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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Hornets-Kappe bettelte. Emma, die aus einem dunklen Zimmer winkte. Meine Füße wollten sich nicht bewegen, und sie entfernte sich immer weiter von mir.
    Das Läuten meines Handys weckte mich. Als ich danach griff, spürte ich Schmerz in meinem Ellbogen.
    »Gullet hier.« Im Hintergrund hörte ich Stimmen. »Wir haben noch eine.«
    Mein Magen verkrampfte sich.
    »Der Sturm hat südlich von Folly Beach ein Fass an den Strand gespült. Ein paar Fischer haben es sich angesehen und eine Leiche entdeckt. Die Gegend gehört zum County, also wurde mein Büro alarmiert. Miz Rousseau ist wieder indisponiert und meinte, ich sollte Sie hinzuziehen. Wies aussieht, werden Sie zum De-facto-Coroner, junge Dame.«
    Um sieben Uhr morgens war die junge Dame noch nicht besonders schlagfertig. »Wie komme ich da hin?«, fragte ich und suchte nach Stift und Papier.
    »Kann mir nicht leisten, dass Sie sich verfahren. Wir treffen uns in dreißig Minuten an der Leichenhalle.«
    »Warum die Eile?« Leicht gereizt. Aber Gullet hatte Recht. Wahrscheinlich hätte ich wirklich Schwierigkeiten, die Stelle zu finden.
    »Die Flut kommt.«
    Ich zog Jeans und ein T-Shirt an, legte ein wenig Wimperntusche auf und eilte nach unten.
    Pete war bereits weg, zur Fortsetzung der buchhalterischen Quälerei, wie ich vermutete. Boyd und Birdie waren in der Küche und beäugten einander über eine umgekippte Müsli-Schale hinweg.
    Birdie verschwand, als ich auftauchte. Boyd blieb sitzen. Er hatte Milch auf der Schnauze.
    »Hab ich dich erwischt, Chow.«
    Ich stellte die Schale ins Waschbecken, goss mir Kaffee ein und betrachtete meinen Ellbogen. Ein blauer Fleck entwickelte sich, der irgendwann spektakuläre Proportionen annehmen würde. Und Farben.
    Als ich die Leine vom Haken nahm, drehte Boyd durch. Ich ging mit ihm bis zur Straße. Der Vorgarten war übersät mit Palmwedeln und Unrat.
    Nachdem Boyd den Müllcontainer, den Briefkastenpfosten und einen abgebrochenen Ast bepinkelt hatte, zerrte ich ihn ins Haus zurück. Er verzwirbelte die Brauenhaare. Spinnst du?
    »Das ist die Strafe für die umgekippte Schale.«
    Seine Brauenhaare spielten verrückt.
    Ich verdrückte einen Müsliriegel und machte mich auf den Weg zur MUSC. Der Sheriff wartete an der Tür zur Leichenhalle.
    Gullet nahm die James-Island-Brücke über den Ashley und fuhr dann nach Süden. Kurz darauf wiesen Schilder auf den Folly Beach hin.
    Beim Fahren teilte Gullet mir mit, was er wusste – kaum mehr, als er mir schon am Telefon gesagt hatte. Fischer. Fass. Leiche.
    Ich fragte, warum der Coroner mich angefordert habe. Gullet vermutete, dass die Leiche vielleicht nicht mehr die frischeste sein könnte.
    Ich schaute zum Fenster hinaus; Häuser, Bäume und Strommasten zogen vorbei. Gullet hatte nichts mehr zu sagen. Ich bemerkte, dass er immer wieder verstohlen meinen Ellbogen betrachtete.
    Ich dachte an das Auto, das Pete am Samstagmorgen gesehen hatte. An die Flasche vom letzten Abend. Was soll’s. Falls mich da wirklich jemand einschüchtern wollte, wäre es sinnvoll, wenn der Sheriff Bescheid wüsste. Ich erzählte ihm, was passiert war.
    »Haben Sie irgendjemand hier gegen sich aufgebracht?«, fragte Gullet mit seiner gewohnt tonlosen Stimme.
    »Ich habe einen Reporter namens Homer Winborne in die Wüste geschickt.«
    »Winborne ist harmlos.«
    »Und ein Bauunternehmer namens Richard Dupree?«
    »Wundert mich, dass das Außenministerium Dickie noch nicht zwangsverpflichtet hat. Der Mann ist ein geborener Diplomat.«
    »Ist er harmlos?«
    Gullet zögerte. »Meistens.«
    Meistens? Ich ging nicht weiter darauf ein.
    Fünfzehn Minuten, nachdem wir den Ashley River überquert hatten, bog Gullet auf eine schmale Straße ein, die quer durch Marschland führte. Auf beiden Seiten ragten Binsen und Besengras aus funkelndem Bernsteinbraun in einen makellosen Himmel. Ich ließ das Fenster herunter und roch den urzeitlichen Duft von Wachstum und Fäulnis. Austern. Winkerkrabben. Unzählige Wirbellose, älter als die Zeit.
    Derart aufgeheitert, versuchte ich es mit Konversation.
    »Haben Sie gewusst, dass South Carolina mehr Marschland hat als irgendein anderer Staat an der Atlantikküste?«
    Gullet schaute mich an, dann wieder auf die Straße.
    »Die Forensik-Jungs sind mit Pinckneys Brieftasche fertig.«
    »War noch was anderes drin außer dem Führerschein?«
    »Nicht viel. Ein paar Essensgutscheine, die Kundenkarte eines Lebensmittelladens, ein Lotterieschein, vierundsechzig Dollar und eine

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