Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
empört. »Wir sind eben angekommen, und damit Sie es wissen, wir warten schon eine ganze Weile darauf, daß man uns einen Tisch zuweist. Und Sie versuchen, uns eine fremde Rechnung unterzujubeln, obwohl wir noch nicht einmal etwas zu trinken bekommen haben? Wo ist der Geschäftsführer?«
Der Sljee wirbelte vor und zurück und flocht seine Tentakel in völliger Bestürzung ineinander. Sein Sinnesapparat war für feine Unterscheidungen und subtile Wahrnehmungen hinsichtlich anderer Sljee wirklich hervorragend ausgestattet, aber Menschengattungen fand er grauenhaft anonym.
»Sind Sie sicher?« ächzte der Sljee niedergeschlagen. »Ich bedaure. Ich, ich habe Sie wohl mit zwei anderen Personen verwechselt.« Er betrachtete den freien Tisch und rang verzweifelt die Greifarme. »Sie haben sie nicht zufällig gehen sehen, nein? Wenn ich wieder hereingelegt werde, kostet mich das meine Stellung.«
Fiolla, die das nicht länger aushielt, zog großzügig eine Handvoll Bargeld aus ihrer Schenkeltasche und warf es auf das kleine Tablett.
»Solo, Sie sind unmöglich!«
Der Sljee zog sich zurück, sie mit dankbaren Blicken überschüttend.
Fiolla ging zur Tür.
»Jede Lebensform muß für sich selber sorgen«, sagte Han.
6
Fiollas Hotel war, wie zu erwarten, das beste Logierhaus im Raumflughafen: das ›Imperial‹. Han gab sich alle Mühe, nicht linkisch und fehl am Platze zu wirken, als er ihr durch eine Halle mit hochragenden Säulen, Deckengewölben, federnden, üppigen Teppichen, delikater Leuchtkugelbeleuchtung, teuren Möbeln und wuchernden Sträuchern folgte.
Fiolla dagegen war das Abbild kühler, unbekümmerter Selbstsicherheit, eine Aristokratin selbst im Overall. Sie ging voraus zum Liftschacht und drückte die Taste für das siebzigste Stockwerk.
Ihre Suite war luxuriös, ohne überladen zu wirken. Han vermutete, daß Fiolla sich zwar etwas viel Prunkvolleres hätte leisten können, das jedoch als gewöhnlich betrachtet hätte.
Aber in derselben Sekunde, in der sie mit dem Auflegen der Handfläche die Tür öffnete, wußte er, daß etwas nicht stimmte. Überall herrschte Unordnung. Anschmieg-Möbel waren weggezogen und umgestoßen worden, Schwebepolster und Suspensionsbetten aufgerissen und umgekippt. Aufhängepaneele waren offen, die Datenplaketten und Bänder, mit denen Fiolla arbeitete, lagen überall am Boden verstreut.
Als Han Fiolla von der Tür wegzog, fiel ihm plötzlich ein, daß er unbewaffnet war. »Haben Sie noch eine Schußwaffe?« flüsterte er. Sie schüttelte den Kopf, die Augen weit aufgerissen. »Dann geben Sie mir das Sonderexemplar; es ist besser als nichts.«
Sie übergab ihm die unwirksame Waffe. Er lauschte aufmerksam, hörte aber kein Geräusch, das angedeutet hätte, daß derjenige, welcher ihr Zimmer durchwühlt hatte, noch anwesend sei. Han trat vorsichtig in die Suite und lauschte an jeder Tür, bevor er über ihre Schwelle trat. Er fand bei seinem wachsamen Rundgang überall Spuren einer Durchsuchung, überzeugte sich aber davon, daß niemand in den Räumen war.
Er stellte den Sicherheitsstatus ihrer Tür auf ›Vollständige Isolierung‹. »Wo ist Maggs Zimmer?«
Sie zeigte nach rechts. »Hinter dem Wandbehang gibt es eine Verbindungstür; wir nehmen in der Regel Zimmer nebeneinander. Eine Buchprüfung kann lange dauern.«
Er schob Maggs Tür langsam auf, das Ohr für jede Warnung gespitzt, hörte aber nichts. Maggs Raum befand sich im selben Zustand wie Fiollas Zimmer.
»Sie haben ihn hierher zum Packen beordert?« fragte Han.
Fiolla nickte und schaute sich betroffen im durchwühlten Raum um.
»Nun, jemand hat ihn Ihnen vorausgeschickt. Nehmen Sie mit, was Sie in die Taschen stecken können, wir verschwinden auf der Stelle.«
»Aber was ist mit Magg? Wir müssen diesen Frevel den Espos melden.« Ihre Stimme verklang, als sie in ihr eigenes Zimmer zurückkehrte.
Er begann in der Programmierungstafel für die ferngelenkten Dienergeräte Anweisungen einzugeben, um die Hausarbeit zu regeln, dann kehrte er in Fiollas Räume zurück. »Wir gehen nicht zu den Espos«, sagte er. »Sie könnten beteiligt sein; haben Sie mir das nicht selbst gesagt? Dann ändern Sie nicht Ihre eigenen Regeln.«
Er begann Anweisungen auch in die Programmierungstafel für ihre Räume zu geben. Fiolla kam zurück, ihre Overalltaschen und -beutel waren ausgebeult, eine schmale Tragtasche schlang sich über ihre Schulter. »Das gefällt mir nicht, aber mit den Espos haben Sie
Weitere Kostenlose Bücher