Haltlos
ich ja auch noch da.“
Sie lächelte ihn liebevoll an und er nahm sie zärtlich in den Arm. Dann seufzte sie, ließ den Kopf auf seine Schulter sinken und dachte erschöpft, aber glücklich: „Ich bin nirgendwo lieber, als bei ihm. Hier bin ich wirklich zu Hause.“
Er drückte sie noch ein wenig fester an sich und hauchte einen Kuss auf ihre Haare. Sie genossen ein paar Augenblicke die Nähe des anderen. Dann ertönte Alberts kleines Silberglöckchen und Jaromir flüsterte lächelnd: „Hoffentlich hat er in den Nachtisch ordentlich Zimt reingetan. Das kannst du nach den letzten zwei Stunden gut brauchen.“
Albert trug gerade die Teller der Vorspeise ab. Es hatte einen knackigen Salat mit orientalisch angebratenem Geflügel gegeben. Sehr exotisch und delikat und zu Victorias Glück auch mit einer deutlichen Zimtnote. Sie fühlte sich danach schon besser.
Sie wollte Jaromir gerade eine Frage zum Schutzzauber stellen, da spürte sie plötzlich die Präsenz eines anderen Drachen. Er landete jetzt gerade im Turmzimmer.
Victoria erstarrte.
Nach einem kurzen Schrecken erkannten sie beide, wer es war. „LENIR!“ , dachten Victoria und Jaromir und sahen einander lächelnd an.
Jaromir grinste breit und wandte sich an Albert: „Bring doch bitte noch ein Gedeck rauf. Lenir kommt zu Besuch und so wie ich den Burschen kenne, ist er hungrig – zumindest, wenn DU den Kochlöffel geschwungen hast!“
Albert nickte. „Sehr gern.“
Er schien sich richtig zu freuen und dachte etwas besorgt: „Oh Mann, wenn Lenir so viel Appetit hat wie sonst auch, wird der Hauptgang keinesfalls für alle reichen… mal sehen, vielleicht kann ich auf die Schnelle ja noch einen Zwischengang zaubern. Ich habe ja noch Avocados und Scampi… die waren zwar für morgen gedacht, aber was soll’s?“
Mit weiteren Gedanken über die Zubereitung des Zwischengangs verließ der Butler gut gelaunt den Raum.
Lenir hatte sich inzwischen schon in seine menschliche Gestalt verwandelt und Jaromir wollte gerade aufstehen und seinen Gast aus dem Turmzimmer abholen, da meldete sich Lenir bei ihnen: „Moin, ihr zwei! Macht euch keine Umstände – ich kenne den Weg. Schließlich habe ich hier knapp zweihundert Jahre lang gelebt. Aber ihr könnt Albert sagen, dass ich Hunger habe.“
„Schon geschehen“ , gab Jaromir grinsend zurück. „Der Gute fürchtet, dass du uns die Haare vom Kopf frisst und opfert die Zutaten für morgen, um dein hungriges Maul stopfen zu können.“
„Sehr gut, sehr gut!“ , antwortete Lenir lachend und nahm die Treppe im Laufschritt. Eine Minute später öffnete er die Tür zum Salon.
Jaromir umarmte ihn. „Wie schön, dass du da bist, Lenni! Dann können Victoria und ich in den nächsten Tagen endlich mit dem Flugtraining beginnen.“
„Laut Hoggi solltet ihr das auch schleunigst tun!“, bemerkte Lenir lässig. Dann lächelte er Victoria an und ohne zu überlegen umarmten sich die beiden ebenfalls.
Victoria mochte Lenir sehr und freute sich aufrichtig, ihn wiederzusehen. „Wir werden bestimmt eine schöne Zeit zusammen haben!“
Einen Atemzug später spürte sie, dass die Stimmung umgeschlagen war. Jaromirs Augen wurden dunkel und er rang mit sich selbst. Er schrie sich selbst an: „Hey du Idiot! Er ist dein bester Freund! Er will nichts von ihr und sie schon gar nicht von ihm! Sie findet ihn nur nett! SONST NICHTS! Reiß dich gefälligst ZUSAMMEN!“
Aber all das half wenig. Seine Augen schimmerten fast schwarz und die Luft um ihn herum flimmerte bereits heftig. Er klammerte sich verzweifelt an seine Selbstbeherrschung.
Dann war auch der letzte Rest davon aufgebraucht und Jaromir fand nichts mehr, an dem er sich festhalten konnte.
Victoria rief noch: „NICHT, Jaro!“
Doch mit Befehlen konnte sie die Verwandlung nicht aufhalten.
Einen Wimpernschlag später stand ein wutschnaubender schwarzer Drache vor Victoria und bedrohte seinen besten Freund.
Lenir schien nicht überrascht zu sein und sagte leise zu sich selbst: „Oh Mann, und ich wollte Hoggi nicht glauben, dass Jaro so durchdrehen würde… Aber der alte Knabe hat eindeutig recht! Die Eifersucht macht ihn rasend.“
Lenir schüttelte noch einmal den Kopf und verdrehte die Augen. Dann wandte er in Gedanken an Victoria: „Hey Vici, du musst ihm glaubhaft versichern, dass du nicht im geringsten an mir interessiert bist, sonst schnaubt Jaro hier noch länger durch die Gegend und versucht, mich mit seinen Blicken zu töten.“
Victoria antwortete
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