Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
und den Gesprächen der Älteren zuhörten. Kta spielte für das Hochzeitspaar eine Ballade auf der
aos
, es war eine Ballade ohne Worte, nur Musik zur Unterhaltung.
    Mim war jetzt Ehrengast des Hauses und für die nächsten Tage von allen Hausarbeiten befreit. Danach würde sie wieder zusammen mit Ptas und Aimu die gewohnten Arbeiten verrichten. Jetzt aber stand sie im Mittelpunkt und nahm die Aufmerksamkeiten, Komplimente und guten Wünsche aller Anwesenden entgegen. Mim, die niemals erwartet hatte, mehr als eine Konkubine des Lords von Elas zu werden, stand heute im Zentrum des Geschehens.
    Es war ihre Stunde.
    Kurt gönnte ihr die Aufmerksamkeiten, die ihr entgegengebracht wurden, und ertrug sogar den Nemet-Humor. Er blickte sie an und saß, daß ihr Gesicht vor Stolz und Glück leuchtete – und in einer Liebe, die sie ihm auch für geringere Eide geschenkt haben würde, hätte er es so gewollt. Er lächelte sie an und drückte ihre Hand, und die anderen besaßen so viel Takt, keine anzüglichen Bemerkungen darüber zu machen.

10
    Zehn Tage vergingen, bevor die Welt wieder in die Abgeschlossenheit des Hauses Elas eindrang.
    Sie erschien in der Person von Bel t'Osanef u Han, den Mim in den Garten führte, wo Kta Kurt in der Kunst des
ypan
-Fechtens unterwies, dem Kampf mit der langen, schmalen, gebogenen Klinge, der beliebtesten Waffe der Indras in Kampf und Sport.
    Kurt sah Bel in den Garten kommen, umfaßte seine Klinge mit beiden Händen und hielt sie über den Kopf, um Halt zu signalisieren. Kta verhielt mitten in einem Schlag, wandte den Kopf und erkannte den Grund für die Unterbrechung. Mit dem komplizierten Ritual, das den sportlichen Gebrauch dieser scharfen Waffen erforderte, berührte Kta die Klinge mit der linken Hand und verneigte sich vor Kurt, der seinen Gruß erwiderte. Die Nemet hielten dieses Ritual für notwendig, um das seelische Gleichgewicht zwischen Freunden zu wahren, die sich in einem Kampfsport messen. In den Häusern der Familien hingen die
ypaisulim
, die Großen Waffen, die in einer erschreckenden Zeremonie den Hütern des Hauses zugeeignet und mit Blut getauft worden waren. Diese Schwerter wurden niemals gezogen, ohne daß man die Absicht hatte, zu töten oder selbst zu sterben, und sie durften nicht wieder in die Scheide zurückgesteckt werden, bis sie ein Leben ausgelöscht hatten. Selbst diese leichteren Klingen mußten sorgfältig gehandhabt werden, damit die immer wachsamen Hausgeister nicht jemandes Absicht mißdeuteten und Blutzoll forderten.
    Früher hatte es einen Sufaki das Leben gekostet, ein
ypan
zu berühren oder die Großen Waffen auch nur anzublicken, und die Kunst des Fechtens beherrschten sie nicht. Die Waffen der Sufaki waren der Speer und der Pfeil.
    Bel wartete respektvoll, bis die
ypai
in ihre Scheiden zurückgesteckt und beiseite gelegt worden waren, dann trat er zu den beiden Männern und verneigte sich vor ihnen.
    »Meine Lords«, sagte Mim, »soll ich Tee bringen?« 
    »Bitte, Mim«, sagte Kta. »Bel, mein zukünftiger Schwager...«
    »Kta«, unterbrach Bel, »mein Anliegen ist ziemlich dringend.«
    »Bitte setz dich«, sagte Kta verwundert. Im Garten gab es mehrere Steinbänke. Sie setzten sich.
    Aimu trat aus dem Haus. Sie verbeugte sich vor ihrem Bruder und sagte: »Bel, du kommst nach Elas, ohne mir auch nur einen Gruß zu entbieten? Was ist geschehen?«
    »Kta«, sagte Bel, »gestatte deiner Schwester, sich zu uns zu setzen.«
    »Gestattet«, sagte Kta, eine gemurmelte Formalität. Aimu setzte sich auf eine Bank ihnen gegenüber. Es wurde nichts gesprochen. Sie warteten auf den Tee, und bis dahin durfte kein ernsthaftes Gespräch geführt werden. Wenig später trat Mim mit einem Tablett aus dem Haus, auf dem das Teeservice stand.
    Aimu stand auf und half ihr beim Eingießen, dann setzten sich beide Frauen wieder, und die ersten Schlucke Tee wurden schweigend getrunken, wie es die Etikette forderte.
    »Mein Freund Bel«, sagte Kta, als das Ritual beendet war, »ist es Unglück, Ärger oder Not, die dich in dieses Haus geführt haben?«
    »Mögen die Geister unserer Häuser in Frieden miteinander leben«, sagte Bel. »Ich bin hier, weil ich dir am meisten vertraue. Ich befürchte, daß in Nephane bald Blut fließen wird.«
    »t'Tefur«, rief Aimu bitter.
    »Bitte, Aimu, laß mich zu Ende reden, bevor du mich unterbrichst.«
    »Sprich weiter, Bel«, sagte Kta, »aber ich fürchte, dies ist ein Thema, das wir am besten mit unseren Vätern besprechen

Weitere Kostenlose Bücher