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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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niemanden, mit dem ich meine Zweifel hätte besprechen, die Wahrscheinlichkeit von Daniels gegen Marshall hätte abwägen können. Ich wollte mit Ryan reden, hören, was er davon hielt. Ich überlegte kurz, ihn anzurufen, dachte aber dann, es sei besser, wenn er sich auf Lily konzentrieren konnte. Birdie war mit einem Katzenspielzeug beschäftigt. Boyd war zwar sehr interessiert, aber ein lausiger Gesprächspartner.
     
    Gegen halb sieben rief Pete an, er war gelangweilt und missmutig. Ich sagte ihm, ich würde vorbeischauen und ihm berichten, was in den letzten vier Tagen passiert war.
    Pete las eben die Post and Courier vom Donnerstag, als ich ankam. Er knüllte die Zeitung zusammen und beklagte sich übers Essen, juckende Verbände und seine erste Physiotherapie-Sitzung.
    »Mal wieder der arme, unverstanden Leidende, was?«, fragte ich und küsste ihn auf die Stirn.
    »Man nennt das auch Dampf ablassen. Aber du hörst ja kaum zu.«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Ich erzählte ihm jede Einzelheit. Der provisorische OP. Der Organdiebstahl. Die Drahtschlinge. Die Schneckenhäuser. Unique Montague. Willie Helms. Die anderen Vermissten. Rodriguez. Die Abrigo-Aislado-de-los-Santos-Klinik in Puerto Vallarta.
    Ich berichtete Pete, dass Rodriguez und Marshall Studienkollegen gewesen waren, dass beide berufliche Sanktionen hatten hinnehmen müssen – Marshall wegen Drogenmissbrauchs, Rodriguez wegen sexueller Übergriffe – und dass Marshall sogar eine Zeit gesessen hatte. Ich fügte hinzu, dass Marshall sein Boot verkauft hatte, kurz nachdem Ryan und ich ihn in der Ambulanz befragt hatten, und endete mit Marshalls Verhaftung und seiner anschließenden Freilassung auf Kaution.
    »Du solltest stolz auf dich sein«, sagte Pete.
    Kurz war ich sogar selbst wieder überzeugt. Aber nein, es musste Daniels sein.
    »Ich denke, ich habe Gullet eingeredet, den falschen Mann zu verhaften.«
    »Glaub nicht alles, was du denkst.«
    Ich schlug Pete aufs Handgelenk. Er zuckte zusammen, als hätte ich ihm furchtbar wehgetan. Ich schaute auf die Uhr.
    »Kein Mensch redet Gullet irgendwas ein«, sagte Pete.
    »Vielleicht nicht, aber ich habe ihn schon ziemlich bedrängt. Und jetzt muss Gullet Prügel einstecken.«
    »Von wem?«
    »Von der Presse. Herron. Den mächtigen Freunden des Reverends.« Ich bearbeitete mein rechtes Nagelhäutchen mit dem linken Daumennagel. »Was, wenn wir uns geirrt haben? Dann hat Gullet bei der nächsten Wahl einiges zu erklären.«
    »Für mich klingt die Beweislage ziemlich überzeugend.«
    »Es sind alles nur Indizien.«
    »Wenn die Indizien hinreichend dicht sind, können sie Beweiskraft haben, solange nur die Jury daran glaubt.« Pete zog meine Hände auseinander. Ich schaute auf die Uhr. Wo zum Teufel war Gullet?
    »Falls Marshall nicht schuldig ist, gibt es noch einen anderen Kandidaten?«, fragte Pete.
    Ich erzählte ihm, was ich über Corey Daniels in Erfahrung gebracht hatte.
    Das Boot. Dass er sich auf Dewees Island gut auskannte. Seine Erfahrung als Chirurgiepfleger. Sein Aufenthalt in El Paso zu einer Zeit grausiger Morde, von denen einige mit Organhandel in Verbindung gebracht wurden. Anrufe von Marshalls Apparat aus, als Marshall nicht in der Ambulanz war. Wohnung in derselben Anlage wie ein Pilot von zweifelhaftem Ruf. Ein Pilot, der unmittelbar vor und nach dem Verschwinden von Jimmie Ray Teal angerufen worden war. Und zwar von einer Telefonzelle aus, die nur wenige Meter von der Ambulanz entfernt stand.
    »Vielleicht stecken Marshall und Daniels unter einer Decke«, sagte Pete, als ich geendet hatte.
    »Möglich. Aber mir geht mein Gespräch mit Marshall nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann den Mann nicht ausstehen, aber einiges von dem, was er sagt, klingt durchaus einleuchtend. Schneckenhäuser in seinem Büro herumliegen zu lassen, passt einfach nicht zu seinem Charakter. Er hat ein Alibi für den Abend, als Cruikshank zu Hause von seinem Apparat aus angerufen wurde. Die Geschichte mit dem Bootsverkauf ist sehr leicht nachzuprüfen. Wenn sie unter einer Decke stecken, warum sollte Marshall dann den Verdacht auf Daniels lenken, außer er hofft auf einen Handel mit dem Staatsanwalt und will deshalb als Erster in dessen Büro sitzen?«
    »Horten Marshall oder Daniels irgendwo Geld?«
    »Gullet sagt, es gibt keinen Hinweis darauf, aber Bargeld ist leicht zu verstecken. Daniels lebt weit über die Verhältnisse, die man bei einem Pfleger erwarten würde.« Ich berichtete

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