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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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besser.“
    „Mir wird es sowieso nicht mehr lange gut gehen …“ Dad würde total ausflippen, wenn er von der Sache mit dem Dämonenatem hörte. Und Harmony vielleicht gleich mit, wenn sie erst die ganze Wahrheit erfuhr.
    Schmollend ließ Todd sich in Dads Lehnstuhl sinken. Ausnahmsweise schien er tatsächlich bereit zu sein, mit uns anderen zu warten, noch dazu komplett körperlich anwesend.
    Ich löste mich aus Nashs Umarmung und versuchte erfolglos, Todds Blick aufzufangen. Seine Augen waren geschlossen, und er schien zu schlafen, eine braune Haarlocke in der Stirn, aber seine angespannte Haltung sagte etwas anderes. Nash hatte die Sache genauso mitgenommen wie mich, nur waren seine Schuldgefühle wahrscheinlich noch größer als meine; schließlich war Scott sein Freund.
    Draußen hörte ich ein Auto die Einfahrt hochfahren. Das musste Dad sein. So schnell, wie er hier war, müsste ihm eigentlich die Polizei auf den Fersen sein.
    Sekunden später flog die Haustür so schwungvoll auf, dass sie gegen die Wand knallte, und Dad stand in der Tür. Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch, als wäre er den ganzen Weg von der Fabrik gerannt. Erst, als sich unsere Blicke trafen, schien sich sein Atem zu beruhigen. „Geht’s dir gut?“, fragte er besorgt.
    Ich rutschte zur Sofakante vor. „Ja, alles okay.“ Dank achtundzwanzig Stichen und einer starken örtlichen Betäubung. Aber auf die nächsten Stunden meines Lebens war ich trotzdem nicht sonderlich scharf. Die Schwester hatte mir, nachdem sie den Arm verbunden hatte, zwei Schmerztabletten in die Hand gedrückt. Mit dem Hinweis, dass sich mein Arm, sobald die Betäubung abgeklungen war, ungefähr so anfühlen würde, als hätte ihn jemand aufgeschlitzt.
    Das war wohl ihre Art von Humor.
    „Was zum Teufel ist passiert?“ Dad stand immer noch in der offenen Haustür, und ein eiskalter Windhauch fegte herein und blies die Post vom Tisch. Ich bekam eine Gänsehaut. „Gibt es denn keine Lehrer an deiner Schule? Warum ist da niemand eingeschritten?“
    Scheiße. Jetzt musste ich ihm wohl doch erzählen, dass ich geschwänzt hatte …
    „Ehrlich gesagt, waren wir gar nicht in der Schule.“ Ich kniff die Augen zusammen und versuchte stumm, das drohende Unheil abzuwenden.
    Weit gefehlt. Die Haustür knallte lautstark ins Schloss, und als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich Dads gequälte Miene. Er sah wütend und besorgt zugleich aus.
    „Wo soll ich nur anfangen, Kaylee? Ich bin erst seit drei Monaten wieder hier, und in der Zeit wärst du zweimal fast gestorben. Wie soll ich dich bloß beschützen? Gerätst du eigentlich absichtlich in Schwierigkeiten?“
    Trotz der stärker werdenden Schmerzen im Arm und der Schuldgefühle zauberte ich mühsam ein Lächeln auf mein Gesicht, um die Situation ein wenig zu entspannen. „Diesen Teil der Diskussion hast du gerade verpasst.“ Doch mir verging das Lächeln sofort wieder, als sich seine Miene verdüsterte.
    Er schälte sich seufzend aus dem Mantel und stapfte auf mich zu, eingehüllt in eine Wolke aus Schweiß und Metallgeruch von seinem Fließbandjob. Wegen mir war er heute früher gegangen, was ihn einen Teil seines Lohns kosten würde. „Wie geht’s deinem Arm?“
    „Gut.“ Ich ließ ihn den Arm eingehend begutachten, obwohl man nicht viel erkennen konnte, dick verbunden, wie er war. „Der Arzt hat gesagt, es verheilt alles wieder. Nur ein paar Stiche, Dad.“
    Todd schnaubte. „Achtundzwanzig, um genau zu sein“, sagte er, woraufhin Dad erschrocken zusammenzuckte. Schon witzig, dass er den Reaper zwar hören, aber nicht sehen konnte.
    „Verdammt noch mal, Todd!“ Wütend blickte er ungefähr in die Richtung, aus der Todds Stimme gekommen war. „Schleich dich in meinem eigenen Haus gefälligst nicht so an mich heran – egal, wie tot du bist. Zeig dich, oder verschwinde!“
    Harmony und ich lächelten uns kurz an, ohne dass Dad es bemerkte.
    Grinsend zuckte Todd die Schultern und zauberte sich aus dem Stuhl direkt hinter meinen Vater, wo er körperliche Gestalt annahm. „Na gut“, flüsterte er, wenige Zentimeter hinter Dads Ohr. „Ihr Haus, Ihre Regeln.“
    Dad machte vor Schreck einen Satz nach vorn und drehte sich, hochrot im Gesicht, zu dem Reaper um. „Ich hab’s mir anders überlegt. Verschwinde!“
    Wieder zuckte Todd die Schultern, und eine einzelne blonde Strähne fiel ihm in die Stirn. „Ich lasse mir später von Kaylee alles exklusiv berichten. Meine Pause ist sowieso vorbei.“

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