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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Unabhängigkeitstag zu feiern. Das Tal des Todes hat den richtigen Namen. Es hat Temperaturen wie im Irak. Und es gibt kein Feuerwerk.“
    Im Song „Bullet the blue sky“ auf dem Album „The Joshua Tree“ mit dem Cover vom Zabriskie Point, singt Bono:
    In the howling wind comes a stinging rain
See it driving nails into souls on the tree of pain. 2
    Ich konnte die Nägel in der Seele von Tom sehen. Nach diesem Gespräch jetzt durch ein Tal zu fahren, welches von den Funeral Mountains – also den Beerdigungs-Bergen – begrenzt war, während die Furnace Canyon – die Hochofenschlucht – wartete, um am Ende im Badwater Basin – dem Talbecken des schlechten Wassers – zu landen, erschien mir plötzlich keine gute Idee mehr zu sein. Aber da tat Tom etwas typisch Amerikanisches. Er reichte mir den Six-Pack, der neben seinem Regiestuhl stand.
    „Mehr kann ich dir nicht geben“, sagte er. „Sind meine letzten.“
    Meinen Protest ließ er nicht gelten. „Glaub mir, das wird ‘ne durstige Fahrt“, sagte er. „ Take care .“
    Dann schaute er demonstrativ in die andere Richtung – dorthin, wo hinter der Amargosa Wüste auf der Nellis Air Force Range noch immer Atombomben getestet werden. Ich stieg ins Auto, drehte die Klimaanlage auf volle Lotte, und machte mich auf den Weg zum amerikanischen Tiefpunkt. Der liegt im Badwater Basin , minus 86 Meter unterm Meeresspiegel. Dort, nahm ich mir vor, wollte ich das Erste von Toms Bieren öffnen, um auf sein Seelenheil zu trinken.
    Seit Stunden zuckelte ich hinter einem Monsterwohnmobil her, ein Brontosaurus auf Rädern. 20 Meilen pro Stunde schaffte das Ding, vielleicht auch 21 auf der Gerade, die aber nicht vorkam. Das Death Valley lag 300 Kilometer hinter mir. Nach der Wüste hatte ich auf einmal das Bedürfnis gehabt, Bäume zu sehen. Viele Bäume. Tausende von ihnen, meine Schwarzwälder Seele schrie nach Grün. Deshalb verwarf ich Plan A – auf nach San Francisco – und ging nahtlos zu Plan B über: Auf zum Sequoia National Park, und in den Kings Canyon National Park. Da gabs Bäume, viele Bäume, Tausende von ihnen; es gab handtuchschmale, kurvenreiche Sträßchen mit Steigungen von 15 Prozent und damit die süße Erinnerungen an Zuhause. Und es gab das Monsterwohnmobil. Nun ist es ja nicht so, dass man im Schwarzwald aufwächst, ohne die speziellen Freuden unerwarteter Begegnungen mit Wohnmobilen zu kennen. War es früher der Wolf, vor dem wir alle zitterten, ist es heute der Holländer, der seine fahrende Hundehütte hinter der nächsten Haarnadelkurve parkt. Doch was da vor mir fuhr, hatte holländische Wohnwagendimensionen gesprengt: Es war eine veritable Villa, der jemand Räder angeschraubt hatte. Auf dem Dach war ein Boot befestigt in der Größe von Kolumbus’ Santa Maria, ein Motorrad war auch noch angeschraubt, und, als ob das nicht genügte, schleppte der Brontosaurus ein Auto hinter sich her. Ich übte mich in Geduld, zählte die Bäume, und als ich bei 3 Millionen 576873 die Grenzen meines Zahlenuniversums erreicht hatte, kam ein Parkplatz. Der Brontosaurus stellte sich quer über alle freien Plätze und ich fuhr an ihm vorbei. Im Rückspiegel sah ich ein altes Männlein herausklettern. Ich bremste. Ich hielt an. Ich fuhr zurück und stieg aus. Ich sagte „Hi“, ich frage „How are you?“, und ich sagte hinterlistig, das war ja ein ziemlich enges Sträßchen gewesen, auf dem wir die letzten drei Stunden im Schneckentempo entlang gekrochen waren.
    Das Männchen gab mir Recht.
    „Oh ja“, sagte es, er kenne das. Wo immer er hinkomme, ginge es eng zu. Zum Glück wären ihm und seiner Gemahlin das völlig gleichgültig. Sie hätten nämlich viel Zeit.
    Das freute mich aber. Jetzt gesellte sich auch seine Frau dazu, mit Lockenwicklern in rosa Haaren. Die beiden stellten sich vor, Mary-Ann und Bob aus Minnesota, wo es zwar auch nett sei, aber nichts gegen den Südwesten. Nachdem wir etwas Small Talk betrieben hatten, stellte ich die Mutter aller Fragen.
    „Darf ich einen Blick rein werfen?“, fragte ich, und zeigte auf den Brontosaurus. „So etwas gibt's bei uns in Deutschland nicht.“
    „Du bist aus Germany, kein Wunder“, sagte Bob. „Ich dachte schon, der komische Akzent.“
    Er wollte wissen, ob ich den Black Forest kenne und schon mal Black Forest Cherry Cake gegessen hätte.
    „Oh ja“, sagte ich. „Den futtern wir den ganzen Tag.“
    Das war die richtige Antwort. Ich wurde reingebeten. Drinnen sah es gemütlich aus, es fehlte an

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