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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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von Porsche?“
    Ich schwieg. Er hatte Recht. Die Großen der Automobilindustrie hatten den Knüppel rausgeholt. So wie schon Anfang der 50er Jahre, als der Amerikaner Preston Thomas Tucker ein Auto entwickelte, von welchem Kunden nur träumen konnten: Attraktiv, umweltfreundlich, sicher, und mit technischen Raffinessen, die seiner Zeit voraus waren: Scheibenbremsen, Vierradantrieb, Sicherheitsgurte, eine Fahrzeugbeleuchtung, die auf Lenkbewegungen reagierte. Die Konkurrenz fackelte nicht lange. Erst versuchten die Großen Drei von Detroit, GM, Chrysler und Ford, Tucker aufzukaufen. Als das nicht klappte, machten sie ihn fertig. Und zwar richtig, wie Francis Ford Coppola in seinem Film „Tucker – the man and his dream“, zeigte.
    „When they tried to buy him, he refused“, sagte der Regisseur. „When they tried to bully him, he resisted. So they broke him.“
    Zuerst war es eine Kampagne gewesen, die behauptete, ein Auto, das Sicherheitsgurte brauchte, könne wohl nicht sicher sein. Als das nicht reichte, wurden schwere Geschütze aufgefahren: Mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung hatte man ja schon Al Capone dran gebracht. Bei Tucker funktionierte es ebenfalls. Kurze Zeit später war er pleite.
    Lug und Trug wandten die Großen Drei auch untereinander an, wenn einer von ihnen eine Neuentwicklung präsentierte, welche als Bedrohung empfunden wurde. Selbst ein Henry Ford war dagegen nicht gefeit. 1941 brachte er ein Auto auf den Markt, dessen Karosserie aus Hanffasern bestand. Es wurde mit Methanol betrieben, welches ebenfalls aus Nutzhanf gewonnen wurde. Selbst das Motorenöl war aus Hanf. Kurz und gut: Ford baute ein Auto aus dem am schnellsten nachwachsenden Biorohstoff der Welt. Seinen genialen Produktvorteil setzte er in einem griffigen Slogan um: „Das Auto, welches auf dem Acker wächst.“ Die Karosserie war so stabil, dass Old Henry bei der Präsentation mit einem Hammer darauf herumtrommelte, ohne Dellen und Kratzer zu hinterlassen. Eine Szene, die ich gerne einmal auf der Frankfurter Automobilmesse sehen würde.
    „Da kriegst du aber einen alten Hintern“, sagte Harry. „Wirklich Innovatives gibts da nie zu sehen.“
    Das sagte einer, der es wissen musste. Ein nachwachsendes Auto mit einer Karosserie härter als Stahl und so gut wie keinen Verschleißteilen – damit könnte man der Welt viel Gutes tun, aber nicht dem Geldbeutel. In einer hollywoodreifen Verschwörung spannten die Konkurrenten von Ford Amerikas größten Medienkonzern ein, um das Hanfauto zu erledigen. Das war nicht schwer, denn William Randolph Hearst ging es ebenfalls ums Geld: Er war der größte Zeitungsbesitzer der Welt, und besaß das mächtigste Papier- und Holzimperium. Hanf war auf keinen Fall in seinem Interesse. Im ultranationalen Harry Anslinger fanden die Verschwörer den richtigen Bürokratenkopf in der Regierung, der für sie den Feldzug führte wie die Kreuzritter den Heiligen Krieg.
    „Anslingers Großeltern stammten übrigens aus der Schweiz und Deutschland“, grinste Harry. „Nur falls dich das interessiert.“
    Der Beamte aus Washington hinterließ einen Haufen verbrannter Erde, danach sprach keiner mehr vom Hanfauto. Und das bis heute.
    „Stell dir nur vor, Ford hätte sich durchgesetzt“, schwärmte Harry. „Wie viel Blutvergießen wäre dieser Welt erspart geblieben.“
    Der Trick der Verschwörer war einfach gewesen. Sie behaupteten, der von Ford verwendete Hanf sei Rauschgift. Tatsächlich stecken in Nutzhanf nur 0,2 Prozent Tetrahydrocannabinol.
    „Tetra was?“, fragte Harry.
    Jetzt konnte ich mal glänzen. „Tetrahydrocannabinol. Psychoaktives Cannabinoid. Nur damit ist Marihuana und Haschisch wirksam.“
    „Ich will gar nicht wissen, woher du deine Kenntnisse hast“, sagte Harry. „Noch ein Bier?“
    Er hob zwei Finger, und der Mann an der Theke reagierte. Schneller als General Motors die Schrottpresse anwerfen konnte, standen frisch gefüllte Gläser vor uns.
    „Noch ist nicht aller Tage Abend“, fuhr Harry fort. „Mit der new economy wurden die Karten neu gemischt. Ich fuhr kürzlich ein Elektroauto auf einem Salzsee in Utah. Kleines Rennen gegen einen Porsche und einen Ferrari. Nach drei Sekunden haben die von mir nur noch die Rücklichter gesehen.“
    „Woher kommt das Geld?“, wollte ich wissen. Schließlich ist kaum etwas teurer als ein Auto zu entwickeln.
    „Silicon Valley“, antwortete Harry. „Die schlauen Burschen mit dem ganzen Internetzaster treiben die Entwicklung

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