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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ich.«
    Ich stellte das Handy auf Vibrationsalarm. Die Minuten verkrochen. Endlich. Ich kaute an einem Nagelhäutchen, als Gullet sich meldete.
    »Die Kollegen von der Isle of Palms haben Daniels’ Fahrzeug an der Anlegestelle der Dewees-Fähre entdeckt.«
    »Ist er zu Besuch bei seiner Tante? Und wenn ja, warum? Und weshalb hat er nicht sein eigenes Boot genommen?«
    Gullet ignorierte die Fragen. Zu Recht. Sie waren irrelevant.
    »Ich lasse auf Dewees nachsehen, ob Daniels dort ist. Bei seiner Wohnung und an der Bohicket habe ich Deputys postiert. Wir kriegen ihn.«
    »Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie ihn haben. Der Kerl macht mir eine Gänsehaut.«
    Pete schnarchte. Zeit zu gehen.
    Ich räumte eben die Zeitung von Petes Bett und versuchte dabei nicht zu rascheln, als mein Blick auf das grobkörnige Schwarz-Weiß-Foto von Aubrey Herron fiel. Herron stand in einer Pose innigen Betens da, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen, einen Arm über den Kopf gereckt.
    Den linken Arm.
    Der Gedanke traf mich wie ein Tsunami. Unerwartet. Unvorhergesehen. Schockierend.
    »Verdammt«, flüsterte ich und ballte verzweifelt die Fäuste. »Verdammt, verdammt, verdammt.«
    Die Zeitung zitterte in meiner Hand, während Bilder auf mich einstürzten.
    Ein Trio aus sechs Halswirbeln, die alle auf der linken Seite gebrochen waren.
    Eine Drahtschlinge mit einer seitlichen Schlaufe, um todbringende Kraft anzuwenden.
    Corey Daniels hinter einem Spionspiegel. Eine Hand, die durch die Luft fuhr. Ein Finger, der auf den Tisch trommelte. Ein Arm, der über eine Stuhllehne hing. Eine Narbe an einem Handgelenk.
    Lester Marshall, der in den Seiten einer Krankenakte blätterte. Etwas auf einen Notizblock schrieb.
    Kaleidoskopische Bilder, die zu einer Erkenntnis verschmolzen.
    Daniels erzählte von einem bleibenden Schaden nach einem Motorradunfall. Er hatte nur Kraft in seiner rechten Hand.
    Marshall blätterte mit der linken Hand in Montagues Akte. Er schrieb mit der linken Hand.
    Daniels war Rechtshänder. Marshall war Linkshänder.
    Eine Garotte wird von hinten über den Kopf des Opfers gelegt.
    Bei Montague, Helms und Cruikshank hatte die Kraft jeweils auf die linke Halsseite eingewirkt. Sie waren von einem Linkshänder erdrosselt worden.
    Ich hatte Gullet auf Daniels angesetzt.
    Aber der Mörder konnte nicht Daniels sein.
    Wo war Marshall jetzt?

39
    Ich legte die Zeitung weg, griff zu meinem Handy und wählte Gullets Nummer.
    Keine Antwort.
    Verdammt!
    Ich rief in der Telefonzentrale seines Büros an. Man sagte mir, Gullet sei nicht erreichbar.
    »Ich muss mit ihm sprechen. Sofort.«
    »Wollen Sie ein Verbrechen melden?«
    »Gullet ist unterwegs, um einen Mann namens Corey Daniels zu verhaften. Rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm, er soll Brennan anrufen, bevor er weitermacht.«
    »Sie sind eine Reporterin?« Argwöhnisch.
    »Nein. Hier spricht Temperance Brennan. Ich arbeite für das Büro des Coroners. Ich habe Informationen, die der Sheriff dringend braucht. Es ist sehr wichtig, dass ich mit ihm spreche.«
    Ein kurzes Zögern.
    »Ihre Nummer?«
    Ich nannte sie. »Wie kann ich Deputy Tybee erreichen?«
    »Diese Nummer kann ich Ihnen nicht geben.«
    »Bitte rufen Sie Tybee an.« Ich musste mich beherrschen, um die Frau nicht anzuschreien. »Sagen Sie ihm, er soll mich anrufen. Dieselbe Nummer. Dieselbe Nachricht.«
    Total frustriert schaltete ich aus.
    Ich schaute Pete an. Er schlief jetzt tief. Ich wollte schon weggehen, beschloss dann aber zu bleiben. Was, wenn Gullet oder Tybee anriefen, während ich im Aufzug war, wo ich keinen Empfang hatte?
    Ich ging im Krankenzimmer auf und ab und traktierte mein Nagelhäutchen.
    Ruft an, verdammt noch mal!
    Das Handy gab keinen Mucks von sich.
    Ruft an!
    Wie hatte ich nur so blöd sein können? So leichtgläubig? Marshall hatte mich über den Tisch gezogen zu einer Zeit, als ich längst die letzten Puzzleteile hätte zusammenfügen müssen.
    Beruhige dich, Brennan. Noch ist nichts verloren. Marshall ist angeklagt. Der Prozess wird ihm auf jeden Fall gemacht. Und Daniels kann wieder freigelassen werden.
    Wie üblich ignorierte ich meinen eigenen Rat. Ich war fahrig vor Besorgnis und ärgerte mich über meine eigene Dummheit. Die Nagelhaut sah bereits aus wie ein rohes Steak.
    Mein Verstand versuchte es mit sachlicher Argumentation.
    Gullet hat durchaus gute Gründe, Daniels zu verhaften. Und er kann ihn wieder freilassen, wenn sich die Sachlage ändert. So was kommt vor. Niemand wird

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