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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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kennt sich für einen Psychiater ziemlich gut mit dem Gesetz aus. Mach dir um Scott keine Sorgen. Er bekommt die beste juristische und psychiatrische Hilfe, die man kriegen kann.“
    Weil mir keine passende Antwort einfiel, nickte ich stumm. Kein Geld der Welt und keine noch so moderne Behandlung konnten Scott jetzt noch helfen. Soweit ich das beurteilen konnte, würde er die Stimme in seinem Kopf wohl nie wieder loswerden – genauso wenig wie die Schattengestalt. Sofern er überhaupt je wieder aus der Anstalt herauskam.

12. KAPITEL
    „Komm einfach direkt nach Hause“, sagte Harmony, das Handy ans Ohr gepresst, und marschierte in die Küche, wo sie unseren Kühlschrank nach etwas Essbarem durchforstete, das noch nicht verschimmelt war. Ich plumpste aufs Sofa und legte den bandagierten Arm vorsichtig in den Schoß.
    Problemlos erstickte Harmony jeden Diskussionsversuch meines Vaters schon im Ansatz, schließlich war sie es durch ihren Beruf als Krankenschwester gewohnt, Befehle zu erteilen. „Ich habe sie schon abgeholt.“
    Dad arbeitete in einer Fabrik in Fort Worth, Harmony dagegen in dem Krankenhaus, in das wir gebracht worden waren. Obwohl sie von zu Hause kommen musste – sie wäre nämlich erst zur dritten Schicht dran gewesen –, war sie fast eine halbe Stunde früher da als Dad.
    „Weil ich schneller im Krankenhaus sein konnte als du.“ Und weil Nash den Arzt davon „überzeugt“ hatte, mich in Harmonys Obhut zu entlassen, obwohl sie nicht meine Erziehungsberechtigte war.
    Sie hielt den Hörer ein Stück vom Ohr weg, und ich konnte meinen Vater lautstark schimpfen hören. „Es geht ihr gut, zumindest körperlich. Wir reden weiter, wenn du da bist.“ Dann klappte sie das Handy mit einer Entschlossenheit zu, die mir sagte, dass sie nicht rangehen würde, wenn er noch einmal anrief.
    Wow. Noch nie hatte ich jemanden so mit meinem Dad umspringen sehen, und vor lauter Staunen vergaß ich glatt zu protestieren, dass es mir auch seelisch gut ging. In Anbetracht der Tatsache, dass ich – wieder einmal – dem Tod ins Auge geblickt hatte, verkraftete ich das Ganze, wie ich fand, ziemlich gut.
    „Glaubst du an so etwas wie ein Déjà-vu, Kaylee?“ Harmony angelte sich Milch und Margarine aus dem Kühlschrank. „Dich da verletzt auf der Couch liegen zu sehen, kommt mir irgendwie schrecklich bekannt vor.“ Ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    „Ich bin garantiert nicht scharf darauf, mir ständig Ärger einzuhandeln“, erwiderte ich ein wenig gereizt.
    Ich rutschte ein Stück zur Seite, um Nash Platz zu machen, der erschöpft neben mir auf die Couch sank. Auf dem Heimweg hatten wir einen kleinen Umweg gemacht und meinen Mietwagen bei Scott abgeholt. Seine Eltern hatten ihren Mexiko-Urlaub zwar verfrüht abgebrochen, kamen aber erst morgen wieder zu Hause an. Das Haus war also komplett dunkel gewesen und hatte dabei so seltsam verlassen gewirkt, selbst an einem so sonnigen Wintertag wie diesem.
    Es war, untertrieben ausgedrückt, ziemlich unheimlich gewesen.
    Harmony steckte den Kopf in den Küchenschrank, den ich so gut wie nie benutzte. Neben dem Margarinebecher landeten zwei angefangene Päckchen Mehl und Zucker auf der Küchentheke. „Leider findet einen der Ärger auch dann, wenn man nicht danach sucht.“
    „Ich glaube, in diesem Fall ist Ärger ein bisschen untertrieben“, murmelte ich und kuschelte mich vorsichtig an Nash, der den Arm um mich legte. „Willst du gar nicht wissen, was passiert ist?“, fragte ich durch die Küchentür.
    „Jetzt noch nicht.“ Harmonys Stimme klang dumpf, weil sie mit dem Kopf halb im Schrank versunken war. „Wenn dein Vater hier ist, musst du sowieso noch mal alles haarklein erzählen, also warte ich.“
    „Na schön, aber ich warte nicht!“, brummte Todd, der plötzlich im Türrahmen lehnte. Er war vorhin, kurz nachdem der Polizist gegangen war, in der Notaufnahme aufgetaucht und hatte uns ein paar Fragen gestellt, die wir ihm im Beisein der Krankenschwester nicht beantworten konnten. Also hatte er sich stattdessen auf die Suche nach seiner Mutter gemacht, die zu dem Zeitpunkt aber bereits auf dem Weg ins Krankenhaus war. Eine von Harmonys Kolleginnen aus dem Krankenhaus hatte Nash erkannt und bei ihr angerufen.
    „Oh doch, das wirst du.“ Harmony warf ihrem relativ toten Sohn einen strengen Blick zu, eine Packung Backpulver in der Hand. „Wenn sie ständig alles doppelt und dreifach erzählen muss, geht es ihr auch nicht

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