Haltlos
Schwamm das Wasser. Diese Leidenschaft, mit der er sprach, war ihr so vertraut und doch so fremd. Connor bemerkte ihre Blicke nicht und fuhr mit seinen Ausführungen weiter fort. Nicht zuletzt in der Hoffnung, dass Tessas Wissendurst dann endlich befriedigt wäre, „Grundsätzlich wird eine Zustimmung oder Erlaubnis wie du es ausgedrückt hast nur in sehr seltenen Fällen gewährt. Es gibt für eine allgemeine Zustimmung einfach schon zu viele Bestien. Es muss ein Ausnahmefall eingetreten sein, der eine Umwandlung erforderlich machen oder begünstigen würde. Zudem muss sich der Mensch mit der Handlung und sämtlichen Konsequenzen – ob positiv oder negativ – einverstanden erklären und sich dessen bewusst sein, dass er in der normalen Menschenwelt wie wir sie kennen seinen Platz verlieren wird. D.h. keinen Kontakt mehr zu seinen sämtlichen Familienmitgliedern, zu Freunden oder sonstigen Bekannten. Der Mensch stirbt offiziell in unserer Gesellschaft und muss weg aus seiner gewohnten Umgebung. Zu groß wäre sonst die Versuchung alle die Seinen ebenfalls umzuwandeln. Über die Erforderlichkeit und Begründetheit beratschlagen sich sowohl der Gelehrten Rat der Vampire als auch der Orden. Letzt endlich ist der Mensch also von zwei Urteilen abhängig“, erklärte Connor ausführlich. „Und die illegalen Novizen? Was haben sie falsch gemacht, besser gesagt, haben sie überhaupt eine Chance?“ wollte Tessa wissen. „Tessa, was verlangst du von uns? Sollen wir uns der illegalen Novizen annehmen? Hast du ihn nicht gesehen im Lagerhaus? Nein, sie haben sich entweder freiwillig auf dieses Spiel eingelassen, und dann besagt die Übereinkunft, dass sie den endgültigen Tod sterben sollen. Oder aber es handelte sich bei ihnen um irgendwelche armen Seelen, die nicht wussten, was mit ihnen geschah und dann, Tessa, glaube mir, dann ist es eine Erlösung für sie, wenn wir uns ihrer annehmen. Im besten Fall sehen es beide Gruppen als Erlösung, so müssen sie zumindest nicht ein Dasein fristen, was auf falschen Versprechungen beruhte“, endete er. „Versprechungen? Was wird ihnen denn angeboten und warum will man Menschen ködern?“ Tessa hörte einfach nicht auf zu fragen, Connor wand sich innerlich, hatte er zwar Francis Worte vernommen, doch wusste er auch, dass er Tessa nicht zu viel verraten durfte, da sie immer noch ein Sicherheitsrisiko für den Orden darstellte. „Tessa, das ist eindeutig. Man verspricht einem Menschen Unsterblichkeit, Macht und Reichtum, sei ehrlich, wer würde darauf nicht hungrig sein? Was Vampire dazu verführt, Menschen zu verwandeln? Es heißt, in dem Moment, indem man den letzten Tropfen Blut aus einem lebenden Wesen trinkt, gehen sein Wissen, seine Kraft und seine Emotionen auf den Trinkenden über. Ob das so ist, können wir nicht sagen, da die Viecher sich damit relativ bedeckt halten. Außerdem ist es seit der Übereinkunft den Vampiren verboten bei der Nahrungsaufnahme Menschen zu töten, deshalb werden sie sie wohl verwandeln, um sich den Kick zu holen. Sie sind nicht besser als Junkies.“ Connor ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er nichts als Verachtung für Vampire empfand. Die Leidenschaft, die er in ihre Bekämpfung legte, legte Tessa in die Bewahrung ihrer heimlichen Zuneigung zu ihnen. Vampire zogen sie an, ohne dass Tessa eine logische Erklärung dafür vorbringen konnte. In manchen Stunden erwischte sie sich zu ihrem Erstaunen selbst dabei, darüber nachzudenken, wie es wäre, selbst ein Vampir zu sein. Dieser Gedanke scheiterte jedoch immer wieder an dem Punkt, wo es um die Nahrungsquelle ging. Blut fand sie ekelhaft und die Vorstellung es trinken zu müssen abstoßend. Ihr wurde bereits wieder übel. Es war die konsequente Haltung Connors, die es ihr versagte ihre wahren Gedanken zu offenbaren. So blieben diese weiterhin tief in ihrem Herzen verschlossen. Tessa begriff fast schmerzlich, dass sie bei ihm niemals eine so euphorische Begeisterung für Vampire wecken konnte, wie sie sie selbst besaß. Sie ertappte sich zum wiederholten Mal dabei, wie sie Connor verstohlen von der Seite betrachtete. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Was war nur los mit ihr? Sie fühlte sich von ihm angezogen, von einem Mönch. Hallo? Noch schlechter hätte es für sie wohl kaum laufen können. War er eigentlich ein richtiger Mönch? Tessa rief sich selbst zur Raison, „Eigentlich schade“, entschlüpfte es ungewollter Weise laut aus ihrem Mund. Connor, der von ihren Gedanken
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