Haltlos
erfahren hatte. Schritte näherten sich. Connors Alarmglocken schrillten. „Lauf, ich bring dich hier raus, bevor sie dich sehen.“ Da Tessa nicht sofort zu verstehen schien riss er sie immer noch am Oberarm haltend mit sich mit. Tessa stolperte über ihre Füße, immer noch zu sehr geschockt von dem, was eben in der Halle vorgefallen war. Doch da durch die Verfolgung dessen, vor dem Connor sie zu schützen versuchte wieder Adrenalin in ihren Körper gepumpt wurde fing sie sich, rannte an seiner Seite und fragte ihn im Laufen leise „Warum tust du das alles?“ „Sei gefälligst leise. Wir werden später Zeit zum Reden haben, Du musst hier jetzt weg, SOFORT!“ Er rannte mit ihr die Halle entlang. Tessa hatte sich nicht mehr daran erinnern können, dass sie sich so weit vorgewagt hatte, als sie die Kampfgeräusche wahrgenommen hatte und sich versteckte. Sie erreichten das Metalltor und Connor ließ ihren Arm los, schob sich nach draußen und bedeutete ihr zu warten. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass noch keiner der anderen wieder bei den Wagen angekommen war, schlich er sich zurück, zog Tessa dann ebenfalls in den Innenhof, schob sie vor sich her bis zur Straße und schärfte ihr ein zu ihrem Wagen zu rennen, sich nicht umzublicken und schnellstens wieder zurück zum Kloster zu fahren. Tessa rannte und blickte nicht zurück. Sie hatte das Gefühl, um ihr Leben rennen zu müssen. Auch die Fahrt zum Kloster verging im Gegensatz zur Fahrt hierher wie im Fluge. Tessa, die immer noch von der Angst der Entdeckung getrieben wurde, parkte ihren Wagen und schlich sich zurück in ihre Kammer. Endlich kam sie ein wenig zur Ruhe. Sie befand sich in Sicherheit. Sofern man es hier sicher nennen konnte. Die Sonne würde bald aufgehen. Ihre Gedanken fingen an die Ereignisse von heute Nacht zu verarbeiten. Vampir? Es gibt Vampire? Vampire existieren tatsächlich! Es war unglaublich. Sie musste zwar unbedingt mehr über sie herausfinden, aber Connor ist heute schon so ausgerastet, dass sie sich nicht trauen würde, ihn um mehr Informationen zu bitten. Ein weiterer Gedanke beschäftigte sich mit dem Grund, warum der Orden überhaupt Vampire bekämpfte? Aus religiösen Gründen? Handelte es sich bei Vampiren tatsächlich um des Teufels Kinder und umso schaurige Dämonen? Waren sie etwa so grausam und feindselig, dass dem Orden keine andere Wahl blieb, als sich gegen sie zu stellen? Im Laufe der Jahre, in denen Tessa so viel über Vampire gelesen, gehört und recherchiert hatte, hatte sie sich ihr ganz eigenes ein wenig romantisch verklärtes Bild von Vampiren geschaffen. Es gab ihrer Auffassung nach eindeutig „gute“ Vampire, die wahrscheinlich auch unerkannt mitten unter uns Menschen lebten. Vampire, die sich an unsere sozialen Strukturen hielten und die es dank diverser auf der ganzen Welt existierenden Blutbanken nicht mehr nötig hatten Menschen zu beißen, quälen oder sogar zu töten. Natürlich wehrte sie sich auch nicht dagegen, dass es, wie allgemein unter „Vampirexperten“ bekannt, „böse“ Vampire gibt, die dem gefährlichen Blutrausch verfallen waren. Diese bildeten bestimmt nur einen sehr kleinen Teil der Vampirbevölkerung, aber konnten diese doch recht unangenehm werden. Sie hielten sich an keine Regeln und töteten sehr wohl Menschen. Tessa grübelte und befand, dass der Orden sich genau um diese Vampire kümmern würde, während sie die anderen in Ruhe ihr Leben leben lassen würden. Tessa ließ auch den Kampf Revue passieren. Immer und immer wieder stellte sie sich die Frage, woher wusste er zum einen, dass jemand sich in den Hallen versteckt hatte und ihn beobachtete, zum anderen woher wusste er, wo genau sich ihr Versteck befunden hatte und das absurdeste und für Tessa Unbegreiflichste war, dass er genau wusste, dass SIE es war, die ihn beobachtet hatte. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er es hätte wissen können. Sie war sich sicher, dass er nicht in ihrer Sichtweite war, als sie die Halle betreten hatte. Sie hat peinlich genau darauf geachtet, dass sich keiner im Hof aufhielt. Connor betrat die Halle erst, als sie bereits in ihrem Versteck gewesen ist. Und selbst wenn nicht, war er so hochkonzentriert auf sein Gegenüber fixiert, da sie beide in einem Kampf auf Leben und Tod verstrickt waren. Seine Aufmerksamkeit galt hundert prozentig seinem Feind, er konnte sie nicht gesehen haben. Doch woher wusste er es dann verdammt noch mal. Sie kam einfach nicht dahinter. Tessas Gedanken
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