Hamilton, Edmond - CF12 - Held der Vergangenheit
ließ seinen Blick über die Gesichter der Menge schweifen. »Ist die Zeit etwa noch nicht angebrochen, die ich voraussah?«
Der alte Vorsitzende antwortete mit von Rührung heiserer Stimme.
»Kaffu, wenn Sie tatsächlich der Held unserer Sagen sind, dann kommen Sie in der Tat zu einer schicksalsschweren Stunde zu uns zurück. Unser Reich ist geschrumpft und liegt im Sterben. Dieser Sonnenrat, dessen Vorsitzender ich, Igir, bin, herrscht nun nur noch über diesen Haufen sterbender Sonnen und Planeten, auf denen die überlebenden Millionen unserer Rasse leben.
Dieses unser letztes Bollwerk wird ständig von den Horden der Kalten angegriffen, von nichtmenschlichen Feinden, die durch die unheilvollen Experimente eines tarastischen Wissenschaftlers auf uns losgelassen wurden. Ihre Angriffe werden immer heftiger, und sie wollen erst damit aufhören, wenn wir uns bereit erklären, keine Kinder mehr zu zeugen, auf daß unsere Rasse mit dieser Generation aussterbe.«
Der alte Vorsitzende zeigte mit bebender Hand auf Vostol.
»Vostol und viele andere sind der ehrlichen Überzeugung, daß es besser wäre, ein solches Abkommen mit den Kalten abzuschließen. Denn sie meinen, daß unsere Rasse ohnehin schon bald aussterben muß, wenn unser Universum gänzlich erlischt. Doch Gerdek und die anderen, die danach streben, die alte Wissenschaft wieder zu neuem Leben zu erwecken, behaupten, daß unser Universum wiedergeboren werden wird, und daß wir uns gegen die Kalten weiterhin zur Wehr setzen müssen.«
Das Stichwort war gefallen.
»Ein Abkommen mit den Kalten schließen?« donnerte Curt. »Einen Pakt mit dem Todfeind unterschreiben? Ist es wirklich möglich, daß ihr auch nur im Traum an so etwas zu denken wagt? Wenn es so sein sollte, dann sind die Tarasten wahrhaft degeneriert!«
Mit flammender Stimme fuhr er fort.
»Es gehört zur Tradition des tarastischen Volkes, vor Bedrohungen nicht zu kapitulieren, sondern sie zu bekämpfen! Nur so haben wir früher andere Sterne erobert. Ihr werdet diese ruhmreichen Zeiten unserer Vergangenheit wieder auferstehen lassen!«
Curts tönende Stimme und die stolze, kämpferische Haltung der Future-Leute wirkte auf seine Zuhörer wie ein Hornsignal, das zur Schlacht rief.
»Kaffu spricht die Wahrheit!« rief ein junges Ratsmitglied. »Wir sind nicht so feige, vor den Kalten zu Kreuze zu kriechen!«
»Wenn Kaffu uns führt, werden wir sie vom Himmel pusten!« rief ein anderer Taraste. »Wir werden niemals Rassenselbstmord begehen, um uns ein bißchen Frieden zu erkaufen!«
Gerdeks angenehmes Gesicht war vor Erregung gerötet, als er merkte, wie Curts Worte Erfolg zeitigten. Inzwischen war Shiri neben ihren Bruder getreten. Sie stand vorgebeugt da und ließ sich kein Wort entgehen.
»Darüber hinaus«, fuhr Captain Future fort, »hat dieser Mann hier, Gerdek, recht. Dieses sterbende Universum wird wirklich eines Tages zu neuem Leben erwachen. Meine Gefährten und ich können euch wissenschaftliche Beweise dafür liefern. Ihr müßt nur allen Feinden widerstehen, dann wird auch das Reich der Tarasten wieder auferstehen!«
Rufe überschwenglicher Freude antworteten ihm, doch Curts scharfe Augen sahen auch, daß manche der Ratsmitglieder sich inzwischen wieder gefangen hatten, und nun von Zweifeln geplagt waren.
»Ratsmitglieder!« ergriff Vostol das Wort. »Wollt ihr euch etwa von Durchhalteparolen umgarnen lassen? Bisher haben wir noch keinerlei Beweise dafür, daß dieser Mann hier wirklich Kaffu ist.«
»Beweise?« rief ein aufgeregter Taraste. »Sein Äußeres ist doch wohl Beweis genug! Seit Urzeiten hat es niemanden mehr gegeben, der solch flammendrotes Haar besessen hätte wie Kaffu. Und wer, wenn nicht Kaffu, hätte wohl solche übermenschlichen Begleiter?«
»Ich verlange, daß die Identität dieses Mannes durch Untersuchungen einwandfrei festgestellt wird!« rief Vostol.
Jetzt bekam er auch Unterstützung durch andere Ratsmitglieder, die dasselbe forderten. Wieder schwoll ein Stimmengewirr in der Halle an.
Curt blickte angespannt zu Gerdek herüber. Bald würde man ihn entlarven, wenn man ihn einer eingehenden Befragung unterziehen sollte, ohne daß Gerdek und Shiri ihm Näheres mitgeteilt hatten, was er unbedingt wissen mußte.
»Zum Teufel mit ihnen!« zischte Otho. »Dieser Vostol ist wirklich der geborene Zweifler! Wenn er nicht wäre, würden sie dich doch alle akzeptieren.«
»Soll ich dem Kerl den Mund stopfen, Chef?« fragte Grag grollend.
»Nein, wartet!«
Weitere Kostenlose Bücher