Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
»Jaah.«
Sie drückte mit Daumen und Zeigefinger gegen das Türschloß, und die Tür ging ohne einen Laut auf. Xaverri zögerte noch einen Augenblick, dann betrat sie das Zimmer.
Die Tür ließ sie auf.
Han lächelte und folgte ihr hinein.
Han erwachte ein paar Stunden später und beschloß, Xaverri, die noch in tiefem Schlaf lag, zu verlassen, um sie in Ruhe ausschlafen zu lassen. Er kleidete sich leise an und ließ sich, nachdem er eine Nachricht auf ihrem Komlink hinterlassen hatte, er wolle sie später am Tag sehen, selbst aus dem Zimmer.
Die Sonne war gerade über Nar Shaddaa aufgegangen, obwohl die Aktivitäten auf dem Schmugglermond nur wenig mit den (für die meisten intelligenzbegabten Wesen) unnatürlich langen Tagen und Nächten zu tun hatten. Nar Shaddaa schlief niemals. Han ging über dicht bevölkerte Straßen nach Hause, hörte die Rufe der Straßenhändler, die Myriaden von Waren zum Verkauf feilboten.
Han pfiff, während er ging, ein paar Takte eines alten corellianischen Volksliedes. Er fühlte sich großartig. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie sehr er sich nach weiblicher Gesellschaft gesehnt hatte. Es war schon lange her, seit er einer Frau begegnet war, die ihm wirklich etwas bedeutete, und Xaverri fand ihn offenbar ebenso anziehend wie er sie. Die Erinnerung an ihre Küsse besaß noch immer die Kraft, ihn innerlich aufzuwühlen.
Er ertappte sich dabei, wie er die Stunden zählte, die vergehen würden, bis er sie wiedersehen konnte, und er lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. Nun reiß dich mal zusammen, Solo. Du bist kein verträumter Jüngling mehr, du bist…
Ohne Vorwarnung stach ihn etwas in die rechte Gesäßhälfte. Han dachte zuerst, er wäre gestrauchelt und mit dem Hinterteil gegen ein scharfkantiges Stück Glasin gestoßen, das aus der Mauer des halb verfallenen Gebäudes ragte, an dem er gerade vorbeiging. Doch dann überflutete ihn eine Woge seltsamer, krabbelnder Wärme. Seine Schritte stockten, der Blick trübte sich, wurde wieder klar.
Was geht hier vor?
Stählerne Finger packten seinen Arm und zerrten ihn in eine Gasse. Han erkannte voller Entsetzen, daß er sich nicht zu wehren vermochte. Die Hände gehorchten den Befehlen seines Gehirns nicht mehr.
Drogen? Oh, nein!
Eine tonlose, unmenschliche Stimme direkt hinter seiner rechten Schulter sprach ihn an. »Keine Bewegung, Solo!«
Han stellte fest, daß er gar nichts anderes hin konnte, als vollkommen reglos zu verharren. Im Innern tobte heiß und explosiv wie Sternplasma der Zorn, doch äußerlich unterwarf sich sein Körper vollkommen dieser künstlich verstärkten Stimme.
Wer hat mich erwischt? Was will er von mir?
Han spannte jeden Muskel, jede Sehne, jedes Neuron, jede Faser seiner Existenz, um die Hände zu bewegen, die Arme, die Beine. Auf seiner Stirn sammelte sich Schweiß und tropfte ihm in die Augen. Doch er brachte nicht mehr zustande als das Zucken eines Fingers.
Die Hand ließ seinen Arm los und wanderte zu seinem Oberschenkel hinab, um den Lederriemen zu lösen, der seinen Blaster sicher im Holster hielt. Han spürte, wie das Gewicht an seiner Hüfte leichter wurde, als der Angreifer ihn entwaffnete.
Sich innerlich dagegen auflehnend, versuchte er abermals, sich zu bewegen, doch er hätte sich ebensogut darum bemühen können, allein mit der Kraft seiner Muskeln ein Raumschiff in den Hyperraum zu schieben.
Er wollte sprechen, wollte sagen: »Wer sind Sie?«, aber auch das erwies sich als jenseits seiner Fähigkeiten. Das einzige, was er hinbekam, war atmen, einatmen, ausatmen…
…und gehorchen. Wenn Han ein Wookiee gewesen wäre, dann hätte er jetzt lang und laut auf gejault.
Nachdem er Han von seinem Blaster erleichtert hatte, kam sein Häscher um ihn herum. Endlich konnte Han ihn sehen. Ein Kopfgeldjäger! schrie es in seinem Geist.
Eine abgenutzte grün-graue mandalorianische Rüstung, ein Helm, der das Gesicht vollständig verdeckte, bewaffnet bis zu den Zähnen. Von seiner rechten Schulter baumelten sogar ein schwarzer und ein weißer geflochtener Skalp unbekannter Herkunft.
Han fragte sich, wie der Mann heißen mochte. Er mußte zur Elite gehören – ein Kopfgeldjäger, der sich nur wirklich ›schwerer‹ Fälle annahm. Der Corellianer vermutete, daß er sich jetzt wohl geschmeichelt fühlen sollte, doch dies hier schien ihm bestenfalls eine höchst zweifelhafte Ehre zu sein.
Der Kopfgeldjäger fuhr fort, Han auf der Suche nach weiteren Waffen abzutasten. Er stieß
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