Haltlos
zur Eile an, da Francis ihm einen Auftrag gegeben hatte, der es nötig machte schnell zuzugreifen. Francis hatte etwas über eine große Gruppe von ungefähr 15 Vampiren gesagt, die sich einige Kids geschnappt haben sollen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Die Munitionskisten wurden verstaut, die Waffen kontrolliert und die Mönche überprüften ihre Einsatzausrüstung. Alle nickten beim Besteigen der Hummer kurz in Richtung Francis, der ihre Grüße stoisch entgegennahm. Innerlich wurde er immer unruhiger, doch hatte er in den Jahren gelernt all seine Emotionen nach innen fließen zu lassen. Nicht das kleinste Anzeichen von Panik durfte man ihm Ansehen. Er stand noch einen Moment im Innenhof, auch als die Wagen schon längst weg gefahren waren. Er atmete tief durch und versuchte sich seelisch und geistig auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten. Da Cillian mit aller Wahrscheinlichkeit beim Gelehrten Rat in Berlin gastierte, hätte er wohl noch 20 bis 30 Minuten Zeit, bevor dieser hier eintreffen würde. Er rief zwei einfache Mönche zu sich und bat sie, den Besprechungsraum herzurichten und verlangte etwas frisches Obst und einen schweren Rotwein bereitzustellen. Die Brüder folgten Francis Anweisungen und verschwanden gleich darauf, um diese umzusetzen. Francis hingegen ging in seine Kammer und zog sich um. Er wollte Cillian nicht als Geistlicher gegenübertreten. Es machte auch wenig Sinn, sich hinter einem solchen Amt zu verstecken. So legte er seine schwarzen Einsatzhosen und einen schwarzen Rollkragenpullover an und begab sich in den Besprechungsraum, um auf seinen Gast zu warten.
Cillian fuhr rasant mit seinem Porsche in den Innenhof des Klosters hinein. Der Kies knirschte unter den Reifen und beim Bremsen hinterließen sie tiefe Spuren. Cillian parkte direkt vor dem Zugang zum Gebäude. Es war ihm egal, ob sich die Mönche daran stören würden, dass er nicht draußen vor dem Klostergelände parkte. Cillian hielt sich selten an Regeln, die ihn in seiner persönlichen Entfaltung einschränkten. Ein Mönch eilte auf ihn zu, doch bevor er einen Ton von sich geben konnte, knurrte Cillian ihm entgegen „Wo finde ich ihn?“ Der Mönch bedeutete Cillian ihm zu folgen und führte ihn zum Haupthaus in den ersten Stock in einen geschmackvoll eingerichteten Konferenzsaal. Cillian blieb mitten in dem Raum stehen und ließ seinen Blick leicht gesenkt auf dem Mönch ruhen, der ihn hier herein geführt hatte. „Danke, Bruder Heinrich, du darfst dich jetzt entfernen.“ Ein wenig irritiert sah der Bruder Francis in seiner informellen Kleidung an und verließ dann hastig das Zimmer, wobei er gut daran tat, die Türen hinter sich zu verschließen. „Gut, du hast den Weg hier raus noch gefunden. Was führt dich in mein bescheidendes Heim?“ wollte Francis mit gespielter Höflichkeit von Cillian wissen. „Ich mag keine Spielchen, kannst du dich daran etwa nicht mehr erinnern? Du vergisst doch sonst in der Regel kein einziges Detail. Also kommen wir gleich zum Thema. Wer ist die Kleine, die mit Euch jagt?“ „Welche Kleine?“ fragte Francis unschuldig. Cillian ließ seiner Kehle einen knurrenden Laut entweichen. Francis spürte, dass seine Aufregung zurückzukehren drohte. „Schon gut, ich will da mal nicht so sein. Sie kam vollkommen aufgelöst zu uns ins Kloster und bat um Obdach, damit sie dem Leben eine Weile entfliehen kann. Ihr Freund hatte sie wohl verlassen oder so etwas in der Art. Ich interessiere mich weit weniger für die Belange der Menschen, als es im Allgemeinen den Anschein erweckt.“ Francis war gut darin anderen das Gefühl zu vermitteln, dass das einzige Ziel in seinem Leben darin bestand, anderen Menschen zu helfen und ihnen Lebensmut zu geben. „Francis, soll ich dir gleich deine widerliche Visage aufhübschen, oder spuckst du endlich die Wahrheit aus?“ Cillian wusste genau, dass er ohne den gewissen Druck auf Francis nichts aus ihm herausholen konnte. Francis hingegen war sich unsicher, wie viel Cillian von Tessas Rolle bei der Vampirjagd tatsächlich wusste. Mit dem Taktieren wurde es schwerer, als Francis gedacht hatte. Er wollte nicht zu viel verraten, durfte es aber auch nicht riskieren, Cillian zu verärgern. Wenn Cillian glauben würde, er würde ihm nicht die volle Wahrheit sagen, konnte es böse für ihn enden. „Sie stellte Fragen. Viele Fragen die mit Vorkommnissen vampirischer Art zu tun hatten. Sie wusste schon von Euch, bevor wir etwas verraten konnten. Wir haben ihr also
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