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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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dann handelt es sich in der Regel um Gefährten. Zumindest hat Hoggi das in meiner Jugend immer behauptet.“ Dann grinste er Jaromir aufgekratzt an und fügte hinzu: „Ich glaube, man könnte sagen, dass du mich vernichten wolltest, oder?“
    Der Mentor wirkte jetzt plötzlich ganz anders auf die junge Frau. Er hatte seine Gedankenfenster noch immer weit offen und sie konnte erkennen, dass er wirklich nichts Hinterhältiges vorhatte, sondern dass er auf ihrer Seite stand.
    Jaromir hatte sich mittlerweile so weit beruhigt, dass er wieder auf alle Viere gesunken war. Aber in seinen Augen spiegelte sich noch immer Misstrauen und Verwirrung. Victoria blieb bei ihm und beruhigte ihn weiter. Es dauerte noch ein paar Minuten, bis er seine menschliche Gestalt annehmen konnte.
    Schließlich gingen die drei zum Sofa und kaum hatten sie sich gesetzt, betrat Albert nach einem kurzen Klopfen diskret den Raum und brachte ein Tablett mit süßen Pasteten und eine große Kanne Jogi-Tee. Es roch herrlich nach Zimt und Rhabarber.
    Victoria hätte schwören können, dass der Butler den Zeitpunkt seines Erscheinens bewusst gewählt hatte und sie konnte ihm das wirklich nicht verdenken.
    Nachdem Albert den Salon wieder verlassen hatte, sagte Abrexar ernst: „Es tut mir leid, dass ich euch getäuscht habe, aber das musste sein. Ich versichere dir, Jaromir, dass ich Victoria nicht verraten werde.“
    Jaromir nickte zögernd.
    Dann aßen sie schweigend.
    Nach ein paar Bissen fragte Jaromir vorsichtig: „Ich habe das vorhin nicht richtig mitbekommen, aber stimmt es, dass Victoria und ich nicht die einzigen mit einer solchen Beziehung sind?“
    Abrexar kaute noch einmal genüsslich und antwortete dann: „Ja, da hast du recht. Es hat schon immer Beziehungen zwischen Drachen und Menschen gegeben. Die Beteiligten bezeichnet man als Gefährten. Ist das Band zwischen zwei Gefährten erst einmal endgültig geknüpft, hat keiner von beiden mehr eine Wahl: sie bleiben zusammen bis an ihr Lebensende und stirbt der eine, so stürzt sich der andere in den Tod, weil er allein nicht mehr leben kann.“
    Victoria riss entsetzt die Augen auf und flüsterte: „Aber, dann wird Jaromir ja in spätestens achtzig Jahren sterben. Das ist doch viel zu jung für einen Drachen!“
    Der Mentor sah sie beruhigend an: „Erstens werden die menschlichen Gefährten deutlich älter, als es für Menschen üblich ist – nämlich ungefähr so alt wie die Drachenrasse des Gefährten – und zweitens glaube ich, dass eure Verbindung, auch wenn sie sehr stark ist, noch ganz am Anfang steht. Ihr dürftet also noch die Wahl haben.“
    Jetzt lachte Jaromir trocken. „Das glaube ich kaum! Ich werde fast wahnsinnig, wenn Victoria nicht in meiner Nähe ist oder sich ihr Geist nicht wenigstens in meinem befindet.“
    Überrascht zog Abrexar eine Augenbraue hoch. „Wie lange besteht die Verbindung über Victorias Geist denn schon?“
    „Morgen Abend sind es vierzehn Tage“, entgegnete sie.
    Der Mentor kratzte sich am Kopf und meinte nachdenklich: „Das ist ja merkwürdig… Aber mir ist so einiges noch nicht ganz klar. Wenn Victoria nichts dagegen hat, würde ich mich in ihrem Geist etwas umschauen. Keine Angst: Bei Gefährten ist das ungefährlich. Du verlierst nicht den Verstand, wie die meisten anderen Menschen, denn du verbindest dich ja ohnehin mit einem Drachen. Und ich verspreche auch, dass ich nur nach den relevanten Informationen suche und gleich wieder verschwinde, wenn ich habe, was ich brauche. Bist du damit einverstanden, Victoria?“
    Sie spürte Jaromirs Unbehagen und beruhigte ihn: „Ich weiß, dass er mir nichts tun wird. Es ist eine echte Chance! Vielleicht kann er uns helfen oder uns wenigstens etwas erklären.“
    Jaromir wand sich innerlich. „Wie immer hast du recht, aber mir gefällt es nicht, wenn ein anderer dir zu nahe kommt und dein Geist IST definitiv nahe!“ Aber dann gab er sich einen Ruck und beschloss seinem Mentor wieder zu vertrauen.
    Sie lächelte. „Hey, du kriegst doch alles mit – wenn dir was nicht passt, kannst du sofort einschreiten.“
    Er stimmte ihr zu und sagte zögerlich: „Also gut, wir sind einverstanden.“
    Abrexar nickte. „Ok, dann werde ich gleich beginnen. Wenn es dir unheimlich oder unangenehm wird, sag einfach Bescheid, Victoria, dann ziehe ich mich sofort zurück. Aber wahrscheinlich wirst du mich gar nicht bemerken.“
    Der Mentor schloss die Augen und einen Herzschlag später spürte Victoria die fremde

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