Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
hatte, wie dunkel es geworden war. Meine Uhr zeigte zwanzig nach acht.
»Warum ist es denn schon so früh dunkel?«
»Da kommt ein ziemlich heftiges Gewitter auf. Die ganze Insel macht die Luken dicht. Haben wir Luken? Sind sie dicht?«
Ich zeigte auf Petes Kappe. »Schlechte Nachrichten, Pete. Die Hornets sind nach New Orleans umgezogen.«
»Ich mag die Farben.« Peter nahm die Kappe ab und bewunderte das Logo.
»Purpur und türkis?«
»Nicht türkis, du Holzkopf. Teal heißt diese Farbe. Eine Kombination, die von Alexander Julian ausgesucht wurde und um die uns die ganze Liga beneidet.«
»Ob Designer-Farbwahl oder nicht, das Team ist auf jeden Fall nicht mehr in Charlotte.«
Pete warf die Kappe auf ein Sideboard und nickte in die Richtung des Aktenstapels neben mir. »Was machst du da?«
Ein Kribbeln in meinen unteren Zentren.
»Bodenkontrolle an Tempe.«
Ich schrak hoch.
»Was machst du da?«, wiederholte Pete.
»Cruikshanks Fälle durchsehen.«
»Cruikshanks PC, wie ich vermute. Hattest du Erfolg damit?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich komme einfach nicht auf das Passwort. Wo warst du denn den ganzen Tag?«
»Gefangen in der treuhänderischen Hölle. Was ist braun und schwarz und macht sich gut neben Buchhaltern?«
Obwohl ich wusste, dass es ein Fehler war, hob ich beide Hände.
»Ein Dobermann.«
»Das ist lahm.«
»Aber wahr. Diese Kerle sind anscheinend Buchhalter geworden, weil sie zu wenig Charisma hatten, um Leichenbestatter zu werden.«
»Hast du Herron nach Helene Flynn gefragt?«
»Der gute Reverend meinte, wir sollten mit den Büchern anfangen.«
Ich hob die Brauen.
»Schau mich nicht so an. Buck hat mich engagiert, damit ich sein Geld aufspüre. Das mit seiner Tochter läuft nur nebenher.«
»Hast du Herron erzählt, dass Cruikshank tot ist?«
»Ja.«
»Und wie hat er reagiert?«
»Schock, Trauer und der von Herzen kommende Wunsch, er möge in Frieden ruhen. Hast du in den Akten etwas gefunden?«
»Vielleicht.«
Wir gingen auf die Veranda. Die Brise drehte den Deckenventilator ohne elektrische Hilfe.
Ich deckte den Tisch. Pete verteilte die Pizza. Beim Essen berichtete ich ihm, was ich herausgefunden hatte.
»Ein ›C‹ auf dem Etikett bedeutet, dass der Fall abgeschlossen ist.«
»Na, das ist doch schon mal was.«
»So was Ähnliches habe ich Boyd auch gesagt.«
Boyd spitzte die Ohren. Seine Schnauze blieb an der Tischkante.
»Viele von Cruikshanks jüngeren Akten enthalten nichts als Zeitungsausschnitte. Ich habe eine Tabelle angelegt und angefangen, nach Mustern zu suchen. Was sind das da für Dinger?« Ich deutete auf kleine, schwarze Klümpchen auf meiner Pizza.
»Getrocknete Johannisbeeren. Und?«
»Seit 2002 legte Cruikshank Akten über zwei Frauen und vier Männer an, die in der Charlestoner Gegend als vermisst gemeldet wurden. Ein paar waren dabei, die nichts als Zeitungsausschnitte enthielten. Keine Schecks oder Berichte.«
»Also war er gar nicht engagiert worden, um diese Leute zu suchen.«
»So sehe ich das auch.«
Pete überlegte. »Könnte der Kerl von Dewees einer von Cruikshanks Vermissten sein?«
»Eigentlich passt er zu keinem der Profile.«
»Was sind das für Leute?«
»Ein Mann ist schwarz, drei sind weiß. Im Alter zwischen siebenundzwanzig und achtundfünfzig. Einer arbeitet als Stricher. Zwei sind Drogenkonsumenten. Einer ist schizophren. Die Frauen sind schwarz, achtundzwanzig und neununddreißig. Beide sind Prostituierte und Drogenkonsumenten.«
»Meinst du, es könnte ein Serienkiller sein, vielleicht einer, der es auf Nutten und Junkies abgesehen hat? Auf Leute vom sozialen Rand, die niemand vermisst?«
»Ich kenne das genaue Datum nicht, an dem Aikman verschwand. Oder der Dewees-Mann. Aber zwischen dem Verschwinden von Moon und Ethridge vergingen vier Monate und zwischen Ethridge und Watley noch einmal vier. Dann dauert es ganze acht Monate, bis Poe verschwindet. Zwei Monate später ist es Snype. Falls es sich um einen Serienkiller handelt, wäre die zeitliche Abfolge atypisch.«
»Sind Serienkiller denn nicht typischerweise atypisch?« Pete nahm sich noch ein Stück Pizza.
»Die Profile kommen quer aus dem Gemüsegarten. Männer, Frauen. Schwarz, weiß. Alter zwischen siebenundzwanzig und achtundfünfzig.«
»Also keine Beschränkung auf Straßenjungs unter zwanzig? Oder Studentinnen mit langen Haaren und Mittelscheitel?«
»Bist du unter die Profiler gegangen?« Mein Kommentar zu Petes Erwähnung von Opfertypen, wie
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