Haltlos
eigentlich Akteur die Bühne. Das Konzert war toll. Tessa und Amber sangen die Songs mit, tanzten und vergaßen all die Erlebnisse der vergangenen Monate für einen Moment. Ab und an ließ Tessa ihren Blick durch die Halle schweifen, nichts Auffälliges. Sie konnten einfach wieder zwei normale Freundinnen sein, die sich auf Reisen befanden und hier in Berlin James Morrison lauschten und danach noch feiern gehen wollten. Unbeschwert. Zu kurz. Noch während die letzten Töne aus den Boxen dröhnten merkte Tessa, wie sich ihre feinen Nackenhärchen aufstellten. Da, neben der Bühne, wo ist er hin? Sie drehte sich beim Tanzen um ihre eigene Achse, dahinten, beim Eingang und er beobachtete sie. Hier stimmt etwas nicht schoss es ihr sofort durch den Kopf. Sie versuchte so unauffällig wie möglich, die Lage im Saal abzuschätzen. In ihrer direkten Umgebung, schien es, war hingegen alles in Ordnung. Von der Galerie vernahm sie auch nichts Ungewöhnliches. Sie richtete ihren Blick nun zur Bar hinüber. Halt, er war jetzt am Ausgang zum Raucherbereich, da war noch etwas, Tessa überlegte kurz, ob sie sich geirrt haben könnte. Nein, unmöglich, dafür kannte sie die Anzeichen zu gut. Vampire. Sie waren hier. Mitten auf einem Konzert. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Was denken die sich eigentlich. Hier waren zu viele Leute, sie konnte nicht eingreifen. Hatten sie sich schon ein Opfer ausgesucht? Sie konnte keins ausmachen. Aber sie hatte vorher auch noch nie eine Gruppe von Vampiren gesehen. Zwei, vielleicht auch mal drei oder vier, aber darüber hinaus, nie. Tessa war sich sicher, dass es sich hier mindestens um eine fünfzehnköpfige Gruppe gehandelt haben musste. Ihr Handy. Sie musste Connor verständigen. Aber wie. Sie konnte die Vampire schlecht mit Amber im Schlepptau verfolgen. Sie tanzte weiter im Takt der Musik ohne die Tür aus den Augen zu verlieren. Sie musste hier unbedingt raus. Lange konnte das Konzert doch nicht mehr dauern. Er hat doch fast alle Titel von seinem neuen Album durch. Wahrscheinlich fanden die Vampire den Titel auch sehr gelungen. Tessa schmunzelte, riss sich aber gleich wieder zusammen. Heute durfte ihr kein Fehler unterlaufen. Zum einen war sie ohne die anderen Ordensbrüder hier und dann hatte sie auch noch Amber dabei. Ein kurzer Blick zu Amber. Alles in Ordnung, sie hat von Tessas plötzlicher Alarmbereitschaft nichts mitbekommen. Die Musik hörte auf aus den Boxen zu dröhnen. Tessa griff schon nach Ambers Ellenbogen, als das tobende Publikum eine Zugabe forderte. Die Band ließ sich nicht lange bitten und spielte die geforderte Zugabe. „Amber“, schrie Tessa gegen die Musik an. Keine Reaktion. „AAAMMMMBBBEEEERRRRR!“ „Was denn, ist doch gut, oder“, Amber hielt nicht mit dem Tanzen inne. „Nun hör mir doch mal zu“, bat Tessa, „Wir gehen jetzt schon langsam nach hinten durch, dann kommen wir nicht in das Gedränge beim Ausgang.“ Tessa zog Amber hinter sich her. „Hey, Spielverderber, warum haben wir es denn jetzt so eilig?“ „Haben wir ja gar nicht, aber ich möchte vor der Party noch schnell ‘nen Happen essen gehen.“ Gott sei Dank war die Musik noch so laut, das Amber diese lahme Ausrede schluckte und sich mit Tessa zum Ausgang drängelte. Leider, wie Tessa feststellen musste, kamen sie nicht als einzige auf diese Idee. So, der Ausgang, Tessa warf noch einen Blick zur Raucherterrasse, die Vampire schienen noch nicht fertig zu sein, keiner von Ihnen ließ sich blicken. Noch vorbei an der Garderobe und die Treppe runter gehuscht, die Taschenkontrollpunkte passieren und raus. Geschafft. Es müssen alte Vampire sein. Sie hat von Connor schon gehört, dass sich die „gereiften“ Vampire in der menschlichen Gesellschaft ganz selbstverständlich bewegen. Sie haben ihren Durst gezähmt oder zumindest so weit im Griff, dass sie neben einem in der U-Bahn nicht anfangen aus dem Mund zu sabbern, wenn man sich zu ihnen setzen würden. Aber für Tessa war es unvorstellbar geworden. Sie hat mit dem Orden mittlerer Weile so viele Vampire gefangen, dass es ihr als verdrehte Welt erscheint die hier unbehelligt laufen zu lassen. Aber sie haben nichts Verbotenes getan. Sie waren ganz normale Konzertgänger. Tessa musste sich einmal mehr zusammenreißen. Amber neben ihr konnte gar nicht aufhören von dem Konzert, der Musik und dieser ungezwungenen Atmosphäre zu schwärmen. Beide liefen zurück zum Auto. Tessa war jedoch jetzt extrem wachsam, um nicht doch noch überrumpelt zu
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