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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Nordamerikas ist.
    Aber wer weiß? Wenn Stinktiere und Alligatorenschildkröten je in den Fokus von Ökotouristen geraten, steht Wadmalaw eine goldene Zukunft bevor.
    Der kleine Ort Rockville liegt an der Südspitze der Insel. In diese Richtung fuhren Emma und ich, nachdem wir die Ambulanz verlassen hatten.
    Auf dem Weg zu meinem Auto versuchte ich, mit ihr über ihre Krankheit zu sprechen. Emma machte aber ziemlich schnell klar, dass sie genau das nicht wollte. Anfangs ärgerte mich ihre Haltung. Einerseits suchte sie meine Hilfe, andererseits schloss sie mich aus. Aber würde ich mich anders verhalten? Die eigene Schwäche kleinmachen, indem man nicht darüber spricht. Ich war mir nicht sicher, doch ich gab Emma nach. Krank ist sie , und sie sagt, wo’s lang geht.
    Ich fuhr, Emma saß auf dem Beifahrersitz. Sie dirigierte mich über die James und Johns Islands, auf den Maybank Highway und dann auf die Bears Bluff Road. Bis auf diese Richtungsanweisungen und ein paar Wortwechsel bezüglich einiger Straßenschilder fuhren wir schweigend und lauschten dem Summen der Klimaanlage und dem Klatschen von Insekten gegen die Windschutzscheibe.
    Schließlich dirigierte Emma mich auf eine von moosbehangenen Virginiaeichen gesäumte Nebenstraße. Kurz darauf ließ sie mich rechts abbiegen, und eine Viertelmeile später fuhr ich links auf einen holperigen Feldweg.
    Uralte Bäume neigten sich zur Fahrbahn hin, angezogen von dem schmalen Streifen Sonnenlicht, den dieser Weg bildete. Hinter den Bäumen Gräben, schwärzlich grün von Moos und Brackwasser.
    Gelegentlich markierte ein Briefkasten eine Einfahrt, die links oder rechts von dem Feldweg abging. Ansonsten war der schmale Weg so überwuchert, dass ich mir vorkam, als würde ich durch ein grünes Wurmloch im All fahren.
    »Dort.«
    Emma deutete auf einen Briefkasten. Ich hielt daneben an.
    Metallbuchstaben, wie man sie im Heimwerkermarkt kaufen kann, bildeten eine unebene Reihe. PINCKNEY.
    Auf dem Boden lehnte ein handgemaltes Schild am Pfosten des Briefkastens: »Hasen zu verkaufen. Gute Köder.«
    »Was fängt man eigentlich mit Hasen?«, fragte ich.
    »Hasenpest«, antwortete Emma. »Fahr da rein.«
    Nach dreißig Metern wichen die Bäume wirrem Gestrüpp. Nach zehn weiteren öffnete sich eine kleine Lichtung.
    Hier hatte sich kein Architekt verwirklicht. Keine Eigentumswohnungen. Keine Tennisplätze. Kein Dickie Dupree.
    Ein kleines Holzhaus stand in der Mitte der Lichtung, umgeben von den üblichen Reifenstapeln, Autoteilen, kaputten Gartenmöbeln und verrosteten Gerätschaften. Das Haus selbst war eingeschossig und stand auf einem Fundament aus bröckeligen Ziegeln. Die Vordertür war offen, aber durch das Fliegengitter konnte ich nichts erkennen.
    Zwischen zwei Stangen auf der rechten Seite der Lichtung war ein Stahlseil gespannt. Eine Leine hing von dem. Seil herab, mit einem Würgehalsband am unteren Ende.
    Ein ungetünchter Holzschuppen stand auf der linken Seite der Lichtung. So weit man noch von stehen reden konnte. Ich nahm an, dass er das Zuhause der unglücklichen Hasen war.
    Ich sah Emma einmal tief durchatmen. Ich wusste, sie hasste, was sie jetzt gleich würde tun müssen. Sie stieg aus. Ich folgte. Die Luft war heiß und schwer vor Feuchtigkeit und dem Geruch faulender Vegetation.
    Ich wartete am Fuß der Treppe, während Emma zur Veranda hochstieg. Ich schaute mich um, weil ich einen Pit Bull oder einen Rottweiler erwartete. Ich mag Hunde, aber ich bin auch realistisch. Wachhunde auf dem Land und Fremde bedeuten immer Tetanusspritzen und Wunden, die genäht werden müssen.
    Emma klopfte.
    Ein schwarzer Vogel krächzte und flog knapp über den Schuppen hinweg. Ich sah zu, wie er sich in die Höhe schraubte und dann in den Weihrauchkiefern hinter der Lichtung verschwand.
    Emma rief und klopfte noch einmal.
    Ich hörte eine Männerstimme, dann das Quietschen verrosteter Angeln.
    Ich schaute wieder zum Haus.
    Und sah einen Menschen, den ich am allerwenigsten erwartet hätte.

11
    In der Tür stand ein Mann in schlabberiger, gelber Hose, selbst gebastelten Sandalen aus alten Autoreifen und einem apricotfarbenen T-Shirt mit der Aufschrift: »Geht wieder nach Hause. Die Erde ist voll«. Der Mann trug eine schwarz gerahmte Brille und hatte sich die fettigen Haare auf eine Art über die Platte geklatscht, wie ich sie hässlicher noch nie gesehen hatte. Eindeutig der Kerl, dessen Foto ich erst vor wenigen Stunden betrachtet hatte.
    »Verdammt, wer hämmert denn da

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