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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Koenig
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nichts!“ erklärte sie ihrem Spiegelbild und zog sich nach einer ausgiebigen heißen Dusche an. Sie musste zurück zur Villa und nachsehen, ob das Personal bereits Schadensbegrenzung betrieben hat, oder ob es immer noch wie auf einem Schlachtfeld aussah. Jedenfalls war dies wohl der beste Vergleich vom Chaos im Haus, dem Garten und vor allem in der Küche am Tag nach einer von Tessas und Ambers Partys. Beim Betreten des Foyers atmete Tessa erleichtert auf, denn wie sie es vermutete, waren die Hausmädchen gerade tüchtig damit beschäftigt die Hinterlassenschaften der ausgelassenen Gesellschaft des Vorabends zu beseitigen. Tessa begrüßte sie fröhlich und bedankte sich für ihre Arbeit. Da Tessa sich nicht um das Aufräumen kümmern musste, konnte sie sich einen gemütlichen, faulen Sonntag gönnen und sich entspannen – nur relaxen. Nach kurzem Überlegen wonach ihr jetzt der Sinn stand, ging sie in die Bibliothek und widmete sich ihrer Lieblingsbeschäftigung: dem Recherchieren, woher der Vampir-Mythos stammte und ob es sich tatsächlich nur um einen Mythos handelte. Seit sie denken konnte, haben diese „Blutsauger“ sie magisch angezogen. In jeder freien Minute ist sie zu ihrem Dad gegangen und bat diesen, ihr wieder die Geschichten vorzulesen, wo es um Vampire ging. Dabei war es ihr egal, ob diese böse oder gut waren, ob es sich um eine reine Abhandlung zu diesem Thema handelte oder ob es ein von (angeblichen) Fiktionen wimmelnder Roman war. Jede noch so kurze Geschichte war ihr willkommen. Er musste ihr alles erzählen was er wusste. War er es schließlich selbst, der eine recht anschauliche Sammlung von verschiedenster Literatur zu diesem Themenkreis besaß. Tessas Zuneigung zu Vampiren änderte sich auch nach dem Tod ihrer Eltern nicht. Im Gegenteil, sie schien sich noch zu verstärken. Für ihr Umfeld schien sich nur die Art des Vorlesens zu ändern, als Josh die Rolle ihres Vaters übernommen hatte. Doch für Tessa waren all die Erzählungen aus Gründen die sie nicht verstand noch wichtiger geworden und so prägte sie sich alles so detailgetreu wie möglich ein, was Josh ihr vorlas. Veränderte er aus Spaß hier und da kleine Passagen einer Geschichte, wurde er von Tessa sofort mit einem bösen Blick bestraft und er korrigierte den Text. Mittlerer Weile war Tessa so etwas wie ein wandelndes Lexikon. Sie liebte es neben den Romanen, dem Ursprung wissenschaftlichen Dissertationen durch das Inhalieren von
    ein Stückchen näher zu kommen. Ihre Gedanken wanderten oft von einem wissenschaftlichen Ansatz zum Nächsten. So sagen die einen, dass der Vampir-Mythos auf „Vlad den Pfähler“ zurückzuführen sei. Vlad III. soll wegen seiner Vorliebe für die Hinrichtungsart der Pfählung oft mit dem Beinamen „Tepes“ (Pfähler) versehen worden sein. Jedoch wurde dieser erst nach seinem Tod eingeführt. Vlad III. soll einigen Erzählungen nach das Blut seiner Opfer getrunken haben. Anderen Erzählungen nach soll er nach seinen Pfählungen ein Mahl im Kreise der Gepfählten eingenommen haben und dabei sein Brot in deren Blut getunkt haben. Ein weiterer Beiname und wahrscheinlich deshalb auch als Romanvorlage für Bram Stokers „Dracula“ wie prädestiniert war Drăculea (deutsch Sohn des Drachen , vom lateinischen draco , Drache ). Dieser leitete sich von der Mitgliedschaft seines Vaters Vlad II. Dracul im Drachenorden ab. Andere sehen eher die Historie der „Blutfürstin“ Elisabeth Báthory als den Ursprung des Vampir-Mythos. Insbesondere durch die Legende, Báthory habe im Blut der ermordeten Mädchen gebadet oder es getrunken, um sich selbst jung zu halten, bekam sie diesen Beinamen. Medizinische Ansätze von eher pragmatischer Art, die den Kern ihrer Thesen auf Krankheiten zurückführten, zog Tessa auch in Betracht. So ließ eine Rückbildung des Zahnfleisches bei manchen Menschen deren Eckzähne länger erscheinen. Auch die ugs. „Mondkrankheit“, die die daran erkrankten Menschen dazu zwingt, nur bei Nacht das Haus verlassen zu können, erklärte für Tessa zumindest die Eigenschaft, dass Vampire kein Sonnenlicht vertragen konnten. Alles was anders war, machte zu den damaligen Zeiten den Leuten eine Heidenangst. Und trotz aller Aufklärung ist es auch heute leider viel zu oft noch so, dass Andersartigkeit immer noch die Angst der Menschen schürt. Eine für sie eher belustigende Abhandlung bot die „Dissertatio historico - critica de masticatione mortuorum in tumulis oder von dem Kauen und

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