Haltlos
nichts ahnen konnte, bezog ihre Äußerung auf ihre bis eben geführte Diskussion und schnellte mit seinem Kopf zu ihr herum. Barscher als es seine Absicht war fauchte er ihr entgegen: „Bitte, wie soll ich das jetzt verstehen? Was sollte schade daran sein, dass wir diese Kreaturen beseitigen?“ Tessa verstand, wie falsch Connor ihre Äußerung aufgefasst hatte. Dennoch konnte und wollte sie gar nicht ihre Gedanken vor ihm offenbaren und suchte dringend nach einer Ausrede. Da Tessa eine genauso schlechte Schauspielerin wie Lügnerin war, senkte sie ihren Blick und murmelte etwas in der Art, dass es schade sei, den ganzen Tag nur in dem Kloster verweilen können, obwohl doch die ganze Welt hinter den Toren lag. Danach streiften sie noch eine Weile über das Klostergelände, bis ein ihr unbekannter Mönch auf sie zu schritt und an Connor herantrat. Beide sprachen unheimlich leise, doch ließ ihre Gestikulation auf eine erhitzte Debatte schließen. Connor entließ den Mönch mit einem nun deutlich vernehmbaren „Danke, Bruder.“ Während dieser sich von ihnen entfernte, wandte sich Connor zu Tessa um, „Wir sollen uns unverzüglich bei Francis einfinden. Er hat eine Entscheidung getroffen.“ Beide eilten zur Amtsstube des Abtes hinüber die in unmittelbarer Nähe des Gasthauses lag. Sie redeten kein Wort miteinander, zu sehr war die Anspannung in der Luft zu spüren. Bevor Connor die steinerne Treppe vorausstieg, hielt er Tessa am Arm fest und zog sie dicht zu sich heran. Tessa konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Er flüsterte leise aber mit Nachdruck in ihr Ohr, „Tessa hör mir zu, es ist äußert wichtig, dass du, egal, was Francis dir anbieten wird oder gar von dir verlangen wird, keine Entscheidung leichtfertig triffst. Handle nicht unüberlegt. Bedenke, dass Francis nie etwas ohne Hintergedanken ausführt, solange er sich keinen Vorteil oder Nutzen davon versprechen kann.“ Sein eindringlicher Blick suchte den ihren. Erst als sie ihm verwundert ob dieser Offenbarung durch ein Nicken suggerierte, dass sie nicht vorhatte Francis irgendwelche Zugeständnisse zu machen, ließ er sie los. Sie stiegen die Stufen zu Francis‘ Büro hinauf. Connor hoffte inständig, dass er sich mit seiner Warnung nicht zu weit auf das Glatteis gewagt hatte. Für weitere Überlegungen und ein schonenderes Vorgehen blieb im allerdings keine Zeit mehr.
Francis blickte beim Vernehmen von Schritten von seinen Büchern auf. „Ah, wie ich sehe hat Bruder Paulus Euch beide in den Gartenanlagen entdeckt. Bitte setzen Sie sich doch Tessa. Connor“, wieder dieses Nicken in Connors Richtung wunderte sich Tessa, doch setzte sie sich auf sein Kommando auf den vor seinem Schreibtisch stehenden Stuhl. „Nun dann, lassen Sie uns anfangen. Tessa, ich habe lange und sehr gründlich über ihre vorgebrachte Bitte Einsicht in unser gesamtes Wissen zu gewähren, nachgedacht. Dabei habe ich selbstverständlich alle Aspekte genauestens betrachtet. So habe ich abgewogen zwischen den Ihnen ohnehin bereits bekannten Fakten, Ihrer persönlichen Motivation noch mehr über Vampire in Erfahrung zu bringen und der Gefahr, unser Wissen mit Ihnen zu teilen. Dies ließ mich zu dem Schluss kommen, dass Sie sich mit einem Nein meinerseits wahrscheinlich nicht zufrieden geben würden und nur noch hartnäckiger an unseren Fersen heften würden. Dies würde natürlich jede unserer Missionen aufs höchste Maß gefährden. So, nun dann, unter einer Bedingung wäre ich bereit, Ihnen den Zugang zu unserer Bibliothek zu gewähren. Tessa -“, Tessa platze ungewollt ein, „Alles was Sie wollen“, heraus, was sie jedoch im nächsten Augenblick sofort inständig bereute. Merkte sie doch, wie sich Connor verkrampft und leicht zusammenzucke. Das konnte auch Francis nicht entgangen sein. Francis hingegen drehte sich leicht von den beiden ab und der Ansatz eines Lächelns umspielte seine Lippen. Als er sich wieder gefasst hatte sah er Tessa über seine Schulter hinweg an und erwiderte, „Kindchen, versprechen Sie mir nichts, was Sie unter Umständen nicht in der Lage wären einzusetzen.“ „Verzeihung“, sagte Tessa mehr zu Connor als zu ihrem Gegenüber, „das wollte ich auch nicht. Wie sieht ihre Bedingung aus?“ Hatte Connor sie nicht eben an der Treppe noch gewarnt? Was war nur los mit ihr, sie kann Francis doch keine Blankovollmacht geben. Und all das nur, weil sie ihrem Ziel ganz nah zu sein glaubte. Francis hätte in dieser Situation so ziemlich alles
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