Han Solos Abenteuer 01 - Han Solo auf Stars' End
selbstgefertigten Medaillen und Orden von seiner Uniformjacke. Dann riß er auch die Epauletten und Tressen herunter, so daß nur noch eine ganz gewöhnliche schwarze Jacke übrigblieb, die aus ein paar Schritten Entfernung durchaus wie die Uniform eines Technikers wirkte. Er befestigte die Sicherheitsplakette des Technikers an seiner Brust, hob Max wieder auf und machte sich auf den Weg.
Wenn ihn jemand anhielt oder das winzige Holobild seiner Plakette mit seinem wirklichen Gesicht verglich, war er erledigt. Aber für den Augenblick verließ er sich auf sein Glück, seinen selbstbewußten und daher überzeugenden Schritt und eine wichtige Miene.
Er eilte zwei Stockwerke hinauf, ohne daß ihn jemand stoppte. Drei Espos, die in einer Wachzelle in der Nähe der Lifttüren herumlungerten, winkten ihm, weiterzugehen, als sie sahen, daß er eine Plakette trug. Er zwang sich, nicht zu lächeln. Stars’ End war wahrscheinlich ein langweiliger Posten; kein Wunder, daß die Wächter nachlässig geworden waren. Was sollte hier schon passieren?
Im Amphitheater hatte das Talent Pakkas diesem sogar einen freundlichen Blick von Direktor Hirken eingetragen. Der junge Trianii hatte mit dem Reifen gearbeitet, während er einen Ball unter sich durch die Arena rollte.
»Genug damit«, erklärte aber Hirken nun, und seine manikürte Hand hob sich.
Pakka blieb stehen und starrte den Direktor an.
»Ist dieser sogenannte Meisterschütze immer noch nicht zurück?«
Hirkens Untergebene konferierten kurz untereinander und gelangten dann zu der Entscheidung, daß Han noch nicht da sei.
Hirken wies auf Atuarre. »Also gut, Madame, Sie dürfen tanzen. Aber fassen Sie sich kurz, und wenn Ihr Scharfschützenkollege jetzt nicht bald kommt, setze ich seinen Auftritt vielleicht ganz ab.«
Pakka hatte inzwischen seine Utensilien aus der Arena entfernt. Jetzt reichte Atuarre ihm die kleine Flötenpfeife, die Han angefertigt hatte. Während der Junge ein paar Läufe darauf blies, steckte Atuarre sich Fingerzimbeln an und probierte sie aus. Den improvisierten Instrumenten, selbst den Fesselglöckchen, fehlte die musikalische Qualität echter Trianii-Instrumente. Aber für den Augenblick genügten sie, und vielleicht überzeugten sie ihr Publikum sogar, daß es hier etwas Echtes geboten bekam.
Pakka begann eine alte Weise zu spielen. Atuarre trat in die Arena hinaus und wiegte sich mit einer Grazie und Eleganz zu den Klängen der Musik, wie es einem Menschen unmöglich gewesen wäre.
Das Gesicht Hirkens wurde weich, und auch die Mienen der anderen Zuschauer lösten sich. Der rituelle Tanz der Trianii gilt bei vielen als primitive, schamlose Kunst, aber in Wahrheit handelt es sich dabei um höchste Artistik. Seine Formen sind uralt und exakt, und sie verlangen die ganze Konzentration des Tänzers. Zudem gehört dazu Perfektion und tiefempfundene Liebe zum Tanz selbst. Hirken, seine Untergebenen und seine Frau wurden gleichsam in Atuarres kreisenden, anschleichenden und dann wieder aufstampfenden Tanz hineingezogen, und sie fragte sich, wie lange es ihr wohl gelingen würde, die Zuschauer an sich zu binden, und was dann kommen mochte, wenn sie sie nicht lange genug fesseln konnte.
Han, der in einem leerstehenden Raum ein Computerterminal gefunden hatte, stellte Max daneben. Während Max seinen Adapter ausfuhr und mit dem System Verbindung aufnahm, blickte Han vorsichtig in den Korridor hinaus und schloß die Tür. Er zog einen Hocker vor einen Bildschirm. »Alles klar, Kleiner?«
»Gleich, Captain. Die Technik, die Rekkon mich gelehrt hat, funktioniert hier auch.«
Der Bildschirm erhellte sich, und dann tanzten Symbole, Diagramme, Computermodelle und ganze Reihen von Daten über die Glasscheibe.
»Nur zu, Max. Und jetzt such mir die Pferche, Zellen bzw. Arrestgemächer oder wie das hier heißt.«
Ein Plan nach dem anderen leuchtete auf dem Bildschirm auf, während Max noch viel schneller suchte und riesige Datenmengen überprüfte. Das war es, wofür er gebaut war. Doch am Ende mußte er zugeben: »Das kann ich nicht, Captain.«
»Was soll das heißen, du kannst das nicht? Sie sind hier, sie müssen hier sein! Sieh noch einmal nach, kleiner Schwachkopf.«
»Es gibt keine Zellen«, antwortete Max indigniert. »Wenn es welche gäbe, hätte ich sie gesehen. Die einzigen Wohneinheiten im ganzen Stützpunkt sind die Häuser und Unterkünfte der Angestellten, die Espo-Kasernen und die Suiten der Direktion auf der anderen Seite des Baus – und
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