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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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aber weit in die Tiefe reichend, mit seitlichen Veranden in jeder Etage.
    Pete und ich stiegen aus und gingen den Gartenpfad hoch. Auch wenn Wolken die Temperatur mäßigten, bestimmte doch Feuchtigkeit den Tag. Binnen Sekunden klebten meine Kleider schlaff an meiner Haut.
    Während wir auf das Haus zugingen, registrierte ich weitere Details. Verfaulendes Holz, verwitterte Farbe, mehr Holzornamente als der Royal Pavillon in Brighton. Eine reich verzierte Tafel über der Tür verkündete: »Magnolia Manor«.
    Keine Magnolien. Keine Blüten. Der Garten seitlich des Hauses war ein Gestrüpp aus mit Kudzu verhangenen Sträuchern.
    Die Haustür war unverschlossen. Als wir hindurchgingen, traten Pete und ich aus klebriger Wärme in eine etwas kühlere klebrige Wärme.
    Was früher ein elegantes Foyer gewesen war, diente jetzt als Diele, in der nur noch das geschnitzte Treppengeländer, die Wandleuchten und der Lüster an der Decke an frühere Pracht erinnerten. Die karge Einrichtung verströmte den Charme einer Zahnarztpraxis. Sideboard aus furniertem Sperrholz. Kunstledercouch. Plastikpflanze. Plastikläufer. Plastikpapierkorb voller weggeworfener Werbezettel.
    Zwei Reihen von Namensschildern deuteten darauf hin, dass das Anwesen in sechs Wohnungen unterteilt war. Rechts unterhalb der Klingelknöpfe verkündete eine handgeschriebene Karte die Telefonnummer des im Haus wohnenden Besitzers.
    Ich wählte. Parrot antwortete nach dem dritten Klingeln.
    Ich nannte meinen Namen. Parrot sagte, er sei mit Gullet bereits im Keller, und dirigierte mich den zentralen Korridor entlang in den hinteren Teil des Gebäudes. Die Treppe befinde sich hinter einer Tür auf der linken Seite.
    Ich bedeutete Pete, mir zu folgen.
    Die Kellertür war wirklich dort, wo Parrot gesagt hatte. Und weit offen.
    »Cruikshank hat sich den alten Kasten bestimmt nicht wegen seines Sicherheitssystems ausgesucht«, sagte ich mit leiser Stimme.
    »Sicher hat ihm die hypermoderne Innenausstattung gefallen«, erwiderte Pete.
    Von unten konnte ich Gullet und Parrot reden hören.
    »Und der Name«, sagte Pete. »Klingt irgendwie großherrschaftlich.«
    Als Pete und ich die Holztreppe hinunterstiegen, fiel die Temperatur um mindestens ein Grad. Unten roch die Luft nach Jahrzehnten von Moder und Schimmel. Ich wusste nicht recht, ob ich durch die Nase oder durch den Mund atmen sollte.
    Der Keller war wie erwartet. Lehmboden. Niedrige Decke. Ziegelwände mit bröckelndem Mörtel. Zu den wenigen Zugeständnissen an das zwanzigste Jahrhundert gehörten eine uralte Wasch- und Trockenmaschine, ein Wasserboiler und trübe Glühbirnen, die an ausgefransten Drähten hingen.
    Überall stapelte sich Gerümpel. Packen alter Zeitungen. Holzkisten. Kaputte Lampen. Gartenwerkzeug. Das Messingkopfteil eines Betts.
    Gullet und Parrot befanden sich im hinteren Teil des Kellers, auf der Werkbank zwischen den beiden stand ein geöffneter Karton. Gullet hielt einen braunen Aktendeckel in der einen Hand und blätterte mit der anderen in dessen Inhalt.
    Beide Männer drehten sich um, als sie unsere Schritte hörten.
    »Wies aussieht, gehören Sie ja langsam zum lebenden Inventar des Coroners.« Gullet hatte wirklich eine ganz eigene Art, ein Gespräch zu eröffnen. »Ich habe kein Problem damit, solange jeder Grenzen und Zuständigkeiten respektiert.«
    »Natürlich.« Ich stellte Pete vor, und er erklärte äußerst knapp sein Interesse an Parrots früherem Mieter.
    »Ihr Mr. Cruikshank war wirklich ein viel beschäftigter Kerl, Herr Anwalt.«
    »Ich habe nur indirekt mit Cruikshank zu tun«, setzte Pete an.
    Gullet fiel ihm ins Wort. »Der Mann hat sich in meiner Stadt umgebracht. Das macht ihn zu meinem Problem. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Frau Doktor hier begleiten. Aber falls sie auf die Idee kommen sollten, auf eigene Faust Detektiv zu spielen – den Zug sollten Sie lieber im Bahnhof lassen.«
    Pete sagte nichts.
    »Miz Rousseau sagte, Sie suchen nach einer Frau namens Helene Flynn.« Der gewohnte flache Tonfall.
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, warum, Sir?«
    »Helenes Vater macht sich Sorgen, weil sie den Kontakt abgebrochen hat.«
    »Und wenn Sie diese junge Dame finden?«
    »Sage ich Daddy Bescheid.«
    Gullet musterte Pete so lange, dass ich schon dachte, er würde ihn zum Teufel jagen. »Da ist ja nichts dabei. Wenn mein Kind verschwindet, möchte ich schon wissen, wieso.«
    Der Sheriff klappte den Aktendeckel zu und wedelte damit.
    »Das dürfte ’ne interessante Lektüre

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