Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
auf Hans Allzweckwerkzeug, das in einer Tasche steckte, und nahm es ihm ab. Der Corellianer versuchte erneut, sich zu bewegen, doch er konnte weiterhin lediglich ein- und ausatmen. Sein Atem klang ihm laut und rauh in den Ohren.
Die Gestalt in der mandalorianischen Rüstung blickte zu ihm auf. »Du solltest deine Energie nicht vergeuden, Solo. Ich habe dir eine Dosis eines praktischen kleinen Zaubertranks injiziert, der auf Ryloth hergestellt wird. Teuer, aber bei dem Kopfgeld, das auf dich ausgesetzt ist, hat sich die Anschaffung gelohnt. Du wirst dich einige Stunden nicht rühren können, außer auf meinen Befehl. Die Zeitdauer ist von Opfer zu Opfer unterschiedlich. Aber wenn du dich wieder aus eigener Kraft bewegen kannst, sind wir auf jeden Fall längst an Bord meines Schiffs und auf dem Weg nach Ylesia.«
Han glotzte den Kopfgeldjäger an, als ihm plötzlich aufging, daß er die Gestalt in der mandalorianischen Rüstung vor langer Zeit schon mal irgendwo gesehen hatte. Wo? Er konzentrierte sich, aber die Erinnerung wollte nicht an die Oberfläche dringen.
Der Kopfgeldjäger hatte die Durchsuchung beendet, und richtete sich auf. »In Ordnung. Umdrehen!«
Han drehte sich um.
»Los jetzt! Geh nach rechts zur Mündung der Gasse!«
Der Corellianer fühlte ohnmächtige Wut, während sein Körper jeder Anweisung bereitwillig nachkam. Rechts-links, rechts-links… Er lief weiter, und der Kopfgeldjäger blieb dicht hinter ihm. Han konnte aus den Augenwinkeln gelegentliche Blicke auf ihn erhaschen.
Gemeinsam gingen sie über die Straßen von Nar Shaddaa, und für einen Moment keimte in Han die Hoffnung auf, sie könnten einem seiner Freunde über den Weg laufen, vielleicht sogar Chewie. Bestimmt würde irgend jemand bemerken, was hier mit ihm geschah!
Doch obwohl zahlreiche Bürger von Nar Shaddaa den Kopfgeldjäger und seine Beute vorübergehen sahen, richtete nicht einmal jemand das Wort an sie. Han machte ihnen daraus keinen Vorwurf. Dieser Kopfgeldjäger, wer immer er auch sein mochte, war von anderer Art als jene, mit denen er es zuvor bereits zu tun bekommen hatte. Dieser Bursche war gewandt, klug und extrem gefährlich. Jeder, der sich mit ihm anlegte, würde ohne Zweifel furchtbare Konsequenzen erleiden müssen.
Rechts-links, rechts-links, rechts-links…
Der Kopfgeldjäger wandte sich an der Kreuzung, die zum Transportsystem führte, nach rechts. Han wußte, wohin sie unterwegs waren – zur nächsten öffentlichen Landeplattform. Dort mußte ein Raumschiff auf den Kopfgeldjäger warten.
Han stieg folgsam in die Rohrbahn. Wieder versuchte er, sich zu bewegen. Wenn er wenigstens mit einem Finger oder Zeh wackeln könnte. Aber es war hoffnungslos.
Das öffentliche Transportsystem bestand aus kleinen Kapseln, die vier oder fünf Personen aufnahmen, die alle in einer Reihe saßen. Wie Perlen auf einer Schnur.
Hans Häscher setzte sich nicht hin, aber er befahl Han, Platz zu nehmen. Der Corellianer saß da, kochte innerlich und stellte sich vor, was er alles mit diesem Kopfgeldjäger machen würde, wenn er sich nur rühren könnte.
Der Mann sprach nicht. Han konnte es nicht. Es war eine kurze, stumme Fahrt. Als sie die Kapsel verließen, fand sich Han, ganz wie er vermutet hatte, auf einem der auf den Dächern öffentlicher Gebäude eingerichteten Landefelder. Das Feld war riesig und nur von mehreren Luftschächten unterbrochen, die dem Gebäude unterhalb der Plattform Licht spendeten. Die Schächte öffneten sich gähnend und hatten keine Geländer, die einen unachtsamen Fußgänger davor schützten, sich Hunderte oder gar Tausende von Stockwerken weiter unten zu Tode zu stürzen.
Han überfiel plötzlich eine lebhafte Erinnerung an die Nacht, in der Garris Shrike ihn über die höchsten Dächer von Coruscant gehetzt hatte. Er war damals gerade so mit dem Leben davongekommen. Den Corellianer beschlich jetzt das üble Vorgefühl, daß er diesmal nicht soviel Glück haben würde.
Han fragte sich, welches Schicksal ihn wohl auf Ylesia erwarten mochte. Teroenza hatte nicht ein einziges Molekül Freundlichkeit oder Gnade in seinem ganzen gewaltigen Körper. Er würde dafür sorgen, daß sein Gefangener einen langsamen und qualvollen Tod erduldete.
Han wünschte sich einen Moment lang, er würde gerade so lange die Herrschaft über seinen Körper wiedererlangen, um loszurennen und in einen dieser Luftschächte zu springen. Doch wie sehr er sich auch anstrengte, es blieb ihm nichts anderes übrig, als den
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