Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Koenig
Vom Netzwerk:
jedoch nicht die Laune verderben und beachtete sie weites gehend gar nicht. Ihre Fragen, ob ihr dies oder das Oberteil nicht besonders gut stehe, beantwortete sie schon selbst. Nach einer weiteren Stunde hatte Amber endlich Erbarmen mit Tessa. „Komm‘, dahinten habe ich ein Eiscafé gesehen, dort können wir kurz verschnaufen, bevor wir uns auf heute Abend vorbereiten.“ „Auf heute Abend?“ „Na du glaubst doch nicht, dass wir heute Abend wieder zu Hause rumhängen werden? Ich habe mich ein wenig umgehört und es gibt da diesen neuen Laden, der soll ein Geheimtipp sein und die wissen dort, wie man mit Ladys wie uns umgeht.“ „Amber, ich habe keine Lust auf irgend so ’ne versnobte Partylocation. Können wir nicht einfach in eine normale Disco gehen?“ Amber ignorierte sie schon wieder. „Ich finde ja, dass du dir das blaue Kleid anziehen solltest und dazu die silbernen Riemchenschuhe.“ Tessa wusste, dass es gar keinen Sinn gemacht hätte, einen Versuch zu unternehmen, Amber bei ihren Abendprogrammplanungen umstimmen zu wollen. Also stellte sie ein wenig auf Durchzug, aber nur soweit, als dass sie an entscheidender Stelle immer ein „Mmh“, „Ja“, oder „Na gut“, von sich geben konnte. In ihren Gedanken war sie beim Kloster. Sie ließ die letzten Wochen in ihrem Kopf Revue passieren. So viel hat sich verändert, und das nicht nur in ihr selbst. Auch äußerlich haben das Training und die körperliche Anstrengung nächtlicher Streifzüge deutliche Spuren bei Tessa hinterlassen. Amber hingegen schien die Veränderung nicht einmal zu bemerken, oder sie wollte es nicht bemerken. Im Endeffekt war das so ziemlich dasselbe. Amber war ein Vollprofi darin, alles auf ihre Weise wahrzunehmen. Seit frühester Kindheit hat sie es sich zu eigen gemacht, unangenehme Situationen zu vermeiden. Bevor sie feststellen müsste, dass irgendetwas in ihrem Leben oder bei Personen, die ihr nahe standen, im Argen lagen, blendete sie diese Unannehmlichkeiten vollends aus. Sofern dennoch jemand in eine missliche Lage geraten sollte, war es schlussendlich dann doch Amber, die zur Hilfe eilte. Darüber wunderte sich Tessa schon ihr ganzes Leben lang. Wie konnte nur jemand, bei dem es den Anschein hatte, jeder noch so kleine Stolperstein im Leben würde zum Zusammenbruch führen, dann in echt beschissenen Lagen immer so gut funktionieren und den Überblick behalten? „Hörst Du mir überhaupt zu?“ Amber stieß ihr in die Seite. „Was? Ja, natürlich höre ich dir zu.“ Tessa versuchte so unschuldig wie möglich dreinzublicken. „Schon gut, schon gut. Aber T., lass diesen Bambi-Blick und bestell endlich.“ Tessa hob ihren Blick und sah die freundliche Kellnerin an. Sie bestellten beide einen riesigen Eisbecher mit Sahne und Schokosoße. Tessa befand, dass sie sich diesen nach ihren letzten harten Wochen auch redlich verdient hatte. Sie genossen die vorüberziehenden Menschenmassen und das bunte Treiben in der Einkaufspassage. Sie redeten nicht viel, aber das brauchten sie auch nicht.
Später im Haus musste Tessa gefühlte Tausend Outfits anprobieren, bevor Amber eines absegnete. Und, genau es handelte sich um das blaue Kleid mit den silbernen Riemchenschuhen. Das schrie geradezu nach Manipulation. „Warum quälst du mich mit all den Kleidern, Röcken, Hosen und Blusen, wenn wir dann letztendlich doch bei dem von dir die ganze Zeit favorisiertem Kleid landen?“ Tessa blickte Amber leicht abgenervt spöttisch an. „Weil, junge Dame, ich dich eben gerne wie eine Barbiepuppe an- und umziehe. Beide fingen an zu lachen, als das von Tessa quer durch den Raum geworfene Kissen Amber nur um Millimeter verfehlte und eine Blumenvase zu Bruch ging. „Ich mache das schnell weg“, erhob sich Tessa ein wenig entspannter und ging zur Kammer, die hinter dem Gästebadezimmer lag. Sie hatte sich anstrengen müssen, Amber wirklich zu verfehlen. Seit ihrem Training war es für sie schon lange kein Problem mehr Wurfgeschosse auch ins Ziel zu bringen. Das durfte jedoch Amber nicht auffallen. Als sie sich umdrehte, schrak sie zusammen und wich sofort einen Meter von Amber ab. „Wow, Tess, ist alles in Ordnung? Ich wollte dir nur behilflich sein.“ Sie starrte Tessa mit großen Augen an, die sich eben mit raubtierartigen Reflexen vor Amber zurückgezogen hatte, so als wolle sie einem Angriff ausweichen. „Hast du mich erschreckt, ich habe dich gar nicht kommen hören.“ Stammelte Tessa ein wenig desorientiert. Was hatte sie bloß

Weitere Kostenlose Bücher