Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
kalt.
    Dann drang sie in seine Gedanken ein, in seine Erinnerungen, in seine innerste Privatsphäre.
    O Gott! glaubte er wie ein Sterbender zu schreien. Stille trat ein, so dunkel und plötzlich wie ein Sturz. Er lehnte sich gegen das Fenster, fühlte dessen Kälte. Die Leute starrten ihn an. Einige schauten sogar besorgt. Er richtete sich auf und wandte seinen Blick vom Spiegelbild ab zu den Sternen draußen, in die Dunkelheit.
    ›Ich bin Isande.‹
In seinem Geist wuchs eine Stimme, erklang ein Schall, so wie man sich den Klang seiner eigenen Stimme vorstellen konnte, wenn alles still war. Ein bruchstückhaftes, undeutliches Bild der Halle stand von seinen Augen. Er sah das Panoramafenster aus einiger Entfernung, erkannte davor einen schlanken, scheinbar winzigen Mann – all dies dem Bild des Alls, das er selbst sah, überlagert. Er erkannte sich selbst in dem Mann, wandte sich um und sah nun alles gleichzeitig von zwei Seiten. Über seinem eigenen Ich lag nun eine entfernte Persönlichkeit, von der er wußte, daß es Isande war: Er fühlte ihre Erschöpfung, ihre Ungeduld.
    ›Ich komme in dein Zimmer‹
, sendete sie.
    Als sie sich umdrehte, verschob sich sein Blickwinkel, und das brachte ihn aus dem Gleichgewicht; ein Reflex hielt das Bild an, schloß sie aus. Er erkannte auf einmal, daß er diese Abwehrmöglichkeit hatte, versuchte es noch einmal – er wurde mit dem Doppelbild nicht fertig, solange sie sich beide bewegten. Er schaltete es aus, ein unregelmäßiges Flackern, Bild an – Bild aus. Es war schwer, etwas so entschieden, so stark zu wollen, aber es ging.
    Langsam drängte sich ihm die Vermutung auf, Chimele sei aufrichtig gewesen, als sie ihm sagte, daß das Chiabres für die Kamethi keinen Schrecken habe. Es war eine Macht, ein Ausgleich für das Idoikkhe, eine Tür, die man nach Wunsch weit öffnen oder auch schließen konnte.
    Nur, was dahinter lag, war völlig abhängig vom Geisteszustand eines anderen Wesens – von zwei Asuthi, von denen einer möglicherweise nahe am Wahnsinn war.
    Er rührte nicht mehr an ihren Geist, bis er die Tür zu seiner Wohnung geöffnet hatte: Sie saß so entspannt in seinem Lieblingsstuhl, als sei es ihr gutes Recht, über seine Sachen zu verfügen. Als er bemerkte, daß sie über die Bilder auf dem Schreibtisch nachdachte, entriß sie seinen Gedanken das Wissen über seine Familie und zerrte eine Flut von Erinnerungen hervor, die er in seiner Verwirrung nicht zurückhalten konnte.
    Er reagierte mit Wut und fühlte, wie sie zurückwich. »Es tut mir leid«, sagte sie unverbindlich und schirmte dabei ihre eigenen Gedanken so gekonnt ab, daß er auch mit größter geistiger Anstrengung nicht durchdringen konnte. Sie deutete auf den anderen Stuhl und wünschte, daß er sich setze.
    »Das ist meine Wohnung«, sagte er, immer noch stehend. »Oder lassen sie dich hier mit einziehen? Maßen sie sich das auch noch an?«
    Als sie das empfing, schloß sie ihre Gedanken vollständig ab, und er konnte sie nicht erreichen. Er hatte sie schön gefunden, als er sie zum erstenmal schlafend sah; aber als sich ihr Körper nun bewegte, als sie ihn mit ihren blauen Augen ansah, geschah es mit einer Arroganz, die ihn noch über den Aufruhr seiner sonstigen Gedanken hinaus verwirrte. Hinter diesem hübschen Äußeren zeigte sich ein eigenwilliger, starker Geist, ein Eindruck, den ihm schöne Frauen sonst nicht zu vermitteln suchten. Er war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel. Er war sich noch weniger sicher, ob er sie selbst mochte, trotz ihrer Attraktivität.
    »Ich habe meine eigene Wohnung«, sagte sie laut. »Und sei nicht so egozentrisch. Deine Wahlmöglichkeiten sind begrenzt, und ich gehöre nicht dazu.«
    Sie durchforstete seine Gedanken mit einer Geschicklichkeit, gegen die er nicht ankonnte, und begegnete seinem Mißmut mit Verachtung. Er warf sie aus seinen Gedanken, aber schon das geringste Schwanken in seiner Entschlossenheit genügte, um sie wieder durchschlüpfen zu lassen; es war ein dauernder Kampf. Er nahm erschöpft den anderen Stuhl, nahe daran, in Panik zu geraten, und fühlte, daß er dabei war, alles zu verlieren. Er hätte sie schlagen mögen – aber das hätte ihn ins Unrecht gesetzt.
    Sie empfing das und wich in Gedanken hastig zurück. »Nun«, lenkte sie ein, »es tut mir leid. Ich bin taktlos, ich gebe es zu.«
    »Du lehnst mich ab.« Er sprach laut. Das Chiabres war ihm noch nicht vertraut genug. Und was sie ausstrahlte, bestätigte seinen Eindruck: Sie

Weitere Kostenlose Bücher