Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

einen Strahl durch ein Bose-Einstein-Kondensat (ein Gas, das auf eine so niedrige Temperatur abgekühlt wird, dass die Atome nahezu bewegungslos sind) schickte. Andererseits ließ im gleichen Jahr Lijun Wang Laserpulse mit 310-facher Lichtgeschwindigkeit durch einen Behälter mit Caesiumgas blitzen, sodass die Pulse rückwärts durch die Zeit zu reisen schienen: Die Blitze traten früher aus dem Behälter heraus, als sie hineintraten!
    Unter Zeitreisen verstehen die meisten Menschen allerdings etwas anderes als Blitze, die 62 Milliardstelsekunden vor ihrem Absenden ankommen. Sie meinen damit zum Beispiel eine rasante Beförderung in die ferne Zukunft oder einen Ausflug in die Vergangenheit, vielleicht bis zu einer von Kleopatras ausgelassenen Feierlichkeiten. Theorien zur Durchführbarkeit solcher Unternehmungen besitzen allerdings eine eher fantasievolle Aura. In den 1930er-Jahren formulierte der Mathematiker Kurt Gödel die Idee, dass man zumindest theoretisch durch die Zeit reisen könnte, wenn es gelänge, das Raum-Zeit-Kontinuum zu verändern. Raum-Zeit-Kontinuum ist dabei die Bezeichnung für ein vierdimensionales Gebilde, das neben den vertrauten Dimensionen des Raums, das heißt Länge, Breite und Tiefe, auch die der Zeit in sich vereint. Die mathematische Theorie zeigt, dass dieses Kontinuum gekrümmt sein muss. Daraus folgerte Gödel, man könnte durch die Zeit reisen, wenn man eine Abkürzung quer durch den gekrümmten Raum nehme.
    Um eine solche Abkürzung zu erzeugen, muss man das Raum-Zeit-Kontinuum »verzerren«, was mithilfe der Schwerkraft möglich ist. Ein Zeitreisender würde also zur Wegbereitung vermutlich auf schwarze Löcher zurückgreifen, die eine extrem starke Gravitation aufweisen. Weiße Löcher sind das hypothetische Gegenteil von schwarzen Löchern. Sie spucken Masse aus, während schwarze Löcher diese einsaugen. Wissenschaftliche Theorien gehen davon aus, das schwarze und weiße Löcher durch sogenannte Wurmlöcher miteinander verbunden sind. Nach Ansicht des amerikanischen Astronomen Kip Thorne bieten künstlich geschaffene Wurmlöcher eine Möglichkeit, innerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums eine Abkürzung zu nehmen. Möglicherweise ließen sich durch Teilchenbeschleuniger, wie sie von der Europäischen Organisation für Kernforschung zur Untersuchung des Aufbaus der Materie eingesetzt werden, tatsächlich kleine Wurmlöcher erzeugen. Für Zeitreisen bräuchte man freilich etwas vielfach Größeres, und das übersteigt die heute vorhandenen Möglichkeiten bei Weitem. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Stephen Hawking zufolge Wurmlöcher so instabil sind, dass sie einfallen würden, bevor man hineinspringen könnte. Also bräuchte man noch eine Antischwerkraftmaschine, um das Wurmloch mittels des sogenannten Casimir-Effekts offen zu halten. Dieser Effekt bewirkt, dass, wenn auf zwei parallele, leitende Platten im Vakuum eine Kraft wirkt, diese beiden zusammengedrückt werden. (Hawking sagt übrigens auch, wenn es in der Zukunft jemandem gelungen wäre, eine Zeitmaschine zu bauen, wären wir sicher schon Zeitreisenden begegnet.)
    Von dem amerikanischen Astronomen Frank Tipler stammt eine andere Idee. Er schlägt vor, ein Stück extrem dichtes Material zu einem mehrere Milliarden Kilometer langen Zylinder zu rollen und diesen dann in Rotation zu versetzen. Dreht er sich schnell genug, krümmen sich Raum und Zeit um ihn herum. Wenn wir mit einem Raumschiff auf einem spiralförmigen Kurs durch den Zylinder hindurchsteuern, kommen wir exakt in dem Moment des Eintritts in einer anderen Galaxie und Zeit wieder heraus.
    Natürlich existieren zahlreiche Paradoxien, die nahelegen, dass Zeitreisen unmöglich sind, mit welcher Technologie auch immer. Eines der berühmtesten Gedankenspiele erzählt von einem Mann, der in die Zeit vor der Zeugung seines Vaters zurückreist und seinen Großvater tötet. Diese Geschichte beinhaltet jedoch, dass sein Vater nie geboren wurde und er damit selbst nie geboren wurde – wie kann er dann aber seinen Großvater umbringen? Kip Thorne argumentiert, es bestünde eine unendlich große Anzahl möglicher Ketten von Ursache und Wirkung, wobei jedes Ereignis vielfältige Folgen habe. Wenn das zutrifft, sind diese Paradoxien irrelevant – wenn man in der Zeit zurückreist, löst man einfach eine andere Folge von Ereignissen aus. Vielleicht könnten Sie einfach ein quantenverschränktes Double Ihrer selbst produzieren und sich so im Wimpernschlag durch Raum und