Haltlos
Stadt wurden lauter, sie kommen. Madragor trat ein, ängstlich zitternd aber mit aufrechter Haltung und wachem Blick. Elias beschwor den Jungen mit seinem Leben dafür zu bürgen dieses Bündel zum nächsten Kloster zu bringen. Er dürfte es niemanden anderes übergeben als dem Abt persönlich. Dieser würde durch einen beigelegten Brief erfahren, um welche brisanten Daten es sich bei diesen Akten handelte. Er führte den Jungen in den Innenhof, zum geheimen Ausgang an der Nordseite des Klosters. „Gehe zum Fluss, steige hinein und halte dich dicht am Ufer in der Böschung versteckt. Der faulig, abgestandene Geruch von den Toten, ihr abgestandenes Blut, werden den Geruch des deinen überdecken. Sie werden dich nicht finden, wenn du diese Anweisungen befolgst. Du musst nur bis zum Sonnenaufgang durchhalten. Sie werden sich in dunkle Verstecke zurückziehen, im Tageslicht bist du vollkommen sicher. Zwei Kilometer flussabwärts findest du einen schwarzen Hengst, sein Name ist Phoebus, er ist schneller als der Wind und wird dich sicher zum Kloster bringen, er kennt den Weg.“ Die Tore splitterten und die blutrünstigen Bestien metzelten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. „Lauf jetzt, lauf, er blickte dem kleinen Jungen von acht Jahren mit den eisig blauen Augen keine Sekunde lang hinterher, um ihn nicht zu verraten. Er musste überleben, er musste einfach. Einen weiteren Gedanken konnte Elias nicht an Madragor verschwenden, denn ehe er zu Ende gedacht war, lag er bereits im Schlamm des Innenhofes, durchtränkt von seinem eigenen Blut.
Connor führte sie zurück zum Schreibtisch. Er startete den Server und weihte Tessa in die Abfrageund Recherchemöglichkeiten dieser Einheit ein. Sie surften ungefähr zwei Stunden, und überprüften die Daten der Vampire, die sie in den letzten Wochen auf ihren Einsätzen aufgespürt und mitgenommen hatten. Auch die bedauerlicherweise zu verzeichnenden toten Vampire ließen sie durch den Rechner jagen. So bekam Tessa ein Gespür dafür, wie die Datensätze aufgebaut waren. Connor schien sich alle Zeit der Welt zu nehmen, um sie an dieses System zu gewöhnen. Langsam machte es ihr sogar Spaß. Dann vernahmen Tessa und Connor aus einem der benachbarten Räume einen markerschütternden Schrei. „Was zur Hölle oder besser gesagt, wer war das?“ sie sah Connor an, der – so hatte es den Anschein – ein wenig bleich und steif geworden war. Er faselte etwas in der Art, dass für heute keine Reinigungen angesetzt wären, schüttelte den Kopf und erhob sich. „Ich übernehme das, warte bitte einen Augenblick hier, ich bin gleich wieder da. Ich schaue eben nur nach, was dort vor sich geht.“ Er stand auf und verließ den IT-Raum. Die Schreie waren wieder zu hören. Es klang grauenhaft. Diese Person musste unheimliche Schmerzen leiden. Ein Heulen und Wimmern war ebenfalls zu vernehmen. Tessa wurde unruhig, fühlte sich auf einmal eingesperrt und von den anderen beiden in diesem Raum beobachtet. Bleibe ruhig, ermahnte sie sich. Sie musste sich soweit verstellen, dass die beiden nicht bemerkten, wie elend ihr plötzlich zu Mute war. Um sich abzulenken, surfte sie noch ein wenig durch die Datenbank. Einen wirklichen Ansatzpunkt hatte sie nicht, kannte sie keine Personen, die sie verdächtigte, verkappte Vampire zu sein. Nur so zum Spaß gab sie die Namen von Amber, Lukas und Josh ein. Wie erwartend ergaben diese Anfragen kein Ergebnis. Wen wunderte es auch, das wäre ihrem Spürsinn nicht verborgen geblieben. Sie versuchte noch einen Namen, einen Namen, der wie eine Eingebung vor ihrem inneren Auge erschien. Cillian. Sie überlegte kurz, es würde alles einen Sinn ergeben. Die Art, wie er sich bewegte, wie er zu ihr sprach und vor allem, dass er die Fähigkeit hatte, sich in ihre Träume zu schleichen, auch wenn das letzte Treffen schon eine Weile her war. Zurzeit träumte sie generell eher wenig, da sie des Nächtens zu weilen auf der Jagd war. Jetzt oder nie, sie tippte jeden Buchstaben vorsichtig und gespannt ein: C-I-L-L-I … „Tessa, kommst Du bitte, wir müssen zurück zum Kloster, jetzt!“ Oh, Mist, schoss es Tessa durch den Kopf, hätte er nicht eine Minute später kommen können, dann hätte sie vielleicht eine Antwort in diesem Computer entdeckt. Connor schaltete mit einem Klick den Bildschirm ab und zog Tessa vom Stuhl hoch. „Was ist denn los? Warum haben wir es denn plötzlich so eilig?“ „Heute ist eine Reinigung angesetzt, ich wusste es nicht,
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