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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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langgestreckt, den Hintern in die Höhe gereckt, knapp vor mir. Ich machte mit ihm einen langen Spaziergang.
    Nach Hause zurückgekehrt, kontrollierte ich noch einmal beide Telefone. Nichts.
    »Ryan anrufen?«, fragte ich Boyd.
    Der Chow verzwirbelte seine Brauenhaare und legte den Kopf schief.
    »Hast Recht. Wenn er schmollt, lass ihm Zeit. Wenn er beschäftigt ist, wird er anrufen, sobald er kann.«
    Dann ging ich in mein Zimmer, öffnete die Schiebetür und fiel ins Bett. Boyd legte sich auf den Boden. Ich lag lange wach, lauschte der Brandung und roch das Meer.
    Irgendwann sprang Birdie aufs Bett und rollte sich neben mir zusammen. Ich dachte eben daran, noch etwas zu essen, als ich eindöste.
    Gullet hatte Recht. In dieser Nacht passierte nichts mehr.
     
    »Pinckney?«
    Um kurz nach elf am nächsten Vormittag waren Emma und ich in einem Behandlungszimmer in einer Ambulanz zwei Blocks östlich des Zentralkrankenhauses. Sie trug ein Krankenhaushemd. In ihrem linken Arm steckte eine Infusion. Mit der rechten Hand hielt sie sich ihr Handy ans Ohr. Sonderrechte für den Coroner. Kein Handy-Verbot für sie.
    »Festnetz?«, fragte Emma.
    Pause.
    »Wie ist die Adresse?«
    Pause.
    »Kenne ich. Ich fahre in ungefähr einer Stunde vorbei.«
    Emma schaltete aus und sagte dann zu mir: »Chester Tyrus Pinckney.«
    »Da war ich ja dicht dran«, erwiderte ich.
    »Das Telefon ist abgestellt, aber die Adresse ist nicht weit weg von Rockville.«
    »Ist das nicht ganz im Süden? Unten bei Kiawah und Seabrook?«
    »Wadmalaw Island. Ziemlich ländliche Gegend.«
    Ich dachte darüber nach.
    »Da ist Mr. Pinckney aber weit gereist, um sich aufzuhängen.«
    Bevor Emma etwas erwidern konnte, betrat eine Frau das Zimmer. Sie trug einen weißen Mantel und hatte ein Klemmbrett in der Hand. Ihr Gesicht war freundlich, aber neutral.
    Emma stellte die Frau als Dr. Nadja Lee Russell vor. Trotz der Tapferkeit, die sie den ganzen Vormittag über gezeigt hatte, klang ihre Stimme nun nervös.
    »Sie sind also zusammengebrochen«, sagte Russell.
    »Nur Erschöpfung«, sagte Emma.
    »Sie haben das Bewusstsein verloren?«
    »Ja«, gab Emma zu.
    »Ist das zuvor schon mal passiert?«
    »Nein.«
    »Fieberanfälle? Übelkeit? Nächtliche Schweißausbrüche?«
    »Manchmal.«
    »Was davon?«
    »Alles.«
    Russell machte sich Notizen, blätterte dann in der Krankenakte. Die Neonröhren summten.
    Russell las weiter. Das Schweigen wurde bedrohlich. Die Brust wurde mir eng. Es war, als würde man auf ein Urteil warten. Sie werden es überleben. Sie werden sterben. Sie sind auf dem Weg der Besserung. Sie sind es nicht. Ich zwang mich zu lächeln.
    Schließlich machte Russell den Mund auf.
    »Ich furchte, ich habe keine guten Nachrichten, Emma. Ihre Werte sind noch immer nicht so, wie ich sie gern hätte.«
    »Sie sind unten?«
    »Sagen wir einfach, ich sehe nicht die Fortschritte, die ich erhofft hatte.«
    Das Zimmer wurde plötzlich sehr klein. Ich nahm Emmas Hand.
    »Und jetzt?« Emmas Stimme war völlig tonlos, ihr Gesicht eine Maske.
    »Wir machen weiter«, sagte Russell. »Jeder Patient ist anders. Bei einigen dauert es länger, bis die Behandlung anspricht.«
    Emma nickte.
    »Sie sind noch jung, Sie haben Kraft. Arbeiten Sie ruhig weiter, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
    »Das werde ich.«
    Emma schaute Russell nach, wie sie zur Tür hinausging. In ihren Augen sah ich Angst und Traurigkeit. Vor allem aber sah ich Trotz.
    »Kannst deinen süßen Hintern drauf verwetten, dass ich weiterarbeite.«
     
    Der Reiseprospekt beschrieb Wadmalaw als die unberührteste der Charleston-Inseln. Was hieß: die hässlichste.
    Faktisch ist Wadmalaw natürlich eine Insel, der Bohicket und der North Edisto River schneiden sie vom Festland ab. Doch vom Meer trennen sie ihre vornehmeren Schwestern im Süden und im Osten, Kiawah und Seabrook. Die gute Nachricht: Wadmalaw Island ist stabil, kein Hurrikan kann sie frontal treffen. Die schlechte Nachricht: keine Sandstrände. Wadmalaw ist eine krude Mischung aus Wald- und Feuchtgebiet, eine Ökozone, die weder Touristen noch Ferienhauskäufer anzieht.
    Auch wenn in letzter Zeit einige Luxusresidenzen entstanden sind, sind die Bewohner von Wadmalaw noch immer vorwiegend Farmer, Fischer und Krebs- und Krabbensammler. Die einzige Attraktion der Insel ist die Charleston Tea Plantation. Gegründet 1799, nimmt sie in Anspruch, die älteste Teeplantage Nordamerikas zu sein. Kann aber auch sein, dass sie die einzige Teeplantage

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