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Können Computer ein Gewissen haben?
Jura, Oxford
Gewissen wird normalerweise definiert als die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Es ist die Stimme in unserem Kopf, die uns sagt, was wir tun und was wir lassen sollten – und die uns mit Schuldgefühlen plagt, wenn wir nicht auf sie hören. Aber es lässt sich nur schwer festmachen, wo diese urteilende Stimme herkommt. Frühe christliche Philosophen glaubten, es handele sich um die Stimme Gottes. Thomas von Aquin erachtete das Gewissen hingegen als gottgegebene Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Freud zufolge ist das Gewissen Ausdruck unseres »Über-Ichs«, das die Lektionen wiederholt, die wir auf dem Schoß unserer Eltern sitzend gelernt haben. Viele Soziobiologen würden es heute als kulturelles Erbe beschreiben, das wie die Sprache im Gehirn verankert ist.
Wo immer Gewissen nun entsteht, einen Computer mit Schuldgefühlen kann man sich kaum vorstellen. Pablo Picasso soll einmal prägnant (wenn auch überspitzt) formuliert haben: »Computer sind nutzlos: Sie können uns nur Antworten geben.« Überhaupt trauen wir Computern keine Gefühle zu, auch wenn Filme wie Nummer 5 lebt! oder WALL ‧ E uns das Gegenteil vorspielen. Vielleicht wird es in der Zukunft einmal Computer geben, die darauf programmiert sind, menschliches Schuldgefühl zu imitieren. Und vielleicht arbeitet dieses Programm tatsächlich so überzeugend, dass es uns glauben macht, die Maschine hätte ein schlechtes Gewissen. Aber selbst dann noch müsste ein Computer zwei weitere Hürden überwinden, bevor man ihm tatsächlich das nur allzu menschliche Gefühl von Gewissensbissen zusprechen könnte. Erstens muss sich die Maschine hinreichend ihrer selbst bewusst sein. Und zweitens muss sie wirklich unter ihren Gewissensbissen leiden. Eine Maschine empfindet erst dann wirklich Schuldgefühle, wenn sie, in den unsterblichen Worten George Michaels, glaubt, sie werde nie mehr tanzen. Allein die Realisierung der ersten Grundbedingung erscheint unwahrscheinlich, da die Wissenschaft bis heute noch nicht einmal über gesicherte Erkenntnisse bezüglich der menschlichen Bewusstheit verfügt.
Einen Computer, der zumindest zwischen Gut und Böse unterscheiden kann, können wir uns viel eher vorstellen. In der Medizin werden Systeme zum Beispiel schon so programmiert, dass sie einer Art hippokratischem Eid folgen und vertrauliche Patientendaten nur in Notfällen herausgeben. Wenn man einem Computer beibringen kann, Schach zu spielen, warum sollte es dann nicht möglich sein, ihn dazu zu befähigen, moralische Urteile zu fällen? In gewisser Weise unterscheidet sich ein solcher Vorgang nur wenig von der »Programmierung« des freudschen »Über-Ichs« durch die Eltern oder vom gottgegebenen Verstand, den Thomas von Aquin postulierte. In beiden Fällen wird das Urteilsvermögen von einer äußeren Instanz übertragen, ebenso wie ein Programmierer den Computer mit Befehlen speist. Ein solcher Prozess ähnelt vielleicht sogar dem Vorgang, der in der Biologie als »Prägung« des Gewissens bezeichnet wird. Interessanterweise lügen uns Computer mit geringerer Wahrscheinlichkeit an als Menschen. Wie Isaac Asimov sagte: »Die Unmenschlichkeit des Computers besteht nicht zuletzt darin, dass er – wenn er erst einmal sachkundig programmiert ist und reibungslos arbeitet – vollkommen ehrlich ist.« Außer natürlich, er wurde darauf programmiert, unehrlich zu sein.
Da die Entwicklung künstlicher Intelligenz immer weiter voranschreitet, ist es durchaus vorstellbar, dass ein Computer eines Tages die Kontrolle über sich selbst ergreift. Eine Maschine, die darauf programmiert wäre, eigenständig zu lernen und sich weiterzuentwickeln, könnte aus verschiedenen Handlungsoptionen auswählen und ihren Wirkungsbereich so weit erweitern, dass man sie faktisch als von Intentionen getriebene Intelligenz bezeichnen könnte. In einigen wenigen Bereichen übertreffen Computer den menschlichen Verstand bereits heute um ein Vielfaches. Manche Menschen hegen sogar die Befürchtung, dass ein intelligenter Computer, der über die Fähigkeit verfügt, seinen eigenen Aktionsradius zu erweitern, eines Tages zu einer Bedrohung für die Menschheit werden könnte. Nach den Theorien der Biologie entwickelte der Mensch im Laufe der Evolution ein Gewissen und altruistische Verhaltensweisen. Eine hoch entwickelte Maschine hingegen wäre nichts anderes als reine Intelligenz, die nur ihre
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