Haltlos
großzügigen Taschengeldern mit Eintritt ihres 18. Lebensjahres frei über ihr Erbe verfügen konnten. Da Tessa nie in Schwierigkeiten geriet und immer gradlinig auf der „guten“ Seite des Gesetzes stand, hatte Josh es bei ihr bei dieser Regelung belassen. Wegen Lukas Erbe trafen sich die beiden vor Gericht. Josh erstritt rechtskräftig, dass Lukas erst mit 21 Jahren einen Teil seines Erbes ausgezahlt bekommen sollte. Wenn er sich dann drei Jahre nichts zu Schulden kommen ließ und in einem festen Arbeitsverhältnis stand, würde er über den Rest ebenfalls wie Tessa frei verfügen können. Da es aber nicht den Anschein hatte, als würde sich Lukas in nächster Zeit besinnen, stünde ihm eine mehr lange als kurze Wartezeit bevor. Auch das machte ihn oft wütend und so reagierte er sich an Tessa ab, nannte sie immer „die Musterschülerin“, „Joshs Liebling“ und einmal, als er vollkommen zugedröhnt auf der Veranda lag, Tessa ihn ins Haus schaffen wollte, bevor Josh und Miranda ihn so sahen, fragte er sie, was sie denn Josh als Gegenleistung geben musste, damit sie für ihn immer sein Engel bliebe. Tessa redete sich ein, dass die Drogen aus ihm sprachen, aber die Verbitterung seiner Worte war zweifellos echt und gegen sie gerichtet. Tessa erzählte nie jemanden von diesem Vorfall, nicht einmal Amber. Lukas musste nicht noch zusätzlich von ihr denunziert werden, dass schaffte er prächtig ganz allein. Insgeheim hoffte sie sogar, dass er sich niemals dessen besinnen würde, sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Denn durch sein Erbe standen ihm dann die Tore der Welt offen. Ob er sich mit all seinem Geld für einen bescheidenen Lebensstil entschied oder doch eher den extravaganten Weg einschlagen würde, wäre bei der Höhe seines Erbes vollkommen egal. Er könnte sich ungesehen auf jedem Kontinent problemlos mehrere Häuser bauen und jeden Tag hin und her fliegen. Tessa hatte Angst vor diesem Tag. Würde Lukas sich wirklich für ein Leben ohne seine Familie entscheiden? Sie ging in Anbetracht seines jetzigen Verhaltens jedenfalls stark davon aus. Konnte sie ihn überhaupt gehen lassen? Seit dem Tod ihrer Eltern hatte Tessa eine wahre Trennungsphobie entwickelt. Sie konnte es nicht ertragen, jemanden aus ihrem engeren Kreis ziehen zu lassen. Selbst Amber richtete sich nach Tessas Angewohnheiten und hatte ihr Handy nachts stets auf Empfang am Bett zu liegen. Ging sie aus, rief sie Tessa an, wenn sie wieder gut zu Hause angekommen war, was ihr dank ihres Chauffeurs, den sie vor allem abends gern beanspruchte, auch bisher immer gut gelungen war. Amber machte sich auch gemeinsam mit Tessa auf die Suche nach einer Universität, wo sie beide hingehen könnten. Tessa passte mehr auf Amber auf, als deren Eltern es taten. Sie jetteten durch die Welt und schrieben ihr lediglich Karten oder riefen sie kurz an. Oftmals schafften sie es nicht einmal zu wichtigen Aufführungen in der Schule, Ambers Geburtstagen oder an den Weihnachtsfesten zu ihrer Tochter zu fliegen. Amber schien sich damit arrangiert zu haben. Sie beaufsichtigte das Personal, regelte ihren Tagesablauf wie eine Managerin und war nie ohne ihren Filofax anzutreffen. Tessa fragte sich, ob es nicht für Amber manches Mal schlimmer war als für sie. Ihre Eltern waren Tod, sie konnten nicht zu ihren Veranstaltungen kommen, aber Ambers Eltern war es offensichtlich nicht wichtig genug, als dass sie es einrichten könnten, ihre Tochter zu unterstützen und ihr zu zeigen, dass sie stolz auf sie waren.
4.
Nach unendlichen Debatten, tausenden Pros und Contras, einigten sich Tessa und Amber letztendlich darauf, eine Party im Stile eines Horrorhauses zu feiern. Sprich es würde sich um ein vorgezogenes Halloween handeln. Amber gab damit Tessas Faible für alles Gruselige und Horrorartiges nach. Sie brauchten sich nicht lange die Köpfe zu zerbrechen, welches Kostüm sie tragen sollten. Bei Tessa stand ohnehin fest, dass sie als Vamp gehen würde. Amber kniff die Augen zusammen und überlegte. Da sie nicht als blutleere Untote erscheinen wollte, würde sie sich als Gothic verkleiden. Nachdem das Motto endlich festgelegt wurde, liefen die weiteren Vorbereitungen auf Hochtouren. Es sollte bis ins kleinste Detail eine perfekte Party werden und dabei gab es so viel zu berücksichtigen. So kam es unter anderem auch auf die richtigen Einladungskarten an. Wenn diese billig wirkten oder dem Motto nur lieblos angepasst, würden viele lieber gar nicht kommen. Nicht so viel
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