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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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frisch verliebte Teenager. Sie versuchte ihre Freundin zu beruhigen: „England ist doch nicht weit weg und sollten sie sich zoffen, dann kann deine Mum doch ganz schnell wieder nach Hause kommen.“
    „Das ist ja das Problem: Meine Mutter versteht kein Englisch. Sollten sie und Andre sich streiten, kann sie ohne fremde Hilfe kaum hierher zurückkommen.“
    Dann zuckte Kerstin mit den Schultern und lächelte schief. „Aber was soll’s? Antje ist schließlich alt genug und ich kann ihr als Tochter ja kaum verbieten, mit der neuen Flamme in den Urlaub zu fahren, oder? Sie muss eben ihre eigenen Fehler machen.“
    Victoria grinste. „Richtig so! Man muss seine Eltern irgendwann auch mal ziehen lassen.“
    Nun musste auch Kerstin lachen.
     

18.   Der Austauschstudent
    In dieser Woche war Victoria nur am Dienstag zum traditionellen Nudelessen bei J in ihrer Wohnung gewesen. Jaromir hatte es gar nicht gefallen, dass sie mit ihrem Mitbewohner allein war, aber sie hatte ihn nur ernst angesehen und gesagt: „Du weißt, dass er nichts von mir will!“
    Jaromirs Augen waren dunkel geworden, als er antwortete: „Da sei dir man nicht so sicher!“
    Sie hatte genervt mit den Augen gerollt. „Auf alle Fälle will ich nichts von ihm. Und wenigstens das weißt du! Außerdem sollten wir weiterhin so normal wie möglich leben und dazu gehört nun mal, dass ich mich ab und zu auch in meiner Wohnung aufhalte.“
    Er hatte nur irgendwas gemurmelt wie: „Ja, du hast ja recht.“ Aber recht war es ihm eben gerade nicht gewesen.
    Es war wirklich merkwürdig: Wenn es um potenzielle Rivalen ging, schaltete sich Jaromirs Verstand in der letzten Zeit zunehmend aus. Er war dann nicht mehr er selbst und fühlte sich ganz krank dabei. Er wusste, dass sein Verhalten absurd und falsch war, aber er konnte nichts daran ändern, so sehr er sich auch bemühte – er war rasend eifersüchtig.
    Sie wusste, dass er sie am liebsten an einen einsamen Ort gebracht hätte, wo es nur sie beide gab. Aber das ging leider nicht! Was ihn am ehesten beruhigte, war ihre Anwesenheit, also wollte Victoria am Donnerstagabend zu ihm fahren.
    Da sie ihn nicht weiter an seine Eifersucht erinnern wollte, fragte sie während ihrer Informatikübung am späten Nachmittag unverfänglich: „Hey Jaro, hast du was dagegen, wenn ich heute zu dir komme? Wir könnten den Schildzauber weiter üben, oder du zeigst mir noch ein paar Schachstrategien.“
    „Natürlich habe ich nichts dagegen!“ , antwortete er prompt.
    Die Vorstellung, dass sie ihn heute Abend unverhofft besuchen würde, ließ in ihm auch noch ganz andere Bilder aufsteigen. Victoria konnte die Bronze in seinen Augen brennen sehen, auch ohne dass sie mit ihm im selben Raum war und ihre Schmetterlinge drehten vergnügt eine Runde.
    Aber Jaromir versuchte sich zu beherrschen und wechselte das Thema. „Ich werde Albert informieren. Der freut sich immer, wenn er für dich kochen kann. Wann kommst du denn?“
    Es war viertel vor sechs und Herr Lehmann hatte die Informatikübung soeben beendet.
    Sie lächelte. „Wenn du willst, steige ich gleich auf meinen Drahtesel und bin dann in einer Viertelstunde bei dir.“
    Sie spürte seine Begeisterung als er sagte: „Prima, dann bis gleich!“
    Sie übten vor dem Abendessen tatsächlich noch eine Weile den Schutzschildzauber. Und dank der ständigen Wiederholungen in den letzten Tagen klappte es heute schon recht gut. Der Schirm war mittlerweile gut handtellergroß und auch schon etwas stabiler. Allerdings erforderte dieser Zauber Victorias ganze Konzentration. Es war einfach schwierig, das flüchtige Element Luft gleichmäßig zu verdichten, in Form zu bringen und erst recht, das Ganze dann über mehrere Minuten aufrecht zu halten.
    Sie ließ den kleinen Schild kollabieren und dachte müde: „Na, das wird noch ein hartes Stück Arbeit, wenn ich mich jemals komplett schützen will. So langsam wird es langweilig. … Ach Mist, das dauert noch eine ganze Weile, bis ich den Zauber perfekt beherrsche…“
    Jaromir lachte. „Das ist wohl wahr. Aber du machst dich wirklich gut. Und ganz ehrlich: Alle, die ich kenne, haben länger gebraucht um überhaupt so weit zu kommen wie du.“
    Sie verzog das Gesicht. „Ich weiß, das sagst du immer wieder.“
    „Weil es stimmt!“
    Sie nickte. „Ja, aber was ist, wenn die Goldenen uns schon in einem Monat entdecken? Oder nächste Woche?“
    Jaromir zuckte mit den Schultern. „So schnell geht das bestimmt nicht und außerdem bin

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