Haltlos
Rat, seine Zuneigung und die Gespräche fehlten ihr ebenfalls. Und das Schlimmste, war, dass Amber nicht da war. Ein Handy klingelte. Tessa war zu sehr in Gedanken versunken. Deshalb reagierte sie erst, als Connor sie anstupste und ihr sagte, dass es ihr Handy sei, was klingelte. Sie kramte kurz in ihrer Tasche. „Ja?“ „Tessa, ich bin in Dallgow, kommst du nach Hause?“ Amber, sie wusste es. Immer wenn es Tessa schlecht ging, wusste es Amber bereits. „Du bist hier? Was ist mit deinen Shoppingtouren durch Europas Hauptstädte?“ „Ach, vergiss die. Das hat ohne dich keinen Spaß gemacht. Wie geht es dir?“ „Gut, denke ich. Du hast mir auch schrecklich gefehlt. Ich versuche heute Abend nach Hause zu kommen.“ „Tessa, was heißt, du versuchst es? Du bist ein freier Mensch und kannst tun und lassen, was du willst. Ich warte um 20 Uhr mit ‘ner riesen Familienpackung Eis, einer schnulzigen DVD und einem großen, kuscheligen Pyjama auf dich. Keine Widerrede, bis später.“ Amber hatte aufgelegt. Tessa strahlte, wusste aber, dass es nicht ganz einfach werden würde, von Francis die Erlaubnis zu bekommen, ein paar Tage auszusetzen. „Connor, meinst du, ich könnte ein paar Tage zurück nach Hause?“ „Nach Amerika, wieso, was ist denn passiert?“ „Nein, zu Amber nach Dallgow. Sie hat ihre Shopping-Eskapaden unterbrochen und möchte heute Abend so ‘nen typischen Mädels-Pyjamaabend mit DVD und Eis satt veranstalten.“ „Wir müssen Francis fragen, aber mir soll es recht sein, wir werden ihn schon überzeugen.“ Und wenn er sich nicht überzeugen lässt, werde ich wohl dennoch nicht im Kloster bleiben, dachte sich Tessa. Zu groß war die Sehnsucht nach Normalität und ihrer besten Freundin. Wieder einmal hat man ihr nicht reinen Wein eingeschenkt, sie war einmal mehr zu naiv an ihr Projekt herangegangen. Wieso passierte nur immer ausgerechnet ihr so etwas? Egal, Tessas Stimmung hob sich deutlich beim Gedanken daran heute in ihrem eigenen Bett in ihrem eigenen Haus schlafen zu können.
Nachdem Francis ein wenig widerwillig erlaubte, dass sich Tessa für eine Woche eine Auszeit gönnte, stapfte sie in ihre Kammer, um ihre Sachen zu holen. Viel war es ja nicht, da sie hier hauptsächlich ihre Einsatzoder Trainingskleidung benutzte. Connor stand in der offenen Tür gelehnt und beobachtete sie nachdenklich. Er hatte sich dazu breitschlagen lassen, ihre Taschen zum Wagen zu tragen. Wenn sie ihn so betrachtete, musste sie zugeben, dass der Vorfall von vorhin schon fast wieder vergessen war. Wusste sie doch zu gut, dass Connor ihr nichts sagen konnte, was an seinem Eid dem Orden gegenüber lag. Sie war zunächst von ihm persönlich enttäuscht, doch dieser Groll war bereits am schwinden. „Es wird komisch sein, wenn du weg bist“, wagte er sich einen Schritt vor, um ein Gespräch mit ihr zu beginnen, „Ich meine, wer wird sich denn jetzt den ganzen Tag die Hucke von mir voll schlagen lassen.“ Er grinste. „Ich bin doch nicht aus der Welt, ich mache – naja, sagen wir einfach, dass ich Ferien von der Jagd mache. In einer Woche bin ich wieder da, löchere dich mit Fragen, bringe dich in Einsätzen in die unmöglichsten Situationen und nerve dich in deiner Freizeit mit noch mehr Fragen“, sie strahlte ihn an. „Du nervst nicht. Im Gegenteil, ich habe es sogar genossen, dass du hier ein wenig frischen Wind herein gebracht hast. Wenn ich dich um etwas bitten würde, würdest du mir den Gefallen tun?“ „Connor, tue bitte nicht so, als würde die Welt untergehen, was für einen Gefallen soll ich dir denn erfüllen?“ Sie war ein wenig beunruhigt, ob seines merkwürdigen Verhaltens. Er blickte verlegen zu Boden, sah sie dann ein wenig verzweifelt an. Tessa ließ das TShirt in ihrer Hand aufs Bett fallen, ging auf ihn zu und stellte sich direkt vor ihm hin. „Was ist los? Was ist es, worum du mich bitten willst?“ „Tessa“, er schloss die Tür hinter sich, „wenn ich dich bitte würde, nicht wieder zu kommen, den nächsten Flieger nach Amerika zu nehmen und nicht mehr an den Orden zu denken, würdest du das machen?“ Sie sah in skeptisch an, schüttelte den Kopf und erwiderte leicht amüsiert „Nein.“ Connor atmete seine Anspannung mit einem tiefen Seufzer aus, „Das dachte ich mir, aber ich wollte es zumindest versucht haben. Dann nimm bitte wenigstens diese Kette mit.“ Connor hielt ihr eine Kette mit einem goldenen reichverzierten Kreuz daran entgegen. Tessa nahm es an sich und ließ es
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