Haltlos
normalerweise bin ich der Einzige, der dieses schwierige Ritual durchführen kann und auch durchführt. Francis dieser Mistkerl muss das gewusst haben, schlimmer noch, er hat die Reinigung selbst angeordnet und dennoch hat er uns hierher kommen lassen. Komm jetzt bitte.“ Eine Reinigung? Wenn Tessa sich recht erinnerte, diente dieses Prozedere der Beseitigung oder Erlösung ungenehmigter Novizen, sollten diese so nicht ihr Seelenheil zurück erlangen? Aber dass es so schmerzhaft sein würde, hatten ihr alle verschwiegen, auch Connor. Klar, auf nicht natürliche Art und Weise zu sterben ist für niemanden angenehm, aber dennoch ging Tessa davon aus, dass der Orden die Tötung auf eine etwas humanere Weise vollziehen würde. Wenn diese Mönche ihr hier schon nicht die Wahrheit sagten, oder ihr die wesentlichen Fakten verschwiegen, was würden sie ihr noch alles für Lügen auftischen? „Warum schreit er so, ist es so schmerzhaft, und wer ist es überhaupt? Einer von letzter Nacht? Connor, bitte antworte mir.“ Tessa sah ihn flehend an. „Nein, keiner von letzter Nacht. Zieh‘ dir bitte deine Augenbinde über, wir müssen los, sofort.“ Er würde ihr nicht die gewünschten Antworten geben, nicht ohne Druck ihrerseits. Tessa setzte alles auf eine Karte, „Connor, ich schwöre dir, ich gehe hier nicht weg, bevor du mir sagst, wie dieses Reinigungsritual abläuft und warum diese arme Kreatur solche Schmerzen leiden muss, verdammt noch mal.“ Jetzt wurde Connor sauer, „Arme Kreatur, du nennst dieses Monster ernsthaft arme Kreatur. Du hast nichts von dem begriffen, was wir mit unserer Arbeit bewirken, rein gar nichts. Es sind Monster, sie töten Menschen. Du bist für sie nicht mehr wert als ein Fliegenschiss.“ Tessa hasste es von ihm belehrt zu werden, „Oh doch, ich habe gerade so einiges verstanden, ihr seid nicht die Menschen, für die ich euch gehalten habe. Ihr fügt diesen Wesen Schmerzen zu, anstatt sie einfach zu töten. Auf wie viele Arten kann man einen Vampir töten? 10, 20? Du hast mir auf jeden Fall mehr Techniken zur Tötung beigebracht, wo ich die Vampire nicht so leiden gehört habe, als dass, was hier abläuft.“ In Tessas Augen funkelte der Zorn. Connor brachte seine Stimme unter Kontrolle und versuchte es ein wenig verständnisvoller, schließlich waren es unheimlich viele Informationen, die Tessa zu verarbeiten hatte, „Tessa, ich bitte dich, es wird hier ziemlich bald sehr hässlich, leg‘ jetzt deine Augenbinde an, ich erkläre dir alles auf der Fahrt, nur lass uns jetzt bitte zurück zum Wagen gehen, bitte.“ Tessa legte sich wortlos ihre Augenbinde um den Kopf und ließ sich widerwillig den Weg zurück zum Auto führen. Tessa hörte sich auf der Rückfahrt im Detail an, wie das Ritual der Reinigung im Allgemeinen durchgeführt wird. Sie konnte nicht verstehen, wie man nur so grausam sein konnte, durfte sich aber Connor gegenüber nicht verraten. Sie stellte kaum Fragen, dies war aber auch nicht notwendig, da Connor sehr bemüht war ihr die Notwendigkeit dieses Vorgehens zu verdeutlichen. „Die Fänge muss man denen entfernen, zur Sicherheit des Ritualleiters. Zudem zeigen sie dadurch, dass sie bereuen und bereit sind, in den Schoß der Menschenkinder zurückzukehren, wenn dies auch nicht im Diesseits möglich ist, können sie so auf die Erlösung ihrer Seele vertrauen. Tessa wollte mit Jemandem reden, Jemandem außerhalb des Ordens. Sie hatte das dringende Bedürfnis Amber anzurufen. Doch das ging nicht. Wo war sie hier nur hineingeraten. Doch zurück konnte sie nun nicht mehr. Sie hatten schon über die Hälfte der Strecke zum Kloster zurück gelegt, lange würde es nicht mehr dauern bis sie ankommen würden. „Sei mir bitte nicht sauer, das war alles ziemlich viel und ich würde gern ein wenig schlafen, wenn du nichts dagegen hast.“ „Nein, ruh dich nur aus, für heute Nacht steht kein Einsatz an, so dass du ein wenig auftanken kannst.“ Tessa lehnte ihren Kopf an die Kopfstütze und ließ die Stirn zur Seite an das kühle Fenster gleiten. Sie würde so gern von Cillian träumen, doch funktionierte das schon eine Weile nicht mehr. Wovon sollte sie dann träumen, von zu Hause? Wann hatte sie überhaupt das letzte Mal mit Josh gesprochen? Tessa hatte schreckliche Sehnsucht nach ihrer Familie. Soweit sie wusste, strengte Lukas sich in der Tat an, seinen Job nicht zu verlieren. Er hatte es anscheinend geschafft sich diesmal wirklich von Grund auf zu ändern. Joshs väterlicher
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