Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
Vom Netzwerk:
Dann drehte er sich um und öffnete die Haustür.
    „Und warum genau haben Sie die Schule verlassen?“ Der Polizist rutschte mit seinem Stuhl näher an die Trage heran, auf der ich saß. Er war kein einfacher Polizist, sondern von der Kripo. Denn versuchter Mord – oder Totschlag, je nachdem, wie die Anklage letztendlich lauten würde – fiel unter Kapitalverbrechen. Doch solange Scotts Eltern den vom Gericht bestellten Grünschnabel nicht durch einen schicken, überbezahlten Anwalt ersetzt hatten, konnte Scott, der gerade in derselben psychiatrischen Einrichtung ans Bett gefesselt wurde, in der ich eine Woche meines Lebens verbracht hatte, seine geistige Verfassung vor Gericht nicht geltend machen.
    Doch wenn es jemand verdient hatte, wegen vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen zu werden, dann Scott Carter. Er hatte nicht wirklich vorgehabt, mich zu töten. Na gut, vielleicht doch, aber er hatte es nur getan, weil er auf Frost-Entzug war und unter dem Einfluss eines noch nicht identifizierten Unterweltmonsters stand. Nash und ich hätten mit Sicherheit beides verhindern können, wenn wir früher eingeschritten wären. Und zwar mit Verstärkung.
    „Kaitlyn? Ist alles in Ordnung, Kaitlyn?“, fragte der Polizist. Erst als Nash meine Hand drückte, merkte ich, dass mich alle ansahen.
    „Kaylee …“, murmelte ich und starrte auf die frische Naht auf meinem Arm. Hoffentlich würde ihn bald jemand verbinden. „Ich heiße Kaylee.“ Die Betäubungsspritze schien nicht nur meinen Arm, sondern auch mein Gehirn lahmgelegt zu haben.
    Oder es lag am Schock.
    „Entschuldige, Kaylee.“ Der Beamte rutschte verlegen auf dem Stuhl herum. Mir zuliebe hatte er sich gesetzt, damit er weniger bedrohlich wirkte. Er machte mich wahrscheinlich deshalb so nervös, weil ich mich schuldig fühlte, auch wenn er mich offenbar für unschuldig hielt. „Erzähl mir bitte noch mal, warum du Mr Carter hinterhergefahren bist, Kaylee.“
    Hinter dem Beamten öffnete sich der dünne blaue Vorhang, und eine ältere Krankenschwester in lilafarbener Krankenhauskluft tauchte mit verschiedenen Päckchen in der Hand auf, die ich misstrauisch beäugte.
    „Weil er sich total … verrückt aufgeführt hat.“ Jetzt war es raus. Vielleicht trug ich so zu Scotts Verteidigung bei … „Er hat wirres Zeug geredet, und wir fanden, er sollte nicht hinterm Steuer sitzen. Also sind wir ihm nachgefahren, damit wir sicher sein konnten, dass es ihm gut geht.“
    „Und er ist direkt heimgefahren?“
    Ich tauschte einen kurzen Blick mit Nash, der nickte. „Ja. Die Haustür war offen, also sind wir rein. Er saß im Büro seines Dads.“
    Hinter mir riss die Krankenschwester eine Packung Verbandsmull auf, und das Geräusch erschreckte mich fast zu Tode.
    „Und dann hat er dich mit einem Messer angegriffen, einfach so?“ Der Kriminalbeamte kritzelte etwas auf seinen Block, ohne mich anzusehen. „Hat er was gesagt?“
    „Äh … Er wollte, dass ich ihn irgendwohin bringe.“
    Jetzt blickte der Mann endlich auf. „Wohin?“
    „Hat er nicht gesagt.“ Was theoretisch stimmte. „Er hat nur gesagt, dass er mich umbringt, wenn ich ihn nicht hinbringe. Daraufhin habe ich geantwortet, dass ich ihn überall hinbringe, wenn er das Messer weglegt. Da hat er es runtergenommen und mir in den Rücken gedrückt, und als ich versucht habe, mich loszureißen, hat er mich geschnitten.“ Ich hielt demonstrativ den verletzten Arm hoch und vereitelte dadurch den Versuch der Krankenschwester, ihn zu bandagieren.
    „Alles klar, danke, Kaylee.“ Der Polizist stand auf und steckte das Notizbuch in die Manteltasche. „Dein Vater ist auf dem Weg …“ Es hatte sich leider nicht vermeiden lassen, dass sie Dad anriefen und ihm einen gehörigen Schreck einjagten. „Aber so wie es aussieht, bist du bis dahin gut versorgt.“ Freundlich lächelte er Nash an, der keine Miene verzog, dann die Krankenschwester, die mit zitternden Fingern die Stiche verband, die sich quer über meinen Unterarm zogen. „Wir setzen uns mit dir in Verbindung, sobald wir mehr wissen. Okay?“
    Ich nickte, und als er sich zum Gehen wandte, die Hand schon auf der Türklinke, fragte ich schnell: „Was passiert mit Scott?“
    Diese Frage schien Nash zu überraschen, genau wie den Polizisten. Nur die Krankenschwester machte unbeirrt weiter.
    „Nun, das hängt von seinem Anwalt ab. Aber Mr Carter – Scotts Vater – hat in der Gegend schon in mehreren Fällen als Zeuge ausgesagt und

Weitere Kostenlose Bücher