Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
Gekko zugeben, dass Gier gut sei, viele würden aber darauf beharren, dass wir gierig sein müssen, um in einer gierigen Welt zu überleben.
Allerdings hat die vorherrschende Kultur einen tief greifenden Einfluss auf unsere Gefühle und unser Verhalten. Meiner Ansicht nach sind Egoismus und Paranoia nur Ausdruck einer egoistischen und paranoiden Phase unserer Gesellschaft, nicht intrinsischer Teil der menschlichen Natur. Versetzt man Menschen in andere Gesellschaften, verhalten sie sich auch ganz anders. Mir widerstrebt es, Banker oder Parlamentarier der Gier zu bezichtigen – sie haben sich einfach nur so verhalten, wie es ihnen die umgebende Kultur vorschrieb. In gewisser Weise ist man auch gierig, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt: gierig nach moralischer Überlegenheit. Ich finde Gier schlecht, nicht nur weil sie moralisch verwerflich ist, sondern weil sie der Gesellschaft schadet. Eine Welt, in der die Menschen nicht großzügig sind – sowohl in materieller als auch in emotionaler Hinsicht – und nur nach eigenen Besitztümern streben, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein wenig glücklicher Ort.
Wenn ein Freund mich einsperrt und sagt, er ließe mich jederzeit wieder gehen, wenn ich ihm 5 Euro zahlte, ist das dann Freiheitsberaubung?
Jura, Cambridge
Toller Freund! Die Antwort auf diese Frage lautet schlicht »Ja«. Selbst wenn Sie nichts zahlen müssten, um den Raum wieder zu verlassen, hat Ihr Freund Sie doch Ihrer Freiheit beraubt. Und zwar in dem Moment, als er den Schlüssel umdrehte. Es zählt einzig, dass Ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde. Die Gebühr von 5 Euro fürs Aufsperren verschlimmert die Sache nur. 10
In der westlichen Welt zählt die Freiheit zu den wichtigsten Menschenrechten. Sie ist uns mittlerweile so selbstverständlich, dass wir jede Einschränkung als störend bis unerträglich empfinden. »Auf seine Freiheit zu verzichten heißt, auf seine Menschenwürde zu verzichten«, erklärte Rousseau. Das Problem besteht natürlich darin, dass wir nicht allein sind auf der Welt. Deswegen dürfen wir nicht einfach alles tun, was uns beliebt, selbst in der liberalsten Gesellschaft nicht. Beispielsweise kann uns nicht erlaubt sein, andere Menschen zu schlagen, zu berauben oder zu töten. Daher akzeptieren wir, dass es Umstände gibt, in denen unser aller Freiheitsrecht vernünftigerweise beschnitten wird. Verbrecher dürfen ihrer physischen Freiheit beraubt und zu Gefängnisstrafen verurteilt werden. Wer andere beleidigt, sieht seine Meinungsfreiheit möglicherweise bald durch die Gesetze gegen Verleumdung und üble Nachrede eingeschränkt. All das gehört zum »Gesellschaftsvertrag«, wie Hobbes und Locke ihn nennen: Wir treten einen Teil unserer Freiheit an den Staat ab, der im Gegenzug für Ordnung sorgt. Rousseau meinte dazu, wir gäben zwar natürliche Unabhängigkeit auf, gewännen dafür aber echte Freiheit.
Der zentrale Aspekt bei dieser Thematik ist aber, dass Gesetze regeln müssen, unter welchen Umständen jemand eingesperrt werden darf – und Gesetze untersagen es üblicherweise Personen, die nicht von Rechts wegen dazu befugt sind, andere ihrer Bewegungsfreiheit zu berauben. Entführung und Verschleppung sind zwar schwerwiegendere Verbrechen als das Spiel Ihres Freundes, nichtsdestotrotz hat dieser mit dem Schließen und Absperren der Tür eine Straftat begangen. Durch seine Lösegeldforderung kommt möglicherweise sogar noch Erpressung hinzu! Vielleicht ist Ihr Freund aber auch ein Polizist, der nach dem Gesetz dazu berechtigt ist, Sie in einen Raum (etwa eine Zelle) einzusperren, weil Sie ein Verbrechen begangen haben. Dann begeht er aber mit seinem Vorschlag, Sie gegen Bezahlung freizulassen, eine Straftat.
Nun gibt es Umstände, unter denen jemand seiner Freiheit beraubt werden darf, auch wenn er kein Verbrechen begangen hat oder begehen will. In Deutschland erlauben es Unterbringungsgesetze befugten Personen, psychisch kranken Menschen zu ihrem eigenen Besten die Freiheit zu nehmen. Rechtliche Sicherungsmechanismen sollen dabei irrtümliche Freiheitsberaubungen verhindern.
Die aktuellen Terrorismusgesetze vieler Nationen werfen die Frage auf, wie lange jemand in einem Rechtsstaat eingesperrt werden darf, ohne durch ein Gerichtsverfahren verurteilt worden zu sein. Die Diskussion um die Sicherungsverwahrung beschäftigt sich mit der Frage, unter welchen Umständen Menschen, die möglicherweise in der Zukunft ein Verbrechen begehen, zum Schutze der
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