerdiplom und fing in dem Krankenhaus an, in dem er die Ausbildung gemacht hatte.«
    »Wo war das?«
    »Irgendeine Ausgliederung der University of Texas. Das kann ich nachprüfen.«
    »Und wie kam er hierher?«
    »Die Beziehung ging in die Brüche, jede Menge Beschwerden von den Nachbarn, die Freundin warf ihn schließlich raus, erreichte sogar ein richterliches Besuchsverbot, er missachtete es, es kam zu einem Streit, und schließlich lag sie mit gebrochenem Schlüsselbein am Fuß der Treppe. Daniels bekam sechs Jahre, saß drei ab. Tauchte für eine Weile unter, brach sich die Hand, schlich sich nach Charleston zurück, um sich zu erholen. Fing dann in der Ambulanz an. Der Kerl ist keine Intelligenzbestie.«
    »Oder er kann sich verdammt gut verstellen«, sagte Ryan.
    »Sir?« Gullets Tonfall troff vor Zynismus.
    »Man sollte nie das Unwahrscheinliche ausschließen.«
    »Glauben Sie mir. Der Kerl hat sich mit seinem Hirn noch keine Lorbeeren verdient.«
    »Daniels hat ein Pflegerdiplom«, sagte ich. »So dumm kann er also nicht sein.«
    Gullet blies Luft durch die Nase. »Herr, bewahre mich vor Verschwörungstheorien. Marshall hat Dreck am Stecken und sucht jetzt einen Sündenbock.«
    »Was sagt Daniels über Marshall?«
    »Sagen wir einfach, er

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