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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Flügelschlagen, und als ich den Kopf hob, sah ich, wie sich eine Krähe auf einen der Äste setzte. »Vögel können mitgeholfen haben. Und Aasfresser, die an den Beinen zerrten.«
    Während ich sprach, suchte ich nach dem Unterkiefer.
    »Der Kiefer fehlt.«
    »Ich kümmere mich drum.« Sehr sachlich. Während Gullet Miller befragte, kauerte ich mich hin, um mir den Kopf genauer anzuschauen. Aus irgendeinem Grund kam Gullets Hund zu mir. Ich würde nie zulassen, dass ein Hund »meinen« Tatort kompromittierte. Aber der hier war Gullets Baby. Und ich hatte keine Lust, Sheriff Eisenhart zu kritisieren.
    Während ich mir einen Gummihandschuh über die rechte Hand zog, machte ich mir im Geiste Notizen. Es waren noch Haarreste vorhanden. Der Knochen war von der Sonne gebleicht, aber an den Stellen, wo Wurzelenden über die Oberfläche gekrochen waren, leicht verfärbt. Winzige Käfer krabbelten über die leeren Gesichtszüge.
    Mit einem Finger drehte ich den Schädel behutsam um.
    Fetzen von Bindegewebe hingen an Wange und Schläfe der linken Gesichtshälfte, gesprenkelt mit Partikeln der Bodenbedeckung, auf der sie gelegen hatte. Ein Auge war noch vorhanden, eine schwarze Rosine in einer Höhle, die ansonsten mit Erde und Moos gefüllt war.
    Während ich den Schädel in seine Ursprungslage zurückgleiten ließ, schob sich eine einzelne Wolke vor die Sonne. Das Licht trübte sich, es wurde kühler. Ich fröstelte plötzlich. Was ich da vor mir hatte, waren die Überreste einer überwältigenden Verzweiflung.
    Ich kehrte zur Leiche zurück und untersuchte die Erde direkt unter den Füßen. Keine Maden, aber Puppenhüllen deuteten darauf hin, dass hier welche am Werk gewesen waren. Ich zog einen Plastikbeutel aus meinem Rucksack und nahm eine Bodenprobe.
    Gullets Hund schaute mir zu, seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul.
    »Kein Kiefer.« Gullet war wieder da.
    Ich stand auf.
    »Vielleicht könnten Sie einen Suchtrupp ausschwärmen lassen.«
    Während Gullet den Befehl gab, registrierte ich weitere Details.
    Kein Tierkot. Wespen. Fliegen. Ameisen. Kerben am Baumstamm, Abschürfungen am Ast. Das Seil an den Enden ausgefranst. Henkerknoten am Hinterkopf.
    »Miller will wissen, wie lange Sie noch brauchen.«
    »Ich bin fertig«, sagte ich.
    Gullets Stimme dröhnte, und er ließ die Hand über seinem Kopf kreisen. »Dann mal los.«
    Miller streckte den Daumen in die Höhe, ging zu der Stelle, an der wir die Lichtung betreten hatten, und sprach mit einem der Männer, die dort herumstanden. Der Mann verschwand.
    Zusammen mit einem anderen Zuschauer trug Miller eine Bahre zum Baum. Dann öffnete sie die Haltegurte und hängte sie seitlich über die Bahrenränder, zog den Reißverschluss eines Leichensacks auf und klappte die Seiten zurück.
    Der Mann, mit dem Miller gesprochen hatte, kam mit einer Klappleiter zurück. Gullet bedeutete ihm, den Baum hochzuklettern.
    Der Mann klappte die Schenkel der Leiter auf, erklomm die Sprossen, stützte sich mit den Händen ab und setzte sich rittlings auf den Ast. Gullet stellte sich als Beobachter neben den Baum.
    Die anderen schauten aus einiger Entfernung zu, die Augen stumm auf die Leiche gerichtet.
    Miller reichte dem Mann eine Gartenschere mit langen Griffen hinauf. Dann brachte sie zusammen mit ihrem Helfer die Bahre unter der Leiche in Position, steckte die Beine des Opfers vorsichtig in die Öffnung des Leichensacks und zog den Sack so weit es ging über die Leiche hoch.
    Der Mann im Baum schaute Gullet fragend an.
    »Abschneiden.« Gullets Gesicht blieb neutral.
    »So weit weg vom Knoten wie’s geht«, sagte ich.
    Der Mann beugte sich nach vorne, schob die kurzen, gebogenen Scherenblätter über das Seil und drückte die Griffe zusammen.
    Ich trat dazu, um beim Verstauen der Leiche mitzuhelfen.
    Beim zweiten Versuch durchtrennte die Schere das Seil.
    Mit ausgestreckten Armen stützte ich die Schultern der Leiche, während Miller und ihr Helfer den Sack so aufhielten und strafften, dass sie hineingleiten konnte.
    Als dies geschafft war, wuchteten die beiden den Sack schwitzend und ächzend auf die Bahre.
    »Das haben Sie aber nicht zum ersten Mal gemacht«, sagte ich.
    Miller schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Unterarm Schweiß vom Gesicht.
    Während sie davonging, um Kopf und Beinknochen zu holen, durchsuchte Gullet die Kleidung nach Identitätshinweisen.
    Nichts in der Hose. Nichts im Hemd.
    Dann: »Hallo.«
    Aus einer Tasche der Jeansjacke zog Gullet eine

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