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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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lediglich, dass ich hereingelegt wurde.« Die Ader an Marshalls Schläfe pochte, als würde sie gleich platzen.
    »Warum haben Sie Ihr Boot verscherbelt?«, fragte Ryan.
    Tuckermans Hand schoss in die Höhe. An den Fingern sah ich Nikotinflecken.
    Marshall fiel Tuckerman ins Wort, bevor dieser gegen Ryans Einmischung protestieren konnte.
    »Der Verkauf war seit Monaten geplant. Ein Sportfischer namens Alexander Mann machte mir bereits im letzten Herbst ein Angebot, aber dann wurde ihm sein Kredit nicht bewilligt. Er brauchte bis jetzt, um die Finanzierung zu organisieren.«
    Ryan sagte nichts. Es war eine Taktik, die ich bei ihm schon oft erlebt hatte. Wenn man Verdächtige mit Schweigen konfrontiert, fühlen viele sich gezwungen weiterzureden. Genau das tat Marshall jetzt.
    »Sie können meine Angaben überprüfen, indem Sie mit dem Mann sprechen.«
    Ryan und ich schwiegen Marshall weiter an.
    »Stift und Papier«, verlangte Marshall von Tuckerman.
    »Lester –«
    Marshall machte nur eine ungeduldige Handbewegung.
    Tuckerman zog einen Kugelschreiber und einen Block aus seiner Aktentasche. Marshall schrieb mit ruhigen Bewegungen, riss dann das Blatt ab und gab es mir.
    »Das ist Manns Bank. Rufen Sie dort an.«
    Wortlos faltete ich das Blatt zusammen und steckte es in meine Handtasche. »Ihr Pilot dürfte eine interessante Geschichte zu erzählen haben.«
    Einen kurzen Augenblick lang wirkte Marshall ein wenig verwirrt. »Pilot?«
    Ich schaute Marshall unverwandt in die Augen.
    »Was für ein Pilot?«
    »Ich bin nicht hier, um Sie mit Informationen zu versorgen, Dr. Marshall.« Das war genau der Grund, warum ich den Piloten erwähnt hatte. Noch hatte Gullet keine Informationen über ein Flugzeug oder die Mittel und Wege, wie die Organe nach Mexiko geschmuggelt wurden. »Ich bin hier, um etwas von Ihnen zu hören.«
    »Was Sie da sagen, ist absurd.« Marshall befeuchtete sich die Lippen. »Ich habe keinen Piloten.«
    Marshall schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, lag etwas Kaltes und Hartes in seinem Blick. Er schaute mich direkt an. »Die Situation ist doch ganz einfach. Daniels hat mich hereingelegt. Und Ihnen habe ich es zu verdanken, dass Gullet und sein vertrottelter Bezirksstaatsanwalt prompt in die Falle tappten und diesen lächerlichen Indizienbeweisen Glauben schenkten. Ich finde das ganz und gar nicht lustig. Diese falschen Anschuldigungen ruinieren meinen guten Namen.«
    »Geht’s Ihnen nur darum, Doktor? Verunglimpfung? Üble Nachrede?«
    »Nun hören Sie mir mal gut zu. Ich bin Arzt, kein Schlächter. Ich helfe den Menschen, bringe sie nicht um. Und dabei habe ich natürlich einen Ruf zu verlieren.«
    Ich schüttelte nur den Kopf, zu angewidert, um etwas zu erwidern.
    Marshall verschränkte wieder die Finger.
    »Ich weiß, dass Sie mich aus vielen Gründen verachten. Ich habe meinen hippokratischen Eid gebrochen. Vor Jahren habe ich Drogen genommen. Aber das ist jetzt alles anders.«
    Marschall verschränkte die Finger so fest, dass die Knöchel weiß wurden.
    »Ich habe die Stelle hier bei der GMC angenommen als Wiedergutmachung dafür, dass ich in früheren Jahren mein Talent und mein Leben vergeudet habe. Ich war im Gefängnis. Das haben Sie bestimmt auch schon herausgefunden. In diesen Jahren des Eingesperrtseins habe ich Menschen kennen gelernt, deren Existenz ich mir nie hätte vorstellen können. Ich habe Gewalt gesehen. Ich habe Verzweiflung gesehen. Und ich habe mir geschworen, nach meiner Freilassung meine medizinischen Fähigkeiten in den Dienst der Benachteiligten zu stellen.«
    Neben mir hörte ich Stuhlrutschen. Ich war mir sicher, dass Ryan ihm kein Wort davon abkaufte.
    »Ich weiß, dass ich schuldig wirke. Und ich habe mich vieler Dinge schuldig gemacht. Aber nicht dieser Verbrechen. Trotz der Fehler, die ich in der Vergangenheit begangen habe, bin ich noch immer ein Heiler und war es auch immer. Ich habe diese Leute nicht getötet.«
    Marshall hob die gefalteten Hände ans Kinn und atmete tief ein. »Aber vielleicht irre ich mich, was meinen Peiniger angeht.«
    Marshall stieß die Luft wieder aus.
    »Wenn es nicht Daniels war, der mich hereingelegt hat, dann ein anderer.«
     
    »Das mit dem Piloten war gut«, sagte Ryan, als wir das Untersuchungsgefängnis verließen.
    »Ich dachte mir, vielleicht verplappert sich Marshall irgendwie.«
    »Der ist schlau wie ein Fuchs.«
    »Das ist er. Aber warum wollte er dann mit mir reden?«
    »Du siehst besser aus als Gullet, und der

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