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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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trat einen Schritt auf sie zu und die Luft begann zu knistern. Vorsichtig nahm er sie in den Arm und ein wohliges Kribbeln breitete sich in Victoria aus.
    Er küsste sie zärtlich, ließ sie aber gleich darauf wieder los und flüsterte rau: „Meine Selbstbeherrschung ist eindeutig nicht groß genug für diesen kleinen Raum – komm ich zeige dir mein Schlafzimmer!“
    Dann fasste er sie bei der Hand und zog sie aus dem Raum.
    Das Schlafzimmer war fast doppelt so groß wie der Salon, ebenfalls lichtdurchflutet und in hellen Farben gehalten. Einige der vielen raumhohen Fenster standen offen. Eine leichte Brise bauschte die leichten, weißen Vorhänge auf und ließ sie sanft in den Raum hinein wehen. Die gegenüberliegende Wand war von einem riesigen Wandbild bedeckt, das eine mediterrane Landschaft zeigte. Der größte Teil des Raumes war einfach leer.
    Victoria bemerkte das kunstvolle sandfarbene Mosaik am Boden, das geometrische Muster darstellte und sie an Mandalas erinnerte. Selbst durch ihre leichten Schuhe hindurch bemerkte sie die angenehme Wärme. „Ist hier eine Fußbodenheizung?“, fragte sie neugierig.
    Jaromir nickte. „Ja, wir Drachen mögen es gern warm. Auch wenn wir keine Probleme mit tiefen Temperaturen haben, ist es für uns so einfach angenehmer.“
    Dann sah Victoria in einer Ecke ein Podest, auf dem ein großes Menschenbett stand. Daneben waren noch einige Schränke aufgestellt und die Decke war mit einem leichten weißen Stoff abgehängt und so niedriger gemacht. Am Rand konnte sie einen großen Vorhang erkennen, der wohl dazu diente, den Bereich mit den menschlichen Möbeln vom Rest der Halle abzutrennen und so einen behaglichen Schlafraum zu schaffen.
    Sie sah ihn fragend an. „Und wer schläft dort?“
    Er grinste. „Ich – in letzter Zeit. In meiner Kindheit und Jugend habe ich zwar auch schon andere Gestalten annehmen können, aber geschlafen habe ich immer in der Drachengestalt. Seit ein paar Jahren halte ich mich jedoch so viel unter euch Menschen auf, dass ich mich nicht mehr in regelmäßigen Abständen zurückverwandeln muss… Ich muss sagen, eure Betten sind recht bequem. Außerdem ermöglicht mir das regelmäßige Training, mich auch längere Zeit in rein menschlicher Umgebung aufzuhalten. So kann ich mittlerweile ohne Probleme an mehrtägigen Konferenzen mit Hotelübernachtung teilnehmen.“
    Er sah sie stolz an und sie musste lachen.
    Dann meinte sie etwas ernster: „Du legst ja ziemlich viel Wert darauf, unentdeckt zu bleiben.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Muss ich ja. Was meinst du, was los wäre, wenn mich ein Mensch in Drachengestalt sehen oder ich durch eine ungewollte Verwandlung sogar ein Haus zerstören würde?“
    Sie nickte. „Ja, das Durcheinander kann ich mir sehr gut vorstellen. Aber wieso lebst du überhaupt unter uns und unterrichtest auch noch an der Uni?“
    Er sah sie nachdenklich an. „Ich sollte dir unbedingt beibringen, wie du deinen Geist abschirmen kannst, bevor ich dir so etwas erzähle.“
    Sie sah ihn misstrauisch an. „Das verstehe ich nicht – außer dir kann doch hier keiner Gedanken lesen und ich werde bestimmt nichts verraten – und selbst wenn doch; die würden mich doch alle für verrückt halten!“
    Seine Miene war ernst, als er sagte: „Glaube mir Victoria, das Problem in diesem Fall sind nicht die Menschen… Ich will dich einfach nicht noch mehr in Gefahr bringen, als ich es ohnehin schon getan habe.“
    Seine Augen glühten nun fast und sein Gesichtsausdruck war gequält. „Ich könnte es wirklich nicht ertragen, dich zu verlieren!“
    Die Luft um ihn herum begann zu flirren.
    Ein paar Sekunden später hatte er sich wieder im Griff und sagte leise: „Komm, lass uns sehen, ob Albert schon den Tee gebracht hat.“
    Er nahm sie bei der Hand und sie gingen in den weißen Salon zurück.
    Als sie den Raum betraten, war der Couchtisch schon für zwei Personen gedeckt. Auf einem Stövchen stand eine große Glaskanne mit einer hellbraunen, milchigen Flüssigkeit, die herrlich nach Zimt und anderen Gewürzen duftete. Daneben stand eine Schale mit kleinen Zimtschnecken.
    Er lächelte sie an. „Ich vermute, dass du heute nur gefrühstückt hast?“
    Sie lächelte zurück. „Ja, ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen, dass das Frühstück sehr spät war und somit also als Brunch durchgehen könnte – außerdem hat J sogar Eier gekocht!“
    Jaromir lachte. „Sehr fürsorglich, dein lieber Mitbewohner! Aber für das, was wir

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