Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
Allgemeinheit die Freiheit entzogen werden darf. Aus Angst vor Terroristen erklärte sich das amerikanische Volk nach dem 11. September 2001 auf breiter Front dazu bereit, freiwillig auf persönliche Freiheiten zu verzichten, um dadurch größere Sicherheit zu erhalten. Gegen Ende der Amtszeit von George W. Bush wuchs allerdings der Protest innerhalb der Bevölkerung gegen die Langzeitverwahrung von Personen in Guantánamo Bay, die der Verbindung zu terroristischen Organisationen verdächtigt wurden, aber noch nicht in einem Strafprozess verurteilt worden waren.
Es ist leicht, die Forderung zu stellen, Menschen einzusperren, die Unrechtes getan haben. Die Entscheidung, wo Unrecht beginnt, ist jedoch oft schwierig. Der Philosoph John Stuart Mill wertete diese Fragestellung in seinem Buch Über die Freiheit (1859) als irrelevant. Laut Mill lässt sich die Einschränkung individueller Freiheit nur rechtfertigen, wenn dadurch andere vor Schaden geschützt werden. Seiner Ansicht nach spielt es keine Rolle, ob eine Gesellschaft etwas fast einhellig als unmoralisch betrachtet – wenn etwas niemandem schadet, darf es nicht von Gesetz wegen verboten werden. In den 1960er-Jahren entzündete sich in Großbritannien eine heiße juristische Debatte zwischen H. L. A. Hart, der befand, es dürfe keine Gesetze gegen »Verbrechen ohne Opfer« geben, wie zum Beispiel bei freiwilligen homosexuellen Kontakten zwischen Volljährigen, und Sir Patrick Devlin, nach dessen Auffassung die Gesellschaft das Recht besitzt, zur Aufrechterhaltung des sozialen Gefüges Moral durchzusetzen. Hart setzte sich schließlich durch, doch das Thema bleibt umstritten. Es motiviert zum Beispiel die Fragestellung, ob Menschen ohne juristische Konsequenzen Meinungen äußern dürfen, die den Rassenhass oder terroristische Bestrebungen schüren. Wo endet die Redefreiheit und wo beginnt das Recht des anderen auf körperliche Unversehrtheit?
10 Eine interessante Variante ergäbe sich, wenn die eingesperrte Person ein Kind wäre und der »Täter« die Fürsorgepflicht für das Kind besäße. Als Erziehungsberechtigter darf er von Rechts wegen alles tun, was zur Erfüllung seiner Aufgabe nötig ist. Dazu mag gelegentlich gehören, ein unartiges Kind in seinem Zimmer einzusperren. Ein Kind in einem verschlossenen Raum zu »verwahren«, damit man selbst zu einer Party gehen kann, kommt natürlich überhaupt nicht infrage. Und wenn ein Kind, wie in diesem Fall, Lösegeld zahlen muss, um wieder freizukommen, ist das auch ein Fall für die Behörden.
Wie würden Sie durch die Zeit reisen?
Physik, Oxford
1895 entzündete H. G. Wells mit seinem Science-Fiction-Roman Die Zeitmaschine unsere Vorstellungskraft, wie es wohl wäre, durch die Zeit zu reisen. In seiner Erzählung gelangt ein Mann mithilfe einer Zeitmaschine in eine imaginäre Zukunft – wie eine solche Maschine aber funktioniert, verriet der Autor nicht. Ein Jahrzehnt später entwickelte Einstein die Theorie, dass die Zeit an verschiedenen Orten unterschiedlich schnell vergeht und, wie Länge und Breite, nur eine weitere Dimension des Raums ist. Plötzlich schienen Zeitreisen nicht mehr völlig ausgeschlossen. Ob es wohl möglich wäre, durch die Zeit zu reisen wie durch den Raum?
Einstein selbst glaubte, dass es nur mit Überlichtgeschwindigkeit gelänge, rückwärts durch die Zeit zu reisen – aber das sei unmöglich. Dennoch zeigen seine Theorien, dass wir alle Zeitreisende sind. Im Verlauf unseres Lebens bewegen wir uns ganz natürlich durch die Zeitdimension. Die Richtung können wir, wie es scheint, nicht ändern, wohl aber die Geschwindigkeit: Da die Zeit an verschiedenen Orten unterschiedlich schnell vergeht, müssen wir uns nur durch den Raum bewegen, um verschiedene zeitliche Dimensionen zu erleben. Je schneller unsere Reise durch den Raum erfolgt, desto langsamer vergeht währenddessen die Zeit. Diese Verlangsamung der Zeit ist zwar winzig, aber messbar, etwa mit hochpräzisen Atomuhren. Ein Astronaut, der zum Mond und wieder zurück fliegt, wäre bei seiner Rückkehr ein wenig jünger als sein Zwillingsbruder, der auf der Erde geblieben ist. Je länger und je schneller man unterwegs war, desto jünger ist man im Vergleich zu den Zuhausegebliebenen bei der Rückkehr.
Jüngste Forschungsergebnisse lassen Zweifel an der Absolutheit der Lichtgeschwindigkeit aufkommen. Am einen Ende des Spektrums brachte die Physikerin Lene Vestergaard Hau das Licht im Jahr 2000 zum Stillstand, indem sie
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