Hanan 1 - Brüder der Erde
den
jafikn
und die Gestreifte Robe trägt und mit unserem Akzent spricht – wird von euch insgeheim belächelt. Weißt du eigentlich, Kta, mein Freund, der mich seit vielen Jahren kennt, daß ich eigentlich gar kein Sufaki bin? Überrascht dich das? Ihr habt uns so gründlich vernichtet, daß ihr nicht einmal unseren richtigen Namen kennt. Die Leute an dieser Küste hießen Sufaki nach dem Namen, den diese Provinz unter unserer Herrschaft hatte, aber das Haus Osanef und das Haus Tefur sind Chteftik, benannt nach unserer alten Hauptstadt. Mein Name, den ich korrumpiert habe, um ihn für Indras-Zungen leichter aussprechbar zu machen, ist nicht Bel t'Osanef u Han, sondern Hanu Belaket Osanef, und vor neunhundert Jahren waren wir Rivalen der Insu-Dynastie um die Macht in Chteftikan. Vor tausend Jahren, als deine Vorfahren als Kolonisten ums Überleben kämpften, waren wir Könige, denen sich andere nur auf den Knien zu nähern wagten. Ich habe meinen Namen geändert, um zu zeigen, daß ich zivilisiert bin. Kta, mein Freund, ich bin nicht verbittert. Ich sage dir dies alles nur, damit du uns verstehst, weil ich weiß, daß Elas ein Indras-Haus ist, das vielleicht auf uns hört. Man mißtraut den Indras. Man spricht von geheimen Vereinbarungen, die ihr mit euren Landsleuten in Indresul getroffen haben sollt, und behauptet, daß all eure Schwüre, lieber gegen Indresul zu kämpfen als euch zu ergeben, nur leeres Gerede seien, daß ihr nur schreit wie die Fischer auf dem Markt, um den Preis für euer Abkommen mit Indresul in die Höhe zu treiben.«
»Nun hör aber auf!« Zum erstenmal sah Kurt Wut in Ktas Augen. »Wenn du dich schon entschlossen hast, mir gegenüber offen und ehrlich zu sprechen, möchte auch ich dir meine ehrliche Meinung sagen. Wenn Indresul uns angreifen sollte, werden wir kämpfen. Es war schon immer ein Fehler des Sufaki-Denkens, anzunehmen, daß Indresul uns liebt wie verlorene Kinder. Ganz im Gegenteil. Wir werden jährlich von Indresul verflucht, von den Familien, mit denen wir gemeinsame Wurzeln haben. Bis vor tausend Jahren haben wir unsere Herdfeuer und unsere Ahnen miteinander geteilt, aber seit dieser Zeit haben wir getrennte Herde und verschiedene Ahnenreihen, und wir sind vor allem Nephaniten. Gerade durch die Herd-Loyalität, die du so zu fürchten scheinst, sind wir Nephaniten, und ich schwöre dir beim Licht des Himmels, daß es kein Komplott der Familien gibt. Ja, wir haben euch das Land genommen, ja, es gab grausame Gesetze, das gebe ich alles zu, aber diese Dinge gehören jetzt der Vergangenheit an, Bel. Sollen wir unsere Bräuche und unseren Lebensstil ändern und Sufaki werden? Lieber würden wir sterben. Und wir zwingen euch auch nicht unseren Lebensstil auf. Wir verlangen nicht, daß ihr unsere Kleidung und unsere Bräuche kopiert, und ihr selbst zeigt die größte Achtung gegenüber den Sufakis, die sich den Indras am meisten angepaßt haben. Ihr haßt einander zu sehr, um euch gegen die Handelsmacht der großen Häuser zu vereinigen. Shan t'Tefur selbst hat zugegeben, daß es ihm nicht gelungen ist, euch zu Kartellen zu vereinigen, die uns im Handel Konkurrenz machen könnten. Warum tut ihr es nicht? Es würde das Los der Armen verbessern, für die wir jetzt sorgen müssen.«
»Warum nicht?« erwiderte Bel. »Ihr nehmt an, daß wir um jeden Preis euer Niveau erreichen wollen. Aber habt ihr euch schon einmal überlegt, daß wir vielleicht gar nicht so sein wollen wie ihr?«
»Siehst du einen anderen Weg? Manche von euch, wie zum Beispiel Shan, wollen sämtliche Probleme lösen, indem sie alle Indras töten. Glaubst du, daß das etwas ändern wird?«
»Nein. Es gibt keinen Weg zurück. Unsere Nation ist untergegangen, unser Volk mit dem euren vermischt. Aber ich bezweifle, daß wir eure Lebensart akzeptieren würden, selbst wenn die Verhältnisse umgekehrt wären, wenn wir euch beherrschen würden.«
»Bel!« rief Aimu entsetzt. »Das kannst du doch nicht im Ernst meinen. Du bist erregt. Du wirst deine Ansichten ändern.«
»Nein. Sie sind nie anders gewesen. Ich habe immer gewußt, daß dies eine Indras-Welt ist, daß meine Söhne und deren Söhne mehr und mehr Indras werden, bis sie Männer wie mich überhaupt nicht mehr verstehen können. Ich liebe dich, Aimu, und ich bereue meine Wahl nicht, aber vielleicht tust du es. Ich glaube nicht, daß deine wohlerzogenen Indras-Freunde es dir verübeln, wenn du deine Verlobung mit mir löst. Die meisten werden sicher froh sein, daß
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