Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
sprang auf die Füße, als er eine Frau fluchen hörte und ihr eine betrunkene, grimmige Männerstimme antwortete: »He, Baby, so was sacht eine Dame aber nich!«
»Ich bin keine Dame«, entgegnete die tiefe, zornige Stimme einer Frau. Han spähte in das Zwielicht und konnte die Umrisse zweier Streitender ausmachen. Er hörte das Geräusch eines Handgemenges, auf das ein Schlag folgte.
»Kommherduschlampe!« lallte der Mann.
Die Frau stieß eine Verwünschung aus, dann vernahm Han das Geräusch eines neuerlichen Schlages, der offenbar auf Fleisch traf. Während er nach hinten lief, sah er, wie die Füße des Mannes vom Boden abhoben. Die Frau schickte ihn gerade mit einem Schulterwurf auf die Bretter. Der Mann kreischte – ein kurzer, abgehackter Schrei –, dann prallte er auf und lag heulend und wehklagend, aber reglos da.
Als Han das hintere Ende der nur trübe beleuchteten Bar erreichte, stieß er auf einen kleinen, spindeldürren Schmuggler und gewerblichen Schläger, den er nur als ›Jump‹ kannte und der sich jetzt jammernd zu den Füßen einer hochgewachsenen Frau krümmte. Als Jumps Kumpel (der sich klugerweise nicht in den Streit eingemischt hatte) diesem half, sich aufzusetzen, konnte Han erkennen, daß sein Arm in einem merkwürdigen Winkel herabhing und offenbar schmerzhaft ausgerenkt war.
Die Frau stand mit der Hand am Blaster, den sie indes noch nicht gezogen hatte, über den beiden. Ihre Augen waren zu Schlitzen verengt, ihr Atem jedoch hatte sich nicht mal beschleunigt.
Als Han näher kam, drehte sie sich zu ihm um. »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram, Mann!«
Han wich einen Schritt vor ihren blitzenden bernsteinfarbenen Augen zurück. Sie war ebenso groß wie er selbst, hatte Landos Hautfarbe, und ein krauser schwarzer Haarschopf stand ihr wie die Mähne eines Brelet vom Kopf ab. Sie sah härter aus als Neutronen und außerdem unverkennbar verrückt.
Der Corellianer hob rasch in einer friedvollen Geste beide Hände zur Decke. »He, ich will mich ja gar nicht einmischen. Für mich sieht es so aus, als wäre die Lage bereinigt.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen«, schnappte die Frau und marschierte auf dem Weg zum Vordereingang an ihm vorbei. Die Absätze ihrer Stiefel klapperten auf dem verschrammten Boden. Sie trug einen langen fleischfarbenen Rock, eine braune Seidenbluse sowie die obere Hälfte eines schwarzen Brustpanzers, der mit stählernen Ziernägeln geschmückt war. Ihr Blaster schaukelte an der Hüfte, und der abgewetzte Griff verriet Han, daß sie damit umzugehen wußte.
Han eilte fasziniert in den vorderen Teil des ›Blaulicht‹ und deutete auf eine Reihe unbesetzter Barhocker, wobei er darauf achtete, nicht zwischen ihr und dem Ausgang zu stehen.
»Müssen Sie wirklich schon so schnell fort? Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« fragte er.
Sie unterzog ihn einer ausgiebigen Musterung, und ihr Zorn verrauchte. Im Hintergrund verebbte allmählich Jumps Jammern, während der Schläger von seinem Kumpel zur Hintertür geführt wurde. »Vielleicht«, antwortete die Frau und streckte ihre in einem gepanzerten Handschuh steckende Hand aus. »Salla Zend.«
»Han Solo.« Sie schüttelten einander die Hände, dann schwang sich Han auf den nächsten Barhocker. »Was trinken Sie?«
Salla nahm ebenfalls Platz. »Einen Mad Mrelf, pur.«
»In Ordnung«, sagte Han und achtete darauf, sich keine Reaktion auf die Erwähnung des starken alkoholischen Getränks anmerken zu lassen. Er selbst hätte auf keinen Fall einen Mad Mrelf bestellt. Es wimmelte von Gerüchten über Raumfahrer, die sich auf Sauftouren mit Mad Mrelf abgefüllt hatten und in einem imperialen Arbeitslager wieder zu sich gekommen waren – oder denen sogar noch Schlimmeres widerfahren war.
Sie redeten, und Han fand bald heraus, daß Salla ebenfalls eine Schmugglerin und neu auf Nar Shaddaa war. »Ich besitze ein Schiff«, erzählte sie. »Die ›Rimrunner‹. Was mir fehlt, ist Arbeit. Ich möchte ein paar Umbauten vornehmen.«
»He«, rief Han, »da weiß ich, an wen Sie sich wenden müssen. Mein Schiff ist auch gerade dort in Arbeit. Der Typ ist ein echter Zauberer. Heißt Shug Ninx.«
»Ich bin selbst eine ziemlich gute Mechanikerin«, erwiderte Salla. »Aber ich würde Ihren Freund gerne kennenlernen.«
»Ich werde morgen früh wieder an meiner ›Bria‹ arbeiten«, erklärte Han. »Treffen wir uns doch morgen, wenn Sie Lust haben, dann können wir zusammen zu Shugs Raumdepot gehen.«
Sie warf ihm
Weitere Kostenlose Bücher