Haltlos
Engagement forderte die Gästeliste an sich, denn die war schnell zusammengestellt. Tessa lud jeden ein, den sie kannte, dass heißt die letzten beiden Jahrgänge der High School, einige Freunde und Bekannte sowie ein paar Mitaktivisten aus ihren sozialen Projekten. Jeder war willkommen. Das Catering musste mit der Firma besprochen und in Auftrag gegeben werden und die Dekoration musste geordert werden. Auch die Dekoration war ein wichtiges Thema. So sollte die Villa, die an sich schon die Toplocation schlechthin war, in ein Spukhaus umgestaltet werden. Mit ihrem Südstaaten Flair und ihrem Alter würde es gar nicht so schwer werden, mit ein paar Scheinwerfern hier und da gruselige Schatten zu erzeugen, um die entsprechende Atmosphäre zu schaffen. Die Dekoration im Haus war da schon diffiziler umzusetzen. Neben Spinnenweben und durch schwere Vorhänge geschaffene Abdunkelung der einzelnen Räume, sollten auch ein paar Schauspieler in Rollen wie „verschreckte Hausmädchen“, „schrobigen Butlern“ oder aber auch „verwirrte Augenzeugen“ dazu stoßen. Große Kerzenleuchter mussten arrangiert werden. Die Tonanlage samt Lautsprechern mussten installiert und ausgerichtet werden, um grausige Geräusche durch die Räume zu tragen. Auch die Projektionsanlage sollte
bestimmten Abständen
ihren Einsatz finden. Sie sollte in an verschiedenen Stellen im Haus
wandelnde Geister erscheinen lassen, die sich dann zum Beispiel quer durch den Raum bewegen oder in Verbindung mit der Tonanlage geheime und natürlich furchtbar seltsame Nachrichten aus dem Totenreich an die Partygäste übermitteln wollten. Das würde zwar erneut den Rahmen einer normalen Geburtstagsparty sprengen, aber hey: sie war jung, beliebt und besaß definitiv die finanziellen Mittel für eine derartige „Entgleisung“. Außerdem würde die Party besser werden, umso mehr Schnick-Schnack sie vorbereiten würde. So konnte sie zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass sich aus langer Weile heraus einige ihrer Partygäste zu Erkundungstouren über das Anwesen entscheiden und sie womöglich noch mit Mike im Bootshaus überraschen würden. Das wollte Tessa auf gar keinen Fall riskieren. Musik. Noch ein schwieriger Punkt. Um allen Musikgeschmäckern gerecht werden zu können, orderte sie einen DJ aus dem angesagtesten Club der Stadt. Sie bestand darauf, dass eine gute Mischung aller Stile gespielt wurde, so dass für jeden Gast etwas dabei seien würde. Schließlich lautete die Goldene Regel für jede gelungene Party: Sorge für gutes Essen, gute Laune und gute Musik, und die Party trägt sich von allein. Tessa war mit so vielen Kleinigkeiten beschäftigt, dass die Tage wie im Fluge verstrichen. Sie musste sich ja nicht nur um die Partyvorbereitungen kümmern, bei denen sie von Amber unermüdlich unterstützt wurde, nein, sie hatte da noch ihr anderes kleines privates Projekt, dass sie noch rechtzeitig in Angriff nehmen musste. Um ehrlich zu sein, hoffte sie innerlich, sich mit Mike zusammen kurz nach Beginn der Festlichkeiten und den üblich geführten Small Talks heimlich davon schleichen zu können, um es in die Tat umsetzten zu können. Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers danach, endlich mit ihm allein im Bootshaus zu sein. Ihre Wangen fingen bei diesem Gedanken an zu glühen und sie merkte, wie sich ihre Atmung bei der Erinnerung an seinen warmen Körper, der sich an sie schmiegt leicht beschleunigte. Viel Zeit und Gelegenheiten würden sich ihr künftig nicht mehr bieten, da Mike in einer Woche mit dem Praktikum bei Josh fertig war und er danach zurück zur Uni musste. Nicht zu fassen, dass sein Praktikum so schnell vorbei war. Tessa hätte sich gewünscht, dass es länger andauern würde, damit sie Mike nicht so schnell wieder ziehen lassen musste. Dann wäre es vorbei mit heimlichen Küssen im Kopierraum oder kuscheligen DVD Abenden in ihrem Zimmer. Sie würde seine Nähe für eine Weile einbüßen müssen. Bis zu seinem Campus waren es mehrere hundert Meilen. Ein spontaner Besuch am Wochenende wäre von daher eher ausgeschlossen. Zudem besann sie sich darauf, dass er durch seine Kurse, den zu lernenden Stoff, den Hausaufgaben und den Prüfungsvorbereitungen ohnehin zu beschäftigt sein würde, um ein gemeinsames Wochenende mit ihr genießen zu können. Tessa hatte Verständnis dafür, hatte sie doch ihre ambitionierten Vorstellungen was ihr späteres eigenen Studium
anbelangte. Sie wollte selbst in der Regelstudienzeit und
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