Haltlos
durch ihre Finger wandern. Sie fasste ihre Haare zusammen und gab ihm die Kette wieder, mit der unausgesprochenen Bitte, ihr diese anzulegen. „Warum soll ich nicht wiederkommen?“ „Es ist zu gefährlich, du könntest ernsthaft verletzt werden.“ „Das kann ja wohl nicht alles sein, mein Leben riskiere ich schon die letzten Wochen.“ „Hätte ich etwas zu sagen, hättest du auch das nicht getan. Tessa, bitte. Ich will nur nicht, dass dir etwas geschieht.“ Das war es also. Connor gestand sich endlich seine Gefühle zu Tessa ein und offenbarte sie ihr auch noch. „Tessa, verstehst du, ich könnte nicht damit Leben, wenn dir etwas geschehen würde. Nicht, wenn ich dafür verantwortlich bin.“ Da stand dieser unheimlich schnuckelige Typ vor ihr, wollte sie fortschicken, nur um ihr zu gestehen, dass er mehr für sie empfand? Tessa begriff die Welt nicht mehr. Sooft sie sich genau das gewünscht hatte, er hatte sich stets unter Kontrolle gehabt. Egal, wie nah sie ihm gekommen war, er schaffte es eine anscheinend unüberwindbare Kluft zwischen ihnen aufgebaut zu haben. Und jetzt? Er kam auf sie zu, legte seine Hände in ihren Nacken, hob ihren Kopf zu seinem hoch und sah ihr in die Augen. Seine Stimme glich einem Flüstern. „Bitte, Tessa, komm nicht zurück.“ Er küsste sie. Und er konnte gut küssen. Vergessen war der beunruhigende Nachmittag in der Zentrale, die Heimlichtuerei. Tessa schmolz in seinen Armen wie Wachs. Sie würde ihm alles versprechen, wenn er nur nicht aufhören würde sie zu küssen. Sie erwiderte seinen Kuss. Ewig würde sie hier bei ihm bleiben können. Als sich ihre Lippen trennten, lehnten sie ihre Stirn aneinander. Tessa flehte ihn an „Komm‘ doch mit mir mit, zu mir in die Staaten.“ „Das geht nicht, und das weißt du auch.“ „Dann bleibe ich eben bei dir.“ „Nein, du musst hier verschwinden.“ All die aufgestauten Gefühle bahnten sich ihren Weg, die Küsse wurden intensiver, ihre Atmung beschleunigte sich. Tessas Hände glitten unter Connor Shirt. Für eine Millisekunde huschten zwei Wörter durch ihren Geist: Mönch, Keuschheitsgelübte. Da waren sie auch schon wieder aus ihrem Kopf verbannt. Sie berührten sich gegenseitig, Tessa konnte Connor überraschend weiche Hände auf ihrem ganzen Körper gleichzeitig spüren. Überall dort, wo sie nicht waren sehnte sie sich nach seinen Berührungen. Ihm ging es ebenso, dass konnte sie deutlich spüren. Er wollte und konnte keinen Rückzieher mehr machen. Es klopfte an der Tür. Wie durch Säure verätzt, schossen sie auseinander. Beide versuchten verlegen die Spuren dessen zu verwischen, was sich vor wenigen Sekunden hier zugetragen hatte. Es klopfte noch einmal. „Ja?“ fragte Tessa immer noch nach Atem ringend. „Hier ist Bruder Franziskus, ich wollte Dir nur eine Kleinigkeit als Wegzehrung mitgeben.“ Tessa öffnete die Tür, bedankte sich artig bei dem Bruder, der nicht die kleinsten Anstalten machte zu gehen. Sie warf Connor einen vielsagenden Blick zu und schnappte sich ihre Tasche. „Dann werde ich mal losfahren, sonst verpasse ich noch meinen DVD Abend.“ Versuchte Tessa von der peinlichen Stille abzulenken und ging den kühlen Gang zum Foyer hinunter und hinaus in den Innenhof. Von hier aus, waren es circa fünf Gehminuten zu ihrem Auto. Sicher würde niemanden auffallen, dass sie nun doch allein ihre Taschen trug, obwohl diese Aufgabe eigentlich Connor übernehmen wollte. Sie war sich sicher, dass sie definitiv zurück kommen würde. Sie musste die ungesagten Sachen klären. Nun aber freute sie sich darauf, eine Woche lang mit Amber zu reden, shoppen und feiern gehen. Das musste sie ihr versprechen. Keine schlechte Laune. Und was Tessa versprach, das hielt sie im Großen und Ganzen auch ein. Sie hatte ihr Gepäck verstaut, schlug die Heckklappe mit einem Rumms zu und stand direkt neben Francis. Der schien ihr noch etwas mitteilen zu wollen, aber als er zum Reden ansetzte, rief Connor vom Torbogen rüber, dass Francis bitte sofort kommen solle, es sei wichtig. Francis zögerte einen Moment, behielt aber seine Maske aus leichtem Lächeln und sagte: „Bis bald, liebe Tessa.“ Mit diesen Worten entließ er sie für eine Woche aus dem Kloster und von ihren Aufgaben. Er verschwand eiligen Schrittes in Richtung Kloster, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen.
16.
Nach vier Stunden Klamottenshoppen, hatte Tessa keine Lust mehr auch nur ein einziges Oberteil anzusehen. Amber ließ sich von Tessas Nörgeln
Weitere Kostenlose Bücher